Feier im Glockenpalast: Hat die AfD das Gedenken instrumentalisiert?

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Im Glockenpalast im Mühlenmuseum fand die umstrittene Gedenkveranstaltung statt. Archivfoto: regionalHeute.de
Im Glockenpalast im Mühlenmuseum fand die umstrittene Gedenkveranstaltung statt. Archivfoto: regionalHeute.de | Foto: Bernd Dukiewitz

Gifhorn. Am Samstag hatten der AfD Kreisverband Gifhorn und Horst Wrobel vom Mühlenmuseum zu einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in den Glockenpalast eingeladen. Laut AfD-Kreisvorsitzendem Stefan Marzischewski-Drewes sind dieser Einladung über 200 Besucher gefolgt. Doch im Vorfeld gab es auch Kritik. Das Gedenken sei von der AfD für ihre Partei-Interessen instrumentalisiert worden.


Mit einem Brief an verschiedene Menschen des öffentlichen Lebens (aus Politik, Verbänden und Wirtschaft) habe der Betreiber des Gifhorner Glockenpalast zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen, wie es sie die letzten Jahre wiederholt an diesem Ort gegeben habe, erklärt Martin Neuhäuser, Ortsvereinsvorsitzender SPD Stadt Gifhorn, in einer Pressemitteilung. Erst durch einen Presseartikel sei bekannt geworden, dass die AfD Gifhorn an diesem Tag den Glockenpalast für eigene Zwecke angemietet habe. Es sei auch bekannt geworden, dass die AfD Gifhorn mit eigenen Flyern und auf der Homepage des AfD Kreisverbandes mit derselben Veranstaltung warben, wie es der Betreiber des Glockenpalasts in seinem Brief tat. Zudem wurde öffentlich, dass der Kreisverbandsvorsitzende der AfD die Teilnehmenden des Festakts vor dem Glockenschlag begrüßen werde.

"Hier sollen Menschen getäuscht werden"


"Weitere Überschneidungen im Programmablauf machten unmissverständlich deutlich: hier sollen Menschen getäuscht werden. Es wurde mit einer offenen, gesellschaftlichen Veranstaltung geworben, nur um schließlich auf einer Parteiveranstaltung der AfD zu enden", so Martin Neuhäuser. Diese Parallelität scheine gewollt und sei zu keinem Zeitpunkt deutlich kommuniziert worden. Dieser Vorgang entpuppe sich als bewusste Täuschung aller Bürgerinnen und Bürger. Die SPD Stadt Gifhorn sei der Auffassung, dass es dem Anlass und dem Ort nicht gerecht werde parteipolitisch missbraucht zu werden. Die deutsch-deutsche Geschichte dürfe nicht einseitig vereinnahmt werden und die Freiheitsglocke dürfe nicht für diejenigen schlagen, die Grenzen ziehen, anstatt sie zu überwinden. Deswegen sei die SPD der Veranstaltung ferngeblieben.

"Ein dunkler Schatten auf dem Mühlenmuseum"


Auch die IG Metall kritisiert die Veranstaltung. „Das Ziel war es offenbar, die Politiker vorzuführen und hinterrücks in eine Parteiveranstaltung der AfD einzubinden“, sagt Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, und ergänzt: „Besonders perfide ist dieses Vorgehen aufgrund der Symbolkraft, die das Datum des 9. Novembers für uns hat. An diesem Tag erinnern wir nicht nur an den Mauerfall, sondern auch an die faschistische Pogromnacht am 9. November 1938.“ „Das Mühlenmuseum ist ein Aushängeschild für die Stadt Gifhorn und den Landkreis Gifhorn und von überragender touristischer Bedeutung für die Region. Es wäre höchst bedauerlich, wenn nun ein dunkler Schatten auf diesen Ort fällt“, ergänzt Gunter Wachholz vom IG Metall-Wohnbezirk Gifhorn, der als SPD-Ratsmitglied selbst eine Einladung zu der Gedenkveranstaltung im Mühlenmuseum erhalten hatte. Diese nahm er aber aus oben genannten Gründen nicht wahr.

Laut eines Berichtes von Stefan Marzischewski-Drewes habe im Laufe der Veranstaltung der russische Konsul aus Hamburg und er selber eine kurze Ansprache an die Besucher gehalten. Nach dem feierlichen Läuten der Freiheitsglocke sei die deutsche Nationalhymne gemeinsam gesungen worden. Im Anschluss habe ein zehnminütiges Feuerwerk mit dem Glockenpalast im Hintergrund stattgefunden. Viele seien dann noch Horst Wrobel auf dem Weg zum Glockenpalast gefolgt und hätten den Festvortag der AfD im Nobelpreisträgersaal besucht. Dort berichte Angelika Barbe in einem 40 Minuten langen Vortrag über die Wendezeit in der ehemaligen DDR und erinnerte an die politischen Häftlinge und die Mauertoten. Eingerahmt sei dieser Vortrag von Dietmar Friedhoff, Sprecher der Niedersächsischen Abgeordneten im Bundestag und von Dana Guth, der Landeschefin der AfD, gewesen.


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