Hanau. Am Montag jährte sich der rassistische Anschlag von Hanau zum vierten Mal. Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger 10 Menschen in der hessischen Stadt erschossen. 9 von 10 Opfern hatten eine Migrationsgeschichte oder gehörten einer ethnischen Minderheit an. Anschließend hatte er seine Mutter und sich selbst getötet.
Am Montagmorgen kamen die Angehörigen der Opfer auf dem Friedhof in Hanau zusammen und erinnerten gemeinsam an die Verstorbenen. Zuvor hatten sie sich ausdrücklich dagegen ausgesprochen, dass Politiker an der Zusammenkunft teilnehmen.
Die Angehörigen werfen der Politik vor, die Umstände der Tatnacht nicht ausreichend aufgearbeitet und nicht genug Konsequenzen gezogen zu haben. So war etwa der Notruf zeitweise nicht erreichbar und in der Tatnacht unterbesetzt. Vili Viorel Păun rief laut seinen Handydaten zwischen 21:57 und 21:59 Uhr dreimal vergeblich den Polizeinotruf an, während er den Täter in seinem Auto verfolgte; kurz darauf wurde auch er erschossen. Erst fünf Stunden nach der Tat identifizierte die Polizei den Täter und stürmte sein Haus.
"An einigen Stellen besteht Grund zu der Annahme, dass ein anderes Handeln der zuständigen Behörden, das Durchführen der Tat erschwert hätte", heißt es im Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses des hessischen Landtags. "Dies gilt für die Erteilung der Waffenbesitzkarte, die Erreichbarkeit des Notrufs, die Verschlussverhältnisse des Notausgangs und den Umgang mit den Angehörigen der Opfer."
"Sein Antrieb war Hass, sein Motiv Rassismus", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag auf X/Twitter. "Rechtsextreme greifen unsere Demokratie an:"
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gedachte der Opfer: "Hanau ist der bittere Beleg, dass Rassismus tötet und der Staat sein Versprechen von Sicherheit für alle nicht halten konnte."
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