Down-Syndrom: Er wird jeden Tag ein bisschen selbstständiger


Praktikant Tom Sommer mit Marktleiterin Jacqueline 
Stoll (rechts) und Kollegin Frau Hahn. Foto: DRK
Praktikant Tom Sommer mit Marktleiterin Jacqueline Stoll (rechts) und Kollegin Frau Hahn. Foto: DRK

Goslar. Wie der Deutsche Rote Kreuz mitteilt, ist es ihm gelungen, den einem jungen Menschen mit Down-Syndrom eine Stelle beim dm-Markt in Goslar zu

vermitteln. Er ist Praktikant im Drogeriemarkt am Odermarktplatz in Goslar. Die Stelle hat ihm der Fachdienst zur beruflichen Eingliederung (FBE) des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel vermittelt.

Zeichnungen von Häschen schmücken die Neugeborenen-Windeln, die Tom Sommer penibel genau aufrollt. Die länglichen Rollen fixiert er mit dünnen Gummibändern. „Daraus wird eine Windeltorte“, erklärt der 20-Jährige.

„Wir suchen wohnortnahe Arbeitsplätze“, sagt Sabine Apitz. Sie ist der Jobcoach des Goslarers Sommer, der das Down-Syndrom hat, also in seinen kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt ist. Die FBE-Mitarbeiterin ist in den dm-Markt gegangen und hat dessen Leiterin einfach angesprochen. dm-Filialleiterin Jacqueline Stoll berichtet: „Ich dachte, wir probieren es mal aus. Und das Praktikum hat sich als sehr positiv herausgestellt. Toms Arbeit hat eine gute Qualität, er ist fleißig und höflich und wird jeden Tag ein bisschen selbstständiger.“

Der 20-Jährige hat alle Hände voll zu tun. Paletten mit neuen Waren holt er mit dem Hubwagen aus dem Lager, schneidet die Verpackungsfolie auf und sortiert Taschentücher, Toilettenpapier & Co ein. „Alles hat seinen Platz und muss für die Kunden ganz gerade stehen“, sagt Sommer. Und wenn er im Aufenthaltsraum die Windel-Rollen wickelt, hört er gerne das Radioprogramm über Kopfhörer. Privat mag er hingegen die Seemanns-Rockband Santiano.

Permanente Unterstützung beim Praktikum


Seit Anfang August packt er im dm-Markt fleißig mit an. Zuvor hatte er in die Arbeit in einem Tagungshotel in Goslar hineingeschnuppert. Jobcoach Apitz war zumindest zu Beginn der Praktika permanent an seiner Seite. „Am Anfang begleiten wir unsere Teilnehmer sehr engