Gifhorn. Der neue Dienstwagen des Gifhorner Landrates Tobias Heilmann sorgt derzeit für Gesprächsstoff. Das Verwaltungsoberhaupt fährt seit einigen Wochen in einem Audi Q8 Sportback e-tron 55 quattro durch den Landkreis - Grundpreis: knapp 90.000 Euro. regionalHeute.de. fragte beim Landkreis nach, warum die Wahl ausgerechnet auf dieses Fahrzeug fiel.
Dass der Landrat nun mit einem 400 PS starken Auto unterwegs ist, stößt offenbar nicht überall auf Zustimmung. Zwar rechtfertigen SPD und Grüne die Anschaffung mit Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit, doch gegenüber der Gifhorner Rundschau äußerten einige Kreistagsfraktionen auch ihr Unverständnis ob der Anschaffung des 90.000 Euro Audis. Und auch der Bund der Steuerzahler kritisierte der Zeitung gegenüber, dass ein SUV der Oberklasse nicht nötig sei.
„Fast alle Bürger müssen den Gürtel enger schnallen, aufgrund der desolaten Regierungspolitik. "Der Kreishaushalt des Landkreises Gifhorn ist hochdefizitär und ein Haushaltsicherungskonzept droht in den nächsten Jahren. Sich vor diesem Hintergrund eine solcheLuxuskarosse zu gönnen und zu protzen, zeigt deutlich wie abgehoben unser SPD Landrat ist und jeden Bezug zur Realität verloren hat", lässt der Gifhorner AfD-Fraktionschef Stefan Marzischewski in einer Pressemitteilung wissen.
Heilmann: Wirtschaftlichstes Angebot
Der Landkreis reagiert derweil auf Nachfrage mit einem Faktenpapier zur Beschaffung des Dienstwagens. Das erbetene Statement des Landrates fällt schmal aus. Auf die Frage, ob dem Landrat die Kritik zu seinem Dienstwagen bekannt ist und wie er auf die Kritik reagiert, heißt es knapp: "Bei der Beschaffung meines Dienstwagens lag die Richtlinie über Dienstfahrzeuge der Landesverwaltung zugrunde. Es handelt sich um das wirtschaftlichste Angebot. Das Niedersächsische Innenministerium hat die Angemessenheit und den einwandfreien Beschaffungsvorgang bestätigt.“
Tobias Heilmann. Foto: Thomas Stödter
Q8 ist Obere Mittelklasse
Weiter wird auf besagtes Faktenpapier verwiesen. Diesem ist zu entnehmen, dass laut Richtlinie über Dienstfahrzeuge in der Landesverwaltung stets Fahrzeuge der Oberen Mittelklasse als Landratsfahrzeuge bestellt würden. Obwohl es sich hierbei lediglich um eine Empfehlung handele, werde sie im Landkreis Gifhorn angewendet. Vor der Anschaffung habe man sich bei der Staatskanzlei, beim Innenministerium und im Niedersächsischen Finanzministerium nach der Einstufung des Audis Q8 erkundigt. Dort habe man auf das Kraftfahrtbundesamt verwiesen. Eine Auskunft über eine konkrete Einstufung in die Segmente sei auch hier ausgeblieben. Man habe sich dann direkt an den Hersteller gewandt. Dieser habe den Audi Q8 als Wagen der Oberen Mittelklasse eingestuft. Letztendlich habe das Niedersächsische Innenministerium eine Angemessenheit sowie einen einwandfreien Beschaffungsvorgang bestätigt.
Audi nicht teurer als VW
In der Vergangenheit wurden Verbrennerfahrzeuge der Marke Audi A6 als Fahrzeuge für Landräte im Rahmen des Behördenleasings gemietet. Um dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen, seien nach dem letzten Audi A6 keine Verbrenner mehr beschafft worden. Während der Amtszeit von Heilmanns Vorgänger Andreas Ebel wurde ein VW ID.4 als Dienstwagen gewählt. Beim VW ID.4 handelte es sich jedoch um ein Mittelklassefahrzeug, welches genutzt wurde, weil bei der damaligen Beschaffung kein adäquates Fahrzeug der Oberen Mittelklasse als reines E-Fahrzeug über das Behördenleasing verfügbar gewesen sei, heißt es in dem Papier.
Dass man sich nach dem vorherigen Dienstwagen, einem VW ID.4, für einen Audi entschieden habe, erklärt die Kreisverwaltung so: Nachdem Volkswagen zunächst nicht für ein Angebot im Rahmen des Behördenleasings zur Verfügung gestanden habe, wurden auf Nachfragen dennoch Angebote für einen VW ID.5, VW ID.Buzz sowie den jetzigen Audi eingeholt. Die Angebote von Volkswagen hätten mindestens 100 Euro pro Monat über dem Angebot für den Audi Q8 gelegen. Daher handele es sich um das wirtschaftlichste Angebot. Wie hoch genau die Leasingrate für den neuen Dienstwagen des Landrates ist, verrät die Kreisverwaltung aus "vertragsrechtlichen Gründen" nicht.
Die Leasingrate sei durch die höhere Laufleistung nur geringfügig höher gegenüber dem vorherigen E-Dienstfahrzeug VW ID.4 (rd.60 Euro). Die Laufleistung des Autos von Landrat Heilmann beträgt etwa 40.000 Km/pro Jahr. Die Laufleistungen der Vorgänger im Amt zirka 20.000 km/pro Jahr.
Bestellt wurde das Fahrzeug übrigens schon vor einem Jahr, um eine pünktliche Lieferung zum Januar 2024 zu gewährleisten. Der Vertrag läuft bis Juli 2025.
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