Gifhorn. Im Jahr 2023 besuchten circa 2,6 Millionen Gäste die Gegend Ostfriesland in der Nordsee, so das Tourismusnetzwerk Niedersachsen. Doch viele der jährlichen Besucher wissen nicht, wie stark stickstoffbelastet das Meer eigentlich ist. Und die Ursache dafür liegt auch hier in der Region.
Im Oktober des Jahres 2024 führte der VSR-Gewässerschutz eine Messfahrt im Landkreis Gifhorn durch, dieses Mal unter dem Motto "Meeresschutz beginnt in unseren Bächen". Hintergrund der Untersuchung ist die in der Nordsee vorhandene hohe Stickstoffkonzentration, die auf die selbige hohe Belastung in den Flüssen und Bächen zurückzuführen ist. Diese sind Zuflüsse ins Meer und können durch ihre hohe Stickstoffkonzentration die Meeresflora - und fauna durch Sauerstoffmangel schädigen oder gar zerstören. Nach Angaben des VSR sei ein Zielwert 2,8 mg/l Gesamtstickstoff festgelegt worden, welcher bisher noch nicht eingehalten wurde.
Ernüchternde Ergebnisse, aber positiver Ausblick
Der Leiter der Messfahrt, Harald Gülzow, erklärt dazu: „Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die in die Nordsee mündenden Flüsse zu hohe Stickstoffkonzentrationen aufweisen. Wir wollten herausfinden, welche Bäche im Kreis Gifhorn zur Stickstoffbelastung beitragen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.“ Besonders betroffen seien auch Bäche, die stark von intensiver Landwirtschaft beeinflusst würden. Festgestellt wurde im Emmer Bach, südöstlich von Obernholz in Hackensbüttel, eine Stickstoffkonzentration von 6,2 Milligramm pro Liter (mg/l) und im Bickgraben in Groß Schwülper einen Wert von 6 mg/l. In der Lachte in Steinhorst betrug nach Angaben der VSR der Wert 4,9 mg/l und in der Ise in Gifhorn konnte eine Konzentration von 4,6 mg/l gemessen werden. Die Oker in Meinersen wies mit 3,8 mg/l Gesamtstickstoff eine etwas geringere Belastung auf, ebenso die Aller in Münden mit ebenfalls 3,8 mg/l sowie die Kleine Aller in Tiddische mit 3,4 mg/l. Auch die Gravenhorster Riede in Isenbüttel zeigte mit 2,8 mg/l eine niedrigere Stickstoffbelastung, wie der VSR mitteilt.
Keine Verbesserung in Sicht
Wichtigster Aspekt zur Betrachtung der Belastung sei vor allem die Nitratkonzentration im Grundwasser. Dies macht einen hohen Anteil der Stickstoffbelastung aus. „Laut Umweltbundesamt stammen über die Hälfte der Nitrate in unseren Fließgewässern aus dem Grundwasser,“ erläutert Harald Gülzow dazu. Weiter stellt er fest, dass bisher keine konkrete Besserung festgestellt werden konnte. So möchte der Verein mithilfe weiterer Brunnenwasseruntersuchungen überprüfen, ob sich durch die umgesetzten Düngemaßnahmen positive Entwicklungen zeigen werden.