Frankfurt/Main. Die designierte IG-Metall-Chefin Christiane Benner fordert wegen einer wachsenden Ungleichheit höhere Steuern. "Der Spitzensteuersatz muss steigen", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung".
Man brauche eine Vermögensteuer und wer Millionen erbt, müsse darauf mehr Steuern zahlen. "Wir werden der Ampel auf die Füße treten." Die Ungleichheit in Deutschland gefährde die Demokratie. Benner kritisierte die Regierung auch beim Klimaschutz: "Es gibt zurzeit eine massive Verunsicherung, welche Heizung man nächstes Jahr noch einbauen kann."
Außerdem forderte sie Finanzminister Christian Lindner auf, den von den Grünen vorgeschlagenen Industriestrompreis zu finanzieren: "Herr Lindner muss sich bewegen und das Geld herausrücken." Firmen sollen den vergünstigten Industriestrompreis nur bekommen, wenn sie Standortgarantien einhalten und Tariflöhne zahlen. "Das sollte der Standard werden für den Aufbau grüner Leitmärkte, den die Regierung entschiedener angehen muss." Die Ampel sei als "Fortschrittskoalition" angetreten, aber jetzt "verhungert sie an vielen Stellen in der Umsetzung".
Der IG-Metall-Vorstand nominierte Benner am Dienstag als Nachfolgerin Jörg Hofmanns an der Spitze der Gewerkschaft mit 2,2 Millionen Mitgliedern. Wird sie im Herbst gewählt, wäre sie nach 132 Jahren die erste Frau in dem Job. "Früher haben die Herren im Hinterzimmer ausgemacht, wer der Chef wird", sagte Benner dazu. In Zukunft werde die IG Metall noch viel weiblicher.
Nach ihrer Wahl wolle sie sich um die arbeitenden Menschen kümmern. Es gebe auch so wenige Ausbildungsplätze wie nie. "Es muss wieder cool werden, in der Industrie zu arbeiten." Benner kündigte an, Beschäftigten durch Tarifverträge mehr Wahlmöglichkeiten zu verschaffen.
"Wir brauchen noch viel mehr solcher Instrumente, um das Arbeiten in der Branche attraktiver zu machen." Deshalb kämpfe sie jetzt in der Stahlindustrie für die "Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich". In der Metall- und Stahlbranche sei schon die 35-Stunden-Woche durchgesetzt. "Der Weg zur Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden ist nicht mehr weit."
Es ärgere sie, dass die Arbeitgeberverbände das nicht sehen wollten. "Sie tun die Vier-Tage-Woche als Freizeitparadies ab". Aber sehr viele Menschen wollten Familie, Freunden, Ehrenämtern und sich selbst mehr Zeit widmen, so Benner.
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