Harz. Eine Frau aus dem Harz bekam am Wochenende vermutlich den Schock ihres Lebens. Mitglieder einer organisierten Verbrecherbande sprengten zunächst in der Nacht um 2:50 Uhr einen Sparkassen-Geldautomaten am Harz Welcome Center in Torfhaus, später standen sie maskiert vor der Garage der 68-Jährigen in Braunlage. Sie hatten ihr aufgelauert, als sie gerade zum Einkaufen fahren wollte. Doch die Täter nahmen sie als Geisel und flohen mit dem Auto der Frau.
Bei den Tätern handelt es sich um Mitglieder einer bekannten kriminellen Organisation von Automatensprengern aus dem Bereich des niederländischen Utrecht. Da diese Art des Verbrechens in den Niederlanden scharf verfolgt wird und die Banken mittlerweile ihre Sicherheitsstandards dort drastisch erhöht haben, weichen die Täter gerne ins Ausland aus. Gerade in Deutschland hat die Banden leichtes Spiel, da hier noch viele alte Automaten zu finden seien, erklärt Dr. Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück auf Anfrage von regionalHeute.de.
Bekannte Strukturen
Die Automatensprenger gehören zu einer Bande, die zwischen 300 und 500 Mitglieder hat. Die Strukturen sind sowohl den niederländischen als auch den deutschen Behörden bekannt. So gibt es zwischen den Ländern bereits einen engen Austausch. Darum werden die Fälle in Deutschland auch zentralisiert aus Osnabrück heraus behandelt. Die Grenznähe erleichtere so den Austausch der Justiz, erläutert Retemeyer.
Die Täter würden sich in der Regel Banken in der Nähe von Autobahnen suchen, um möglichst schnell fliehen zu können. Oder aber, wie im Falle von Torfhaus, werden sehr abgelegene Orte ausgesucht. So wurde die Sprengung beispielsweise erst Stunden später bemerkt, gegen 5:40 Uhr.
Unterwegs sind die Verbrecher mit hochmotorisierten Fahrzeugen, um im Notfall der Polizei entkommen zu können. Dafür führten die Diebe in der Regel mehrere Kanister mit Benzin mit sich, um keine Tankstopps einlegen zu müssen.
Festnahme und U-Haft
Auch nach der Sprengung in Torfhaus wollten die Täter zurück in die Niederlande fliehen. Die Polizei konnte sie allerdings aufhalten. Nun befinden sich die 18, 18 und 20 Jahre alten, männlichen Niederländer in U-Haft. Einmal in Vechta und einmal in Hameln, so die Staatsanwaltschaft. Die Wohnungen der jungen Männer seien schon durchsucht worden. Die Staatsanwaltschaft gehe aktuell davon aus, dass der Prozess auch in Deutschland erfolgen werde. Dies werde allerdings noch geprüft, da dies abhängig vom Alter der Beschuldigten sei.
Ungeklärt sei aktuell auch noch, was es mit der Geiselnahme auf sich hatte und was die Täter mit der Frau vorhatten.
Flucht mit Hindernissen
Nach der Sprengung waren die Täter mit ihrem Fahrzeug wohl auf dem Weg nach Braunlage verunfallt. Im Auto hatte man auch die Kanister gefunden. Danach hielt sich die Bande zunächst in einem leeren Haus versteckt. Am Morgen suchten sie sich dann ein neues Fluchtfahrzeug. Dieses nahmen sie von der 68-Jährigen. Danach ging die Flucht weiter. Auf der B243 zwischen Herzberg und Osterode habe die Polizei die Täter dann stellen können. Körperlich verletzt worden sei dabei wohl niemand.
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