Gifhorn. Immer wieder klingelt bei Menschen das Telefon - und mit einem einzigen Anruf beginnt ein perfides Spiel mit Angst, Schock und Verunsicherung. Die Polizei warnt erneut vor sogenannten Schockanrufen und anderen telefonischen Betrugsmaschen, mit denen Kriminelle versuchen, an Geld oder Wertsachen ihrer Opfer zu gelangen.
Die Täter gehen dabei hochprofessionell vor: Sie geben sich als Polizisten, Staatsanwälte, Ärzte oder Notare aus - und setzen ihre Gesprächspartner gezielt unter Druck.
Die Maschen der Betrüger
Schockanruf mit angeblichem Unfall Ein besonders häufiges Szenario beginnt mit einer dramatischen Nachricht: Ein naher Angehöriger - meist Tochter, Sohn oder Enkelkind - habe einen schweren oder gar tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Nun sei er oder sie in Untersuchungshaft. Nur durch Zahlung einer hohen Kaution könne eine Inhaftierung abgewendet werden. Der Anrufer gibt sich als Kriminalbeamter oder Staatsanwalt aus, spricht betont sachlich, schafft künstlichen Zeitdruck und verhindert gezielt Rückfragen. Die Opfer befinden sich plötzlich in einer Ausnahmesituation und handeln - genau wie beabsichtigt - emotional statt rational.
Variante: Angeblicher Arzt verlangt Geld für Behandlung In einer weiteren Variante meldet sich ein angeblicher Arzt oder Krankenhausmitarbeiter. Auch hier wird eine nahestehende Person genannt, die sich beispielsweise nach einem schweren Unfall in ärztlicher Notfallversorgung befinde. Für die sofortige medizinische Behandlung - etwa eine Operation oder einen Spezialtransport - seien mehrere tausend Euro erforderlich. Häufig wird behauptet, es sei eine Vorleistung erforderlich, da die notwendige Behandlung noch nicht von der Krankenkasse getragen wird. Die Betroffenen werden dabei gezielt in Sorge versetzt und gedrängt, so schnell wie möglich zu zahlen.
Trick mit Gewinnversprechen
Eine weitere, ebenfalls schon länger bekannte Masche ist das falsche Gewinnversprechen. Hier erhalten Betroffene einen freudig klingenden Anruf: Man habe angeblich bei einem Preisausschreiben gewonnen - ein hoher Bargeldbetrag, ein Auto oder eine Luxusreise. Um den Gewinn jedoch zu erhalten, müssten zunächst "Gebühren", "Steuern" oder "Transportkosten" überwiesen werden. In manchen Fällen werden die Opfer sogar aufgefordert, Guthabenkarten zu kaufen und die Codes durchzugeben. Der angebliche Gewinn existiert jedoch nicht - Ziel ist allein, Geld oder sensible Daten zu erlangen.
Alte Maschen - neue Opfer
Diese Betrugsversuche sind der Polizei seit vielen Jahren bekannt. Dennoch werden sie durch Betrüger weiterhin eingesetzt - weil sie trotz aller Warnungen immer wieder funktionieren. Allein in den vergangenen drei Wochen wurden bei der Polizeiinspektion Gifhorn Fälle im zweistelligen Bereich angezeigt, bei denen Kriminelle mit diesen Methoden aktiv waren. In allen Fällen blieb es beim Versuch - den Tätern gelang es nicht, Geld zu erbeuten. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch deutlich höher liegen, denn Taten werden aus Scham oder Unsicherheit nicht gemeldet.
So schützen Sie sich und andere
• Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Betrüger arbeiten mit Stress und Zeitdruck.
• Beenden Sie das Gespräch sofort. Bei Geldforderungen oder dubiosen Geschichten: auflegen!
• Geben Sie keine Auskünfte zu Vermögenswerten oder Familienverhältnissen.
• Kontaktieren Sie selbstständig Angehörige oder Vertrauenspersonen.
• Zahlen Sie niemals Geld an Unbekannte. Weder bar noch per Überweisung, noch über Gutscheinkarten.
• Die Polizei, Krankenhäuser oder Behörden fordern niemals Bargeld oder Wertgegenstände per Telefon.
• Sprechen Sie mit älteren Angehörigen. Klären Sie auf - viele Opfer sind Seniorinnen und Senioren.
• Im Zweifel: 110 anrufen. Lieber einmal zu viel nachfragen als einmal zu spät.