Region. Die Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen (FUK) hat die Ergebnisse einer Online-Befragung vorgestellt, darin ging es um Erfahrungen mit Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen und tätlichen Angriffen im Einsatzdienst. Im Februar und März dieses Jahres hatten die aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen die Gelegenheit, sich an der Umfrage zu beteiligen. Das Ergebnis ist alarmierend: Ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat bereits Erfahrungen mit Gewalt machen müssen. So geht aus einer Pressemitteilung der FUK hervor.
Über 1.300 Feuerwehrmitglieder haben an der Umfrage teilgenommen. Die onlinebasierte Umfrage wurde vom Dresdner Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wissenschaftlich begleitet. „Das ist eine große Stichprobe“, sagt der Geschäftsführer der FUK, Thomas Wittschurky. „Die Umfrageergebnisse geben deshalb einen eindeutigen Trend wieder."
Wesentliches Ergebnis der Umfrage
Ein Drittel der Befragten hat Erfahrungen mit Gewalt machen müssen. Gewalt und Belästigung wird hier (nach ILO) definiert „als eine Bandbreite von inakzeptablen Verhaltensweisen und Praktiken oder deren Androhung [...], die darauf abzielen, zur Folge haben oder wahrscheinlich zur Folge haben, physischen, psychischen, sexuellen oder wirtschaftlichen Schaden zu verursachen und umfasst auch geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung.) Dies entspricht fast exakt den Ergebnissen der Vorläufer-Befragung aus dem Jahr 2020.
Mit Abstand am häufigsten wurden Beschimpfungen und Beleidigungen mit Worten und Gesten erlebt. Vieles davon habe sich in den sozialen Medien abgespielt.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hat bereits Verweigerung, Widersetzen oder fehlende Kooperation erlebt. Angedrohtes Anfahren mit Fahrzeugen oder Angefahren werden mit Fahrzeugen wurden von knapp 40 Prozent der Befragten erlebt. Knapp 30 Prozent der Befragten geben an, Einschüchterung, Bedrohung mit Worten oder Gesten erlebt zu haben.
Mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden bereits 10 Prozent der Befragten, Diskriminierungen erlebten ebenfalls knapp 10 Prozent. Die Täter seien weit überwiegend Einzelpersonen, Alkoholeinfluss spielte bei den Gewalterlebnissen praktisch keine Rolle.
Keine Einzelfälle
„Wir reden hier nicht über Einzelexzesse in der Neujahrsnacht“, sagt FUK-Geschäftsführer Wittschurky. „Wenn jede dritte Einsatzkraft in unseren Feuerwehren über erlebte Gewalt im Dienst berichtet, dann haben wir ein massives Alltagsproblem.“ Zusammen mit den Trägern der Feuerwehren und dem Niedersächsischen Innenministerium wird jetzt über wirksame Präventionsstrategien beraten.
Olaf Kapke, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen (LFV), ist erschüttert: „Auch ich weiß aus vielen Gesprächen, dass wir eine zunehmende Tendenz der Respektlosigkeit und leider auch der Gewaltbereitschaft gegenüber unseren ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen beobachten müssen. Ich bin deshalb der Niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens dankbar, dass sie sich dieses die gesamte Blaulichtfamilie betreffende Thema ganz oben auf ihre Agenda gesetzt hat.“ LFV-Präsident Kapke weiter: „Unbefriedigend ist aus meiner Sicht immer noch, dass nicht alle Taten juristisch zu Ende verfolgt werden - selbst wenn Täterinnen und Täter bekannt sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“
Ministerium stellt sich hinter die Einsatzkräfte
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, sagt: „Angriffe auf Rettungs- und Einsatzkräfte, Polizistinnen und Polizisten sowie Feuerwehrleute sind völlig inakzeptabel. Diese Gewalt dürfen wir nicht hinnehmen – denn wer Einsatzkräfte daran hindert, ihre Pflicht zu tun, der greift uns alle an. Wir werden alles dafür tun, um die Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich für unsere Sicherheit engagieren, zu schützen."
Die Ergebnisse der aktuellen Online-Befragung hätten deutlich gezeigt, dass sich insbesondere ehrenamtlichen Einsatzkräfte von den verbalen Attacken und Beleidigungen stark belastet fühlen. In vielen Fällen würden die Angriffe und Erlebnisse gar nicht zur Anzeige gebracht. "Wir müssen gerade den Ehrenamtlichen in der Feuerwehr, die ihre kostbare Freizeit für den Schutz unserer Gesellschaft opfern, den Rücken stärken. Klar ist: Diejenigen, die unsere Einsatzkräfte angreifen, müssen die volle Härte unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen", so Behrens.
Die Ministerin sprach sich dafür aus, den Strafrahmen bei Angriffen auf Einsatzkräfte voll auszuschöpfen. Doch allein das reiche aus ihrer Sicht nicht aus. Ihr sei wichtig, die Menschen hinter der Uniform stärker in den Mittelpunkt zu stellen: "Die Angriffe und Respektlosigkeiten auf sie gehen uns alle an. Aus diesem Grund steht das Thema auch auf der Tagesordnung der anstehenden Innenministerkonferenz in Berlin. Es ist dringend geboten, gemeinsame Aktivitäten abzustimmen und dabei einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu verfolgen.“
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