Braunschweig. Staatssekretärin Birgit Honé und Landesbeauftragter Matthias Wunderling-Weilbier überreichten am Dienstag Förderbescheide an vier Projekte im Amtsbezirk Braunschweig. Alle stehen unter dem Motto der "Sozialen Innovation".
Neue Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen finden, das ist das Ziel der „Sozialen Innovation“. Die niedersächsische Landesregierung hat dazu die gleichnamige Richtlinie verabschiedet. Jetzt wurden nach einem Auswahlverfahren die nächsten Projekte bewilligt. Vier der insgesamt neun in der zweiten Antragsrunde ausgewählten Projekte kommen aus dem Amtsbezirk Braunschweig (Salzgitter, Wolfsburg, Wolfenbüttel, Göttingen).
Programm „Soziale Innovation“
Der demografische und gesellschaftliche Wandel in Niedersachsen stellt neue Anforderungen an die Arbeitswelt und Daseinsfürsorge. Die Entwicklung und Erprobung neuer, innovativer und übertragbarer Ansätze zur Lösung sozialer Herausforderungen und zur Deckung lokaler und regionaler Bedarfe sind erforderlich. Im Vordergrund des Förderprogramms stehen innovative Projekte zur Anpassung von Unternehmen und Arbeitskräften an die gesellschaftlichen Veränderungen. Hinzu kommen innovative Vorhaben, um den Zugang zu Gesundheits- und Sozialdienstleistungen zu verbessern und zu sichern. Die Projektförderung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Die Allianz für die Region möchte Migranten einen besseren Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystem verschaffen.">
Die Allianz für die Region möchte Migranten einen besseren Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystem verschaffen. Foto: Dontscheff
Die Allianz für die Region möchte Migranten einen besseren Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystem verschaffen. Foto: Dontscheff
Projekt „Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsleistungen für Migranten in Salzgitter“
Projektträger: Allianz für die Region GmbH, Braunschweig
Migration und Teilhabe stehen seit geraumer Zeit im Fokus von Unternehmen und Kommunen. In Salzgitter haben etwa 34 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund, in Deutschland sind es laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 knapp 18 Prozent. Aktuelle Zahlen des BKK Dachverbands zeigen, dass Migranten gegenüber Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte durchschnittlich höhere Krankheitsquoten und mehr Arbeitsunfähigkeitstage aufweisen. Oft sind unzureichende Kenntnisse über Strukturen und Abläufe im Gesundheitssystem sowie sprachliche und kulturelle Barrieren die Gründe für eine fehlende Nutzung von präventiven Angeboten.
Diese Herausforderungen hat die Allianz für die Region GmbH als Projektträgerin mit Blick auf die Fachkräftesicherung und den demografischen Wandel erkannt und mit regionalen Partnern aus Kommunen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden thematisiert. Mit dem Projekt „Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsleistungen für Migranten in Salzgitter“ wollen die Akteure notwendige Voraussetzungen schaffen, die den Zugang zu den Leistungen des Gesundheitssystems für Migranten erleichtern und gleichzeitig die Verantwortung für die eigene Gesundheit stärken. Ziel ist es, die gesellschaftliche Teilhabe, den Gesundheitszustand und eine nachhaltige Berufstätigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern. So sollen beispielsweise auch Angebote für Angehörige von Migranten implementiert werden. Um das zu erreichen, entwickeln die Projektpartner einen modellhaften Werkzeugkoffer mit individuellen Maßnahmen, der zunächst in Salzgitter erprobt und später in die Region adaptiert werden kann.
Das Projekt wird mit 154.000 Euro gefördert. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre. Kooperationspartner der Allianz für die Region GmbH sind die Salzgitter AG, Stadt Salzgitter, Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH, PLURAL servicepool GmbH, IG Metall Salzgitter-Peine (Geschäftsstelle und Ortsmigrantenausschuss), TU Braunschweig (Institut für Psychologie), BKK Salzgitter sowie die Wolfsburg AG. Weitere Informationen unter www.allianz-fuer-die-region.de.
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Einige Gäste wohnten der Übergabe der Bescheide bei. Foto: Dontscheff
Einige Gäste wohnten der Übergabe der Bescheide bei. Foto: Dontscheff
Projekt „Initiative zu Empowerment durch Partizipation – Bedarfsanalyse und Lösungswerkstatt zur Stärkung regionaler KMU“
Projektträger: Wolfsburg AG
In Niedersachsen sind laut DAK Pflegereport 2015 33 Prozent der pflegenden Angehörigen berufstätig, wobei mehr als 80 Prozent aufgrund der Pflegesituation in Teilzeit arbeiten. Erwerbstätig zu bleiben, ist für viele ein wichtiges Bedürfnis, aber schwer zu organisieren. Für Unternehmen, die sich auf eine wachsende Zahl pflegender Mitarbeiter einstellen müssen, ist die Erhaltung der Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels und wachsender Demografie-Lücken ein wichtiger Erfolgsfaktor. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist es im Wettbewerb um Fachkräfte entscheidend, geeignete Maßnahmen zur Bindung und Gesunderhaltung der Mitarbeiter umzu- setzen. Das Projekt „Initiative zu Empowerment durch Partizipation“ analysiert die Bedarfe der KMU und formuliert Lösungen, um Belastungen für berufstätige pflegende Angehörige zu reduzieren.
