Sieben Wölfe mehr in Gifhorn - Wohin breiten sie sich aus?

Was bedeutet der Anstieg der Wolfspopulation für die Region? Wohin werden sich die Tiere in den nächsten Jahren ausbreiten?

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Gifhorn. In Ehra-Lessien existiert bereits sei 2017 ein Wolfsrudel. Nun hat es sich im Landkreis Gifhorn ein zweites Rudel in Ringelah gemütlich gemacht. Dies bestätigten der Landkreis Gifhorn sowie Joachim Remitz von den Niedersächsischen Landesforsten gegenüber regionalHeute.de. Doch was bedeutet dies für Gifhorns Bewohner, Spaziergänger und Weideviehhalter? Könnte das Rudel möglicherweise bald bis nach Braunschweig wandern?


Bei dem Rudel in Ringelah wurden kürzlich fünf Welpen sicher beobachtet, sodass davon auszugehen sei, dass das Rudel mit den beiden Elterntieren mindestens aus sieben Wölfen besteht, so Remitz. Die Größe eines Wolfsrudels in Mitteleuropa betrage meist zwischen drei bis elf Individuen und schwanke im Jahresverlauf durch die Geburt von Welpen, durch Abwanderung älterer Jungwölfe und aufgrund von Todesfällen, die dem Wolfsmanagement nur zum Teil bekannt werden, ergänzt der Landkreis Gifhorn.

Erst Gifhorn, dann Braunschweig?



Der Landkreis Gifhorn bietet den Tieren vor allem ruhige, störungsarme Gebiete, Wildreichtum und den Wechsel zwischen Wald-, Feld- und Offenlandschaft. Dies benötigen sie für Ruhephasen sowie die Jungenaufzucht. Und trotzdem: Wölfe seien nicht auf "Wildnis-Gebiete" angewiesen, sondern würden auch Straßen und Häuser als Bestandteile ihres natürlichen Lebensraumes nutzen, so der Landkreis. So queren die Tiere Felder, Straßen oder nutzen auch Siedlungsbereiche - dies jedoch meist in der Dämmerung und Nacht, manchmal aber auch tagsüber.

Ob sich das Rudel bis nach Braunschweig ausweiten wird, lasse sich nicht vorhersagen. Die Größe eines Territoriums ist vor allem von der Anzahl der Beutetiere abhängig, so der Landkreis. Dennoch könne es sein, dass die Tiere zum Jagen bis an die Nordgrenze von Braunschweig laufen können. Dies gelte ebenso für alle anderen Himmelsrichtungen, so Remitz.

Um ihr Revier zu markieren und gegen anderen Wölfe zu verteidigen, laufen die Tiere ihr Territorium regelmäßig ab. Dabei ist der Aktionsraum eines Rudels während der Welpenaufzucht geringer. Die Jagdausflüge der älteren Tiere würden von hier aus starten. In ein anderes Gebiet würden die Tiere in der Regel nicht ziehen. Jedoch könne es passieren, dass sich die Rudelgrenzen leicht verschieben zum Beispiel da, wo es bereits mehrere angrenzende Territorien gibt und es zu Auseinandersetzungen kommen kann. So könne es passieren, dass ein Rudel abgedrängt wird und seinen Raum verlagern muss, wenn es nicht sogar zerstört wird, wie der Landkreis weiter mitteilt.

Schutz der Wölfe oder Schutz des Viehs?



Besonders Weidetierhalter sind von der Ansiedlung der Wölfe oftmals nicht besonders begeistert. Nach den jüngsten Vorfällen mit Pferden im Landkreis Nienburg bangen nun auch die Pferdehalter in der Region um ihre Tiere. Obwohl das Umweltministerium bereits umfangreiche Präventionsmaßnahmen zur Verfügung stellt, bleibt bei den Weidetierhaltern vor allem eines: Die Sorge um die Tiere und ein Mehraufwand an Arbeit. "Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als wolfssichere Zäune zu bauen und diese immer wieder auf die Sicherheit zu überprüfen", so Remitz.

Informationen zu wolfsabweisenden Zäunen und Herdenschutz sind in einem Flyer des NLWKN zu finden. Außerdem werden Tierhalter in Niedersachsen bei der Anschaffung von wolfssicheren Zäunen oder Herdenschutzhunden finanziell vom Land unterstützt, wie der Landkreis Gifhorn mitteilt. Weitere Informationen gebe es bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Mit Pferd und Hund in der Natur



Auch, wenn es Übergriffe von Wölfen auf Pferde gegeben hat, so hätte es bisher keine Angriffe auf Reiter gegeben. Die Wahrnehmungen der Reiter seien jedoch unterschiedlich, wie Remitz erzählt. "Mir berichteten Reiter, dass die Pferde bei Begegnungen die Wölfe aufmerksam beobachteten, ansonsten aber völlig ruhig blieben. Andere Reiter wiederum berichteten, dass auch ohne Sichtung eines Wolfes die Pferde scheuten und regelrecht ängstlich wirkten, sodass ein freier Ausritt teilweise gar nicht möglich war." Auch Angriffe auf Menschen, auch wenn sie einen Hund dabei hatten, habe es bisher nicht gegeben. "Wichtig ist hierbei für Hundehalter, dass die Hunde in der Brut- und Setzzeit angeleint sein müssen. Außerhalb dieser Zeit dürfen zwar die Hunde auch frei laufen, sie müssen aber im Einwirkungsbereich des Hundeführers sein", so Remitz weiter.

Nähere Informationen und Verhaltenstipps gibt es auch der Seite des Landes Niedersachsen.

Gibt es bald eine Überpopulation?



Normalerweise sollte sich die Population in der freien Natur grundsätzlich von selbst regeln. Denn diese wird auf der einen Seite durch die Beutetiere geschaffen, auf der anderen durch die Territorien, die jedes Rudel für sich beansprucht. Jedoch leben wir in einer dichtbesiedelten Landschaft mit viel Weidetierhaltung, wodurch es immer wieder zu Problemen kommen kann. Durch die Änderung im Bundesnaturschutzgesetz werde in der für Niedersachsen bald kommenden "Wolfsverordnung" geregelt, dass sogenannte Problemwölfe zum Abschuss freigegeben werden können, erklärt Remitz. Ob dies ausreichend sein wird oder ob später regulierend eingegriffen werden muss, könne noch nicht gesagt werden. Bleibt abzuwarten, wie sich die Population der Wölfe in unserer Region weiter entwickeln wird.


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