Goslar. Der Sommer und frühe Herbst hätten Hoffnung gebracht, bestätigt Florian Wildmann, Geschäftsführer des Cineplex Goslar. Für das Weihnachtsgeschäft habe man mit einer weiteren Entspannung gerechnet. Mit den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz, die seit dem heutigen Montag umgesetzt werden müssen, steht die Kinobranche jedoch wieder bei Null. Wildmann sieht seine Branche mittlerweile als Spielball der Politik.
Der Wunsch nach dem Kinobesuch sei trotz Corona nach wie vor vorhanden, glaubt Florian Wildmann. Er habe viele positive Rückmeldungen bekommen, die Gäste hätten sich beim Kinobesuch dank Hygienekonzept im Kino sicher gefühlt. Die Freude sei groß gewesen, als die Kinos wieder geöffnet hätten. Und doch fehlten Wildmann 60 Prozent seiner Besucher, trotz acht Wochen Autokino und zwischenzeitlicher Öffnung. Die Hygienekonzepte hätten einfach nicht mehr zugelassen. Auch auf Staatshilfen habe er sich nicht verlassen können. Die Auflagen seien hoch gewesen, die Hilfe marginal. Seine Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. Der neue Lockdown erschwere die Situation zunehmend.
Zudem sei das mühsam zurückgewonnene Vertrauen der Gäste wieder dahin, so Wildmann. Was das Cineplex über den Sommer aufgebaut habe, sei nun wieder verloren gegangen und müsse nun nach Ende des "Lockdown light" wieder aufgebaut werden. Dazu kämen für Schließung und Wiedereröffnung, die sich mit den Unwägbarkeiten einer internationalen Industrie mischten: Viele internationale Filmverleiher hätten sich bei weitem nicht so klar "pro Kino" positioniert, wie erhofft.
"Die Politik ist unberechenbar geworden"
Zwar gäbe ein klares Bekenntnis der Deutschen Verleiher zum Kino, ein wenig Luft zum Atmen, ein Rettungsanker sei das jedoch nicht. Für die Kinobranche, aber auch für Gastronomie und andere Freizeitunternehmen sei die Politik vollkommen unberechenbar geworden. Man selbst fühle sich als Spielball. Wildmann habe in vielen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass viele Politiker Kultur für etwas "Schönes" hielten, am Ende des Tages aber doch für irrelevant. Wildmann wird dazu deutlich: "Das Verzichten auf Kultur ist eine gesellschaftliche Bankrotterklärung."
Unter großen Anstrengungen hätten die betroffenen Branchen versucht, ihren Betrieb im Sommer aufrechtzuerhalten. Mit Hygienekonzepten, verringerten Gästezahlen und kürzeren Öffnungszeiten. Am Ende sei das "abgewürgt" worden. Auch "vollmundigen Versprechungen" der Politik könne Wildmann nichts mehr abgewinnen. "Vieles davon ist schlichtweg Augenwischerei gewesen und Beruhigungsmittel. Wenig davon hat Bestand gehabt und wenn, waren es Tröpfchen auf heißen Herdplatten."
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