Gewerkschaft alarmiert: Fachkräftemangel an Schulen nimmt dramatische Formen an

Der Lehrkräftemangel verschärft sich laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) offenbar weiter.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Morgen beginnt in Niedersachsen das neue Schuljahr - wieder, wie schon im vergangenen Jahr - unter Coronabedingungen. Dass, so schlägt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen (GWE) Alarm, lasse mit Sorge auf das neue Schuljahr blicken. Lehrkräftemangel, gepaart mit den Schwierigkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, machen den Schulalltag zu einer Gratwanderung.


Nach Erkenntnissen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen können zum bevorstehenden Schuljahr von den ausgeschriebenen rund 1.800 Lehrkräfte-Stellen bisher offenbar nur 80 Prozent besetzt werden, heißt es einer Mitteilung der GEW nach einer Pressekonferenz der GEW zum Schuljahresbeginn 2021/22.

Zudem würden den Schulen zirka 1.900 Lehrer fehlen, die turnusgemäß in den Ruhestand gehen. Damit verschärfe sich der ohnehin bestehende Personalmangel erneut, kritisierte die Landesvorsitzende Laura Pooth. Sie forderte, endlich die Ausbildungskapazitäten in der niedersächsischen Lehramtsausbildung entsprechend dem Bedarf auszubauen. Zum 30. August 2021 verlassen gerade einmal etwas mehr als 1.400 Absolventinnen und Absolventen die niedersächsischen Studienseminare. Auch die befristeten Stellen und Stundenaufstockungen für pädagogische Fachkräfte sowie in der Schulsozialarbeit, die zur Unterstützung in der Corona-Pandemie geschaffen wurden, sollen nach dem Willen der GEW umgehend zu Dauerstellen werden.

Landesregierung hat geschlafen


„Der Fachkräftemangel an vielen Schulen nimmt dramatische Formen an. Zum Schuljahresbeginn konnten längst nicht alle ausgeschriebenen Stellen für Lehrkräfte besetzt werden. Aktuell werden außerdem rund 500 junge Lehrkräfte weniger das niedersächsische Studienseminar verlassen als in Pension gehen. Die verschiedenen Landesregierungen der Vergangenheit haben es verschlafen, genug Ausbildungsplätze zu schaffen und alle Lehrkräfte gleichermaßen gut zu bezahlen. Daher haben insbesondere die Schulformen mit niedrigerer Besoldung und die berufsbildenden Schulen nun erhebliche Personalprobleme“, kritisierte die Landesvorsitzende Laura Pooth.

Die neuen Stellen aus den Corona-Fördertöpfen, mit denen die Kollegien entlasten werden sollen, müssen aus Sicht der GEW entfristet werden. „Die erhebliche Überlastung war vor Corona schon belegt, nun kommen noch die Folgen der Pandemie bei den Kindern als Herausforderungen für die Schulbeschäftigten hinzu. Die Schulen benötigen jede Stelle auf Dauer, um die Belastungen spürbar zu senken. Gesundheitsschutz geht weit über Hygienemaßnahmen hinaus“, führte Pooth aus.

Förderungen erleichtern


Ihr Stellvertreter Holger Westphal forderte außerdem eine landesweite Übersicht, welche Klassenräume noch mit Luftreinigungsanlagen auszustatten seien. Dabei solle das Kultusministerium mit den kommunalen Spitzenverbänden zusammen arbeiten. Auch eine Aufstellung der unterschiedlichen Fördertöpfe für die Schulen solle erstellt werden. „Die Schulbeschäftigten haben oft schlicht keine Zeit, die Fördermöglichkeiten zusammen mit dem Schulträger bis ins Detail zu durchdringen. Bürokratiearme Verfahren sind hier dringend nötig“, forderte er.

Kritik auch aus der Politik


Und auch der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Björn Försterling, findet deutliche Worte zum Schulstart: „Die Schülerinnen und Schüler werden am Donnerstag in Schulen zurückkehren, die genauso schlecht auf das kommende Jahr vorbereitet sind, wie bereits in den vergangenen Jahren. Wenn der Unterricht wieder verstärkt in Präsenz stattfinden soll, wird auch der anhaltende Lehrermangel deutlich wahrnehmbar sein und Unterrichtsausfälle können nicht mehr mit Corona erklärt werden. Hinzu kommt, dass Minister Tonne sich solange vor der Anschaffung von Luftfiltern und Belüftungsanlagen für die Klassenräume gedrückt hat, dass sie auch nach den Ferien nicht flächendeckend vorhanden sein werden. Sollte diese Landesregierung wollen, dass Schülerinnen und Schüler, unabhängig vom Elternhaus, Chancen durch Bildung erhalten, dann muss sie ihre Prioritäten neu ausrichten. Wir brauchen sichere, gut ausgestattete und digitalisierte Schulen mit ausreichend Lehrpersonal, um unsere Jüngsten auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Minister Tonne hat lange genug Ferien gemacht.“



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