"Ergibt keinen Sinn": Leser sauer über Regel-Wirrwarr auf Weihnachtsmärkten

Vielfach werden Beispiele für einfachere und sinnvollere Regeln auf Veranstaltungen angeführt. Diese finden sich auch in der Region.

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So voll war der Weihnachtsmarkt noch im Jahr 2019.
So voll war der Weihnachtsmarkt noch im Jahr 2019. | Foto: Alexander Dontscheff

Region. Das Land Niedersachsen gab kürzlich Regeln für die kommenden Weihnachtsmärkte bekannt. Der Versuch, die Weihnachtsmärkte ohne Umzäunung und Kontrollen, aber trotzdem unter Berücksichtigung der 3G-Regeln auszurichten, wurde neben der Landespressekonferenz auch in den sozialen Medien kontrovers diskutiert. Während die einen der Einfachheit halber für einen Zaun plädieren, zweifeln andere die Schutzwirkung der Maßnahmen auf den Weihnachtsmärkten grundsätzlich an.




3G-Regeln an allen Ständen, an denen Getränke und Speisen zum Verzehr angeboten werden. Den Veranstaltern ist es freigestellt, ob sie das mit einer Bändchenausgabe für Geimpfte, Getestete und Genesene oder durch individuelle Kontrollen der einzelnen Standbetreiber gewährleisten wollen. "Was soll das Ganze? An jeden Markt den Code der Luca App aufhängen, jeder checkt ein und wieder aus, wenn er fertig ist. Geht doch bis jetzt auch überall. Man kann es sich natürlich schwerer machen als es ist", schlägt ein Leser unserer Zeitung auf Facebook vor.




Ein anderer Leser verweist auf die Regeln für den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt - dort wird es so ähnlich praktiziert. Es gelten die allgemeinen AHA-Regeln, es wird empfohlen, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können. Gäste müssen sich an den Ständen mit Verzehrangebot per App registrieren. Keine Einzäunung, kein Eintritt. Es wird auf die Eigenverantwortung der Besuchenden gesetzt. Ein ähnliches Konzept verfolgte jüngst die Kaisermeile in Goslar - und sorgte mit einem verkaufsoffenen Sonntag für eine brechend volle Innenstadt.


Ein Zaun wäre einfacher


Andere Leser fänden eine Lösung mit Umzäunung hingegen praktikabler: "Zaun drum rum und Kontrollen. Wo ist das Problem? Dann schlendert immerhin auch keiner ohne G drüber, 'weil ich esse ja nix'." Auch der Braunschweiger Weihnachtsmarkt wird als Beispiel angeführt, wie man so etwas einfach realisieren könnte: "Also in Braunschweig ist der ganze Weihnachtsmarkt auf dem Burgplatz und dem Platz der Einheit. Getrennt durch die Münzstraße. Sehe dort kein Problem: Burgplatz und den Platz der Einheit absperren und gut ist. Denn beim mittelalterlichen Markt auf dem Burgplatz hat es ja auch immer funktioniert und da wurde sogar fünf Euro Eintritt genommen. Und wer kein Bock auf sowas hat, braucht ja nicht hinzugehen." Auch aus Wolfenbüttel können Leser Positivbeispiele nennen: "Es gab doch nun schon ein paar Märkte, die komplett eingezäunt waren mit einem Ein- und Ausgang und dortigen Kontrollen und das hat auch funktioniert (zum Beispiel Streetfood Festival). Warum sollte das bei einem Weihnachtsmarkt nicht funktionieren? Dass die Marktbeschicker einzeln jeden Gast kontrollieren halte ich nicht für praktikabel."


