Berlin. Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Rücksichtslosigkeit gegenüber europäischen Nachbarländern vorgeworfen. "Es ist überraschend, wie viele Fehler Merz schon gemacht hat", sagte Dröge der "Welt" (Mittwochausgabe).
Sie erkenne zwar an, dass Merz gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit anderen europäischen Staats- und Regierungschefs nach Kiew gereist sei. "Das war ein starkes Signal der Solidarität mit der kriegsgebeutelten Ukraine. Wir haben Olaf Scholz oft dafür kritisiert, dass er sich zu wenig für Europa interessiert hat", so Dröge.
Scharfe Kritik übte Dröge aber an den verschärften Grenzkontrollen und Zurückweisungen von Asylsuchenden. "Ich komme aus Nordrhein-Westfalen, ich bin damit aufgewachsen, dass die Grenze zu den Niederlanden offen ist. Jetzt erleben wir dort kilometerlange Staus wegen der Grenzkontrollen. Die Politik von Merz ist eine Belastung für die EU."
Als "absolut instinktlos und rücksichtslos" habe sie empfunden, dass Merz bei seinem ersten Besuch als Kanzler in Warschau schärfere Grenzkontrollen angekündigt habe. Er habe quasi gesagt: "Wir schicken euch unsere Geflüchteten wieder zurück." Dieses Verhalten habe "zumindest überhaupt nicht geholfen", den knappen Erfolg des rechtsnationalen Präsidentschaftskandidaten Karol Nawrocki zu verhindern, so Dröge. "Die Menschen in Polen achten sehr genau darauf, was in Berlin so beschlossen wird."
Die Weigerung von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), trotz des Urteils des Berliner Verwaltungsgerichts die Zurückweisungen an den Grenzen zu stoppen, kritisierte die Grüne scharf. "Das geht gar nicht. Dobrindt praktiziert einen bewussten Bruch europäischen Rechts", sagte Dröge. In der CSU habe es "offenbar Tradition, auf Europarecht zu pfeifen - das haben wir bei der Pkw-Maut ja schon mal erlebt."
Dröge wirft Merz Rücksichtslosikgkeit gegenüber Polen vor
Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Rücksichtslosigkeit gegenüber europäischen Nachbarländern vorgeworfen.
Katharina Dröge (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur