Krach bei der CDU: Chefin der Jungen Union unterstützt unabhängigen Kandidaten

Marie Herzberg, die auch stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Gifhorn war, hat alle Ämter niedergelegt und ist aus der CDU ausgetreten. An CDU-Landrat Dr. Andreas Ebel übt sie harrsche Kritik. Der Rest der Jungen Union steht aber hinter dem Amtsinhaber.

Marie Herzberg unterstützt bei der Landratswahl im September den unabhängigen Kandidaten Detlef Eichner.
Marie Herzberg unterstützt bei der Landratswahl im September den unabhängigen Kandidaten Detlef Eichner. | Foto: Cagla Canidar/KURT Media

Gifhorn. Nachdem es schon in Wolfenbüttel zu Streit innerhalb der CDU bezüglich des Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters gekommen ist (regionalHeute.de berichtete), gibt es nun einen ähnlichen Fall im Landkreis Gifhorn. Die bisherige Vorsitzende der Jungen Union im Landkreis Gifhorn und stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Gifhorn, Marie Herzberg, unterstützt anstelle ihres bisherigen Parteifreundes, Amtsinhaber Dr. Andreas Ebel, bei der Landratswahl im September den unabhängigen Kandidaten Detlef Eichner. Das berichtet KURT Media in einer Pressemitteilung.


Bei einem Pressegespräch am Freitagnachmittag, das unter freiem Himmel auf den Gifhorner Schlosswiesen stattfand, erläuterte die 25-Jährige zudem, dass sie am selben Tag aus der CDU ausgetreten sei und all ihre Ämter niedergelegt habe. Ihre Vorsitzende und Gifhorner Bundestagsabgeordnete, Ingrid Pahlmann, habe Marie Herzberg nach eigenen Angaben einen Tag zuvor über ihren Schritt informiert. Nun übt Herzberg scharfe Kritik an der CDU und an Landrat Ebel. Sieben Jahre lang habe sich die Diplom-Finanzwirtin Herzberg "sehr gerne in der CDU in Stadt und Landkreis Gifhorn engagiert". Doch der Parteinachwuchs sei von den Altvorderen zu selten ernst genommen worden. "Als Klatschvieh im Wahlkampf hat man uns von der Jungen Union immer gerne dabei. Doch wenn es hinterher um Inhalte und Politik geht, bleiben Ideen und Meinungen meiner Generation leider viel zu häufig außen vor - so auch bei unserem amtierenden Landrat", kritisiert Marie Herzberg.

"Die Kreisverwaltung aus Frust über Ebel verlassen"


Da helfe es auch nicht, dass der Landrat aus den eigenen Reihen komme, erklärt Marie Herzberg: "Mit seiner Politik und seinem Führungsstil bin ich alles andere als einverstanden." Schon "viel zu viele gute Leute" hätten der Kreisverwaltung "aus Frust über Ebels Gebaren den Rücken gekehrt", so die bisherige JU-Chefin. "Und auch der jüngste Fall - der Zwist ums Gifhorner Testzentrum - belegt, dass es Andreas Ebel viel zu wenig um die Sache, dafür aber immer wieder sehr viel mehr um sich selbst geht", so die 25-Jährige.

Frei von allen bisherigen Parteiverpflichtungen möchte sich Marie Herzberg nun in den kommenden Monaten in den Wahlkampf für Detlef Eichner einbringen. Der 55-jährige Gifhorner tritt als unabhängiger Kandidat an. "Ich vertraue darauf, dass er die Menschen im Landkreis Gifhorn als neuer Landrat wieder vereinen kann", sagt Marie Herzberg. Denn: "Mehr als 170.000 Menschen leben hier - jede und jeder Einzelne ist wichtig. Jede Idee für ein besseres Miteinander verdient Respekt." Das sei in den vergangenen Jahren nach ihrer Ansicht "leider viel zu kurz gekommen". Detlef Eichner, der bei dem Pressegespräch ebenfalls dabei war, dankt Marie Herzberg für ihre Unterstützung: "Mit ihrer Entscheidung hat sie sehr viel Mut bewiesen!"

Junge Union steht hinter Ebel


Die Junge Union kritisiert in einer Pressemitteilung das Verhalten ihrer ehemaligen Vorsitzenden und versichert Landrat Dr. Andreas Ebel die uneingeschränkte Unterstützung. "Das Verhalten Dr. Detlef Eichners und auch Marie-Sophie Herzbergs verurteilen wir auf das Schärfste. Bereits im September vergangen Jahres hat der Kandidat Eichner mit uns als Jugendorganisation der CDU das Gespräch gesucht. Das haben wir selbstredend abgelehnt. Vor dem Hintergrund des Respekts des eigenen Kandidaten gehört es sich nicht, die Jugendorganisation einer anderen Partei anzuwerben. Herr Dr. Eichner, der immer von Respekt spricht, scheint darauf allerdings selbst keinen Wert zu legen", heißt es in dem Schreiben.

Die Entscheidung der ehemaligen Vorsitzenden Marie-Sophie Herzberg, einen anderen Kandidaten zu unterstützen, sei ihre Privatsache und spiegele keineswegs die Stimmung in der Jungen Union Gifhorn wider. "Wir sind selbst von der aktuellen Entscheidung von Marie-Sophie Herzberg überrascht, da es in letzter Zeit sehr ruhig um sie gewesen ist. Vor ihrer Entscheidung sie hat weder mit uns das Gespräch gesucht, noch hat sie diese uns gegenüber begründet", heißt es.


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