Gefährdete Sommerboten: So kann man Schwalben helfen

Die Bestände von Rauch- und Mehlschwalbe sind seit vielen Jahren rückläufig. Der NABU gibt Tipps, was Haus- und Gartenbesitzer tun können.

Die Mehlschwalben werden Mitte April zurück erwartet.
Die Mehlschwalben werden Mitte April zurück erwartet. | Foto: NABU / CEWE / Carsten Friedrich

Region. Pünktlich zum Frühlingsbeginn kommen die Schwalben aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück nach Deutschland. In einer Pressemitteilung teilt der NABU Niedersachsen mit, wie man die „Sommerboten“ mit Nisthilfen, Lehmpfützen und einem insektenreichen Garten unterstützen kann.



„Die Schwalben haben eine enorme Wegstrecke hinter sich, die sehr kräftezehrend war – es sind tausende Kilometer, die sie über Wüste, Savanne und Mittelmeer zu uns zurücklegen müssen“, erklärt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. Er fährt fort: „Während ihres Rückflugs sind sie vielen Gefahren ausgesetzt – dazu gehört leider auch immer noch der Vogelfang in der Mittelmeerregion, der eigentlich längst der Vergangenheit angehören sollte.“

Einflugluke offen lassen


Rauchschwalben kehren in der Regel ab Mitte März und somit etwas früher als ihre Verwandten, die Mehlschwalben, zurück. Sie sind gut an ihrem glänzend blauschwarzen Gefieder, der weißen Unterseite sowie der rötlich-beigen Kehle und den langen Schwanzspießen erkennbar. Meist brüten sie im Inneren von Gebäuden, bevorzugt in geschützten Ecken. Daher findet man die nach oben offenen Lehmnester beispielsweise in Ställen, Scheunen, Carports und Garagen. „Entsprechende Bauten sollten daher nicht komplett verschlossen sein. Vielmehr sollte ab dem Frühjahr eine Einflugluke, beispielsweise ein Fenster oder eine Tür, offengehalten werden“, so Wohlers. Da die Schwalben vor allem Mücken, Fliegen und Blattläuse fressen, werden sie als nützliche Vertilger besonders geschätzt.

Die Mehlschwalben kommen ab Mitte April zurück in unsere Gebiete. Zu erkennen sind sie an ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch sowie dem tief gekerbten Schwanz. Mehlschwalben sind vor allen Dingen den Stadtbewohnern bekannt: Ihre fast geschlossenen Nester bauen sie an rau verputzten Hauswänden oder unter geschützten Dachvorsprüngen. Dabei nutzen Schwalben als ortstreue Tiere gerne alte vorhandene Nester und bessern sie mit frischem Lehm wieder aus.

Schwalben zunehmend gefährdet


Rauch- und Mehlschwalben waren jahrhundertelang ganz selbstverständliche Mitbewohner in unseren Dörfern und Städten. Mittlerweile haben es beide Schwalbenarten jedoch zunehmend schwer, weshalb ihre Bestände seit vielen Jahren rückläufig sind. Laut aktueller Roter Liste für Niedersachsen und Bremen sind Rauchschwalbe und Mehlschwalbe bereits gefährdet. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Einer ist der dramatische Rückgang von Insekten infolge intensivierter Landwirtschaft sowie fehlenden blühenden Brachen und Wegrändern. So ist es für die Schwalben schwierig, genug Futter für ihren Nachwuchs zu finden. Ein weiterer Grund sind fehlende natürliche Nistmöglichkeiten. Hausfassaden sind mittlerweile zu glatt, als dass ein Nest daran halten würde; zudem finden Schwalben durch zunehmende Bodenversiegelung keinen lehmigen Boden mehr als Nistmaterial. Illegale Zerstörung von Nestern und Vergrämungsmaßnahmen an Häusern kommen noch hinzu.

Jeder und jede kann mit wenig Aufwand den Sommerboten unter die Flügel greifen. Wer Garten, Hof oder Wiese besitzt, kann zur Unterstützung des Nestbaus Lehmpfützen anlegen. Rauch- und Mehlschwalben formen nämlich aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen, aus denen sie neue Nester bauen oder alte Nester ausbessern. Schon im April bietet es sich an, die Lehmpfützen anzulegen und über den ganzen Sommer hinweg feucht zu halten.

Nisthilfen aus Holzbeton


Künstlichen Nisthilfen aus Holzbeton, die für Mehlschwalben unter dem Dachvorsprung und für Rauchschwalben im Inneren eines offenen Gebäudes angebracht werden, sind den beiden Schwalbenarten ebenfalls eine große Hilfe. „Wenn das Umfeld stimmt, werden die Nisthilfen sehr gut angenommen“, erklärt Wohlers. „Erforderlich ist jedoch, dass die Umgebung naturnah, das heißt, mit vielen heimischen Pflanzen, die für Insekten interessant sind, gestaltet ist. In einem Nagelscherengarten mit Rasen und Strauchexoten kann das natürlich nichts werden. Dies gilt übrigens auch für alle anderen Vogelarten“, betont der NABU-Mitarbeiter.

NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“


Um mehr Menschen zu ermutigen, sich für Schwalben zu engagieren, gibt es seit 2017 die NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“. „Menschen, die sich für Schwalben engagieren, ihnen einen Unterschlupf bieten oder auf natürliche Weise an ihren Häusern dulden, können sich jederzeit für die Auszeichnung mit einer Plakette sowie einer Urkunde bewerben, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt“, lädt Wohlers Interessierte zur Teilnahme ein. Seit Beginn der Aktion wurden bundesweit bereits 10.000 Auszeichnungen verliehen.

Auch ein kleines Infopaket, bestehend aus einer umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art sowie der reich bebilderten Broschüre „Vögel im Garten“, mit vielen praktischen Tipps und Wissenswertes zu unseren Gartenvögeln, kann gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins angefordert werden beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.


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