Liebenburg. Seit vier Monaten sucht die Polizei nun fieberhaft nach dem verschwundenen Karsten Manczak. Der 51-Jährige verschwand am 13. April aus seinem Haus im Liebenburger Ortsteil Groß Döhren. Seither fehlt von ihm jede Spur. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen inzwischen von einem Tötungsdelikt aus. Auch etliche Zeugenaufrufe und eine Ausstrahlung bei der Sendung Aktenzeichen...XY ungelöst brachten keine Antworten. Eher im Gegenteil: Sie warfen weitere Fragen auf. Wie zum Beispiel widersprüchliche Mengenangaben der gesuchten Baumaterialien.
Dass Karsten Manczak noch lebend gefunden wird, schließen Polizei und Staatsanwaltschaft aus. Zu viele Hinweise deuten daraufhin, dass der 51-Jährige Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Was bis heute nicht geklärt ist, ist die Frage, was mit der Leiche von Karsten Manczak geschehen ist. Es gibt ein Tötungsdelikt, aber keine Leiche und einen Verdächtigen der schweigt. "Es gibt noch eine ganze Reihe ungeklärter Fragen in diesem Fall", sagt Erster Staatsanwalt Christian Wolters.
So auch nach der Ausstrahlung der Sendung Aktenzeichen XY am Mittwoch. Im Studio fasste der Leiter der Mordkommission "Fortuna", Kriminalhauptkommissar Lutz Lucht, noch einmal die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Dabei spielten auch verschiedene Baumaterialien eine Rolle. Doch wer die bisherigen Berichterstattungen und Zeugenaufrufe der Polizei und die Sendung am Mittwochabend aufmerksam verfolgt hat, dem sind vielleicht Widersprüche aufgefallen.
Verwirrende Aussagen zu Beweismaterialien
Im Juni hatte die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche nach Baumaterialien gebeten. Gesucht wurde damals nach zwei Rasengitterplatten 60x40x8 Zentimeter und acht Baustahlmatten 2.30x1 Meter, die vom Tatverdächtigen am 20. April gekauft worden sein sollen. In der Sendung Aktenzeichen am Mittwoch war dann von 16 Baustahlmatten und elf Rasengitterplatten die Rede. Doch wie kommen plötzlich die unterschiedlichen Mengenangaben zustande? Dazu erklärt Wolters: "Die Informationen, die am Mittwochabend in der Sendung `Aktenzeichen XY… ungelöst´ mitgeteilt worden sind, sind die aktuellen. Abweichungen zu früheren Informationen sind dem Ermittlungsfortschritt geschuldet."
Und eine weitere Frage ergibt sich aus den in der Sendung vorgestellten Ergebnissen. Die Polizei vermutet, dass der Tatverdächtige die Baumaterialien mit einem gemieteten Transporter nebst Anhänger transportiert hat. Sowohl Transporter, als auch Anhänger wurden offenbar in der Zeit vom 19. bis 23. April gemietet. Ein Teil der Baumaterialien aber erst am 30. April gekauft. Auf die Frage, wie denn diese Dinge beschafft worden sind, hat die Staatsanwaltschaft bisher keine Antwort. "Weitere Informationen zur Beschaffung der Baumaterialien, die über die in der Fernsehsendung mitgeteilten Details hinausgehen, liegen uns leider nicht vor", so Wolters.
Anklage ohne Leiche?
Für den Beschuldigten, einen Bundespolizisten aus Liebenburg, zieht sich derweil trotz vieler offener Fragen und fehlender Leiche die Schlinge enger zusammen. Wie Wolters bereits am gestrigen Donnerstag gegenüber regionaleHeute.de erklärte, werde nun die Anklageschrift vorbereitet. Auf was diese lauten wird, könne er noch nicht mitteilen. Details dazu sollen in den kommenden zwei Wochen mitgeteilt werden. Auch zur Frage, ob die Ehefrauen - immerhin geht man bisher von einer Beziehungstat aus - zum Fall befragt worden und was diese Aussagen ergeben haben, schweigt die Staatsanwaltschaft weitestgehend. "Selbstverständlich wurden auch die Ehefrauen des Beschuldigten und des Opfers vernommen. Zum Inhalt etwaiger Aussagen möchte ich aber keine Angaben machen", so Wolters.
Aus früheren Aussagen der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass man den Beschuldigten im Mai wegen Mordverdachts festgenommen habe. Vermutet werde eine Beziehungstat. Die Staatsanwaltschaft kann auch ohne Leiche Anklage erheben. Dann würde es sich um einen reinen Indizienprozess handeln.
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