Sassenburg. Ergiebiger Dauerregen wie im Dezember 2023 in Niedersachsen kann durchaus auch positive Effekte haben. Zu sehen ist dies aktuell im Großem Moor im Landkreis Gifhorn. Die kräftigen Niederschläge ließen den Wasserspiegel der vor kurzem noch ausgetrockneten Landschaft derart rasant ansteigen, sodass viele der Projektflächen erstmals nach ihrer Fertigstellung durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wieder Wasser sahen. Auch die angelegten Polder wurden immer voller, sodass die eingebauten Überläufe wie erhofft ansprangen. Das berichtet der NLWKN in einer Pressemeldung.
„Im Herbst 2023 begann es zu regnen und wir haben uns sehr über die Niederschläge gefreut, denn die Landschaft hatte dringend Wasser nötig. Wir waren davon ausgegangen, dass es Jahre dauern würde, bis alle Flächen die gewünschte Stauhöhe erreicht haben. Doch dann kam der Dezemberregen und alles ging viel schneller und viel höher als erwartet“, fasst Bea Achtermann-Riebe von der NLWKN-Betriebsstelle Süd, die sich um das Projekt zur Wiedervernässung des Großen Moores kümmert, die vergangenen Wochen zusammen. Um das Projekt überhaupt so umsetzen zu können, wurde eigens eine Flurbereinigung durchgeführt.
Situation radikal verändert
Der NLWKN hatte zuvor über mehrere Jahre umfangreiche Arbeiten zur Wiedervernässung des Großen Moores vorgenommen. Es wurden rund sechs Kilometer Torf-Verwallungen angelegt oder ertüchtigt, um das Wasser auf den einst abgetorften Flächen zu halten, damit wieder ein lebendes Hochmoor entstehen kann. Noch im Jahr 2022, während die Arbeiten liefen, war es im gesamten Moor so trocken, sodass auf der Projektfläche ein Feuer ausbrach. Nun stellt sich die Situation ganz anders dar: Wo einst das Moor abgetorft wurde, stehen nun große Wasserflächen.
Auch bei Frost funktionierten die Überläufe zwischen den Poldern, wie hier aufgenommen am 19. Januar 2024. Foto: Walter Wimmer / NLWKN
Umweltminister Christian Meyer, der sich im August 2023 selbst ein Bild von der Situation vor Ort gemacht hat, freut sich über die Fortschritte im Großen Moor. „Unsere Moore sind die Superhelden gegen die Klimakrise, denn sie binden CO2 aus der Atmosphäre. Trockengelegte Moore tragen erheblich zu den Treibhausemissionen bei, weil klimaschädliche Gase entweichen. Gleichzeitig sind Moore ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und müssen auch deshalb erhalten werden. Der Erfolg bei der Wiedervernässung des Großen Moores ist ein tolles Beispiel, das Mut macht und zeigt, dass sich jahrelange Arbeit auszahlt.“
Moor trägt zum Hochwasserschutz der Region bei
Der Dauerregen im Dezember 2023 löste jedoch nicht nur Jubelstürme vor Ort aus, sondern brachte auch Herausforderungen mit sich. Über Weihnachten und den Jahreswechsel waren Mitarbeiter des NLWKN regelmäßig vor Ort war, um die Wasserstände zu beobachten. Dabei war der NLWKN auch im engen Kontakt mit dem Moormuseum, dem Gemeindebürgermeister sowie der Feuerwehr, um sich über die Lage vor Ort zu beraten. „Die Überläufe haben funktioniert, alle Verwallungen haben standgehalten und wurden auch nicht überspült“, erklärt Walter Wimmer, Leiter der Betriebsstelle Süd des NLWKN. Der NLWKN wird auch weiterhin, wie seit Beginn der Regenfälle, wöchentlich die Wasserstände an den zahlreichen Pegeln im Projektgebiet festhalten und auswerten.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass all das Wasser, das wir im Moor zurückgehalten haben und noch zurückhalten, nicht zur Verschärfung der Hochwassersituation in Neudorf-Platendorf und anderen Orten beigetragen hat. Das Wiedervernässungsprojekt des NLWKN war von Anfang an darauf angelegt, Naturschutz, Klimaschutz und auch Hochwasserschutz zu vereinen. Und das funktioniert“, betont Biologe Wimmer.
Ungeplante Wasserzuflüsse kontrollieren
Aktuell ist der NLWKN dabei, die Lehren aus den Wassermengen zu ziehen. „Das viele Wasser hat uns gezeigt, wo wir noch nachbessern müssen, was bei einem so komplexen Projekt aber ganz normal ist“, beschreibt Bea Achtermann-Riebe die nächsten Schritte. Es gehe nun darum, die ungeplanten Wasserzuflüsse in das Projektgebiet zu kontrollieren und die Wasserstände in den einzelnen Poldern dauerhaft so einzustellen, dass das Moorwachstum in Gang komme. Weiterhin sind die Verwallungen und der neu angelegte Abfanggraben zu unterhalten, die Staue zu kontrollieren und die Wasserstände regelmäßig zu dokumentieren. „Dabei werden wir auch weiterhin eng mit den Akteuren vor Ort zusammenarbeiten“, kündigt Wimmer an.
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