Im Fokus stehen Unternehmen in Helmstedt und Wolfsburg. Das erlaubt einen Vergleich der Ergebnisse hinsichtlich städtischer und ländlicher Regionen. Die Projektbausteine sind:
- Bedarfsanalyse unter Berücksichtigung der partizipativen Teilhabeforschung
- Zusammenschluss von regionalen Netzwerken, die als Interessensvertretungen und Beratungsstellen für regionale KMU fungieren
- interdisziplinäre, innovative Lösungsfindung unter aktiver Beteiligung der KMU
Das Projekt wird mit 166.772 Euro gefördert. Die Wolfsburg AG bringt als Projektträgerin ihre Expertise aus den Themenfeldern Demografie, Betriebliches Gesundheitsmanagement und Netzwerkkoordination ein. Zu den Projektpartnern gehören der Arbeitgeberverband Braunschweig e.V (AGV), die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Wolfsburg-Gifhorn-Helmstedt, das Bündnis für Familie Wolfsburg und die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. www.wolfsburg-ag.com/gesundheit.
Bei der Wolfsburg AG geht man der Frage nach, wie sich Pflege von Angehörigen und Berufstätigkeit besser vereinen lassen.">
Bei der Wolfsburg AG geht man der Frage nach, wie sich Pflege von Angehörigen und Berufstätigkeit besser vereinen lassen. Foto: Dontscheff
Bei der Wolfsburg AG geht man der Frage nach, wie sich Pflege von Angehörigen und Berufstätigkeit besser vereinen lassen. Foto: Dontscheff
Projekt „Sozio-Med-Mobil - Beratung und Mobilität für ländliche Räume“
Projektträger: DRK-Kreisverband Wolfenbüttel e.V., Wolfenbüttel
Auf Basis einer Online-Plattform wird das Projekt die Versorgungsstrukturen in den Bereichen Mobilität und Beratung nachhaltig, modellhaft und übertragbar verbessern. Mittels des Sozio-Med-Mobils wird von Armut betroffenen, chronisch Kranken, behinderten und geflüchteten Menschen einerseits und Gesundheitsdienstleistern, Ärzten, Therapeuten und Beratern andererseits die Möglichkeit eröffnet, kostenlos Fahrdienste und mobile, individualisierte Beratungsleistungen zu nutzen. Das Projekt wird mit wissenschaftlicher Begleitung Lösungen für bereits bestehende und zu erwartende medizinisch-gesundheitliche Versorgungslücken und gesellschaftliche Teilhabedefizite entwickeln. Basierend auf den Ergebnissen des Landesinitiative "Gesundheitsregion Niedersachsen" und dem "Integrierten Entwicklungskonzept Elm-Asse" sollen "Rural Solutions" für unterversorgte ländlich geprägte Regionen erprobt und verstetigt werden. Das Projekt wird mit 176.660 Euro gefördert.
Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel und die Gemeinde Elm-Asse wollen das Sozio-Med-Mobil an den Start bringen.">
Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel und die Gemeinde Elm-Asse wollen das Sozio-Med-Mobil an den Start bringen. Foto:
Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel und die Gemeinde Elm-Asse wollen das Sozio-Med-Mobil an den Start bringen. Foto:
Projekt „DICTUM-Friedland“
Projektträger: Universitätsmedizin Göttingen - Institut für Allgemeinmedizin, Georg-August-Universität Göttingen
Sich-Verständlich-Machen ist eine Kernvoraussetzung der Teilhabe am Gesundheitssystem. Schon deshalb ist die gesundheitliche Versorgung nicht-deutschsprechender Patienten oft defizitär – besonders dann, wenn Dolmetscher nicht verfügbar sind. Das Projekt, das mit 180.081 Euro gefördert wird, willeine digitale Kommunikations- und Übersetzungshilfe für 13 Sprachen und Dialekte erproben. 21.000 Audiodateien und 1.800 Videoclips werden dafür erstellt. Die Hilfe umfasst Modern Standard Arabic und sechs wesentliche arabische Dialekte, dazu Farsi, Paschtu, Türkisch und die drei kurdischen Sprachen Kurmandschi, Sorani und Zaza.
Mit dieser Kommunikationshilfe soll vor allem die Erhebung der Krankengeschichte in der hausärztlichen Sprechstunde erleichtert werden, indem per Tablett-PC videoassistiert der Austausch über Beschwerden und Symptome sowie ihrer Behandlung gelingt. Die Kommunikationshilfe wird zunächst in der Krankenstation der Erstaufnahmeeinrichtung LAB Friedland erprobt; sie soll durch Erfahrungen induktiv angepasst werden, um langfristig in Hausarzt-Praxen Eingang zu finden. Eine bessere Kommunikation wird die Zahl von Arztbesuchen aufgrund von Missverständnissen senken, unnötige Diagnostik und Therapie vermeiden, die Medikamenteneinnahme sicherer machen und Geflüchteten und Migranten eine gleichermaßen medizinisch bessere und kostengünstigere Teilhabe am Gesundheitssystem erlauben.
Für eine bessere Kommunikation zwischen Migranten und Ärzten setzt sich das Projekt aus Göttingen ein.">
Für eine bessere Kommunikation zwischen Migranten und Ärzten setzt sich das Projekt aus Göttingen ein. Foto: Dontscheff
Für eine bessere Kommunikation zwischen Migranten und Ärzten setzt sich das Projekt aus Göttingen ein. Foto: Dontscheff
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