Sinnhaftigkeit des Infektionsschutzes


Die Regeln warfen nicht nur beim Niedersächsischen Städtetag und in den sozialen Medien Fragen auf, sondern auch bei der Landespressekonferenz. Der niedersächsische Krisenstabsleiter Heiger Scholz wies Kritik am Konzept entschieden zurück: "Im Moment gibt es keinen Anlass, das anzufassen." Die Begründungen zu den hervorgebrachten Zweifeln der anwesenden Journalisten seitens der Landesregierung schienen vielen Lesern allerdings nicht schlüssig: "Scholz sagt: "Geimpfte Personen seien jedoch im Gegensatz zu Getesteten zu 99 Prozent vor dem Tod geschützt und zu 92 Prozent vor einer Hospitalisierung." Die Mortalität bei Covid liegt laut WHO zwischen 0,3 und 1 Prozent, was heißt: 99,0 bis 99,7 Prozent der Bevölkerung würden überleben, selbst wenn sich alle infizierten, also unter der falschen Voraussetzung, dass es keine Grund- und Kreuzimmunität gäbe. Was Scholz sagt, ergibt keinen Sinn." Der gleiche Leser zitiert den Artikel von regionalHeute.de mit dem Satz:

Auf die Frage, weshalb Geimpfte wegen der Impfdurchbrüche nicht auch weiter getestet werden, antwortet Scholz uneindeutig: "Die Testung gibt ja keinen zusätzlichen Schutz für den Betroffenen gegenüber der Impfung", so Scholz.


Der Leser meint dazu: "Ok, also wir brauchen laut Scholz noch Maßnahmen, um Gefährdete vor einer Infektion zu schützen, aber das spielt keine Rolle, wenn es darum geht, dass Geimpfte getestet werden sollen, um die Ungeimpften und Geimpfte mit mangelndem Impfschutz zu schützen, weil die Geimpften ja nur eine Gefahr für andere und nicht für sich selbst seien."


"Am einfachsten ist 2G"


Bei allen Irrungen und uneindeutigen Antworten kommt aber auch hier in den Kommentarspalten bei Facebook der Wunsch nach einer einfacheren Regel durch: "Am einfachsten ist 2G! Wird auch in Sportstätten so gehandhabt. Sperren vor allen Ein- und Ausgängen, dort steht Personal und kontrolliert die Leute entsprechend und versieht sie mit farbigen Selbstklebebändern, die gut zu erkennen sind, zwecks stichprobenhafter Kontrolle im Bereich! Fertig! Im Bereich dann keine Masken und kein Abstand! Kann doch nicht so schwer sein!" Ein Leser liefert daraufhin eine Theorie, weshalb man es sich so schwer macht: "Weihnachtsmarkt ist, wie der Name schon sagt, ein Markt, wo auch Einkäufe getätigt werden können. Daher muss er rechtlich wie ein Markt und nicht wie eine Veranstaltung gehandhabt werden und daher wird 2G nicht gehen. Daher rührt auch wahrscheinlich dieses Wirrwarr." Dass jedoch nicht alles Markt ist, wo Markt drauf steht, folgt im nächsten Kommentar: "Der Mittelaltermarkt ist wie der Name schon sagt auch ein Markt, ist auch umzäunt und man muss dort Eintritt zahlen. Und "Einkäufe" können da auch getätigt werden. Dieser kann problemlos als Veranstaltung behandelt werden. Man muss nur wollen."

Die Frage der Eigenverantwortung


Dichtes Gedränge beim Auftritt der Musikanten von
Dichtes Gedränge beim Auftritt der Musikanten von "Schabernack" auf der Goslarer Kaisermeile - Dieses Bild könnte auch aus Zeiten vor der Pandemie sein. Foto: Axel Otto



Neben vielen Vorschlägen zur einfacheren Umsetzung von Regeln äußert aber auch eine große Zahl an Kommentatoren den Wunsch nach Normalität ohne Regeln. Wie stark sich dieser Wunsch Bahn bricht, ließ sich bereits an der Kaisermeile am vergangenen Wochenende in Goslar erkennen - wenn Maske getragen wurde, dann bevorzugt unterm Kinn. Auch in der engen und hochfrequentierten Fischemäkerstraße. Keine Einlasskontrollen, keine Zäune, kaum Abstände in den Warteschlangen. Die "Eigenverantwortung" ist dabei jedoch ein ambivalentes Thema - denn in den Geschäften wurde weiterhin diszipliniert Maske getragen.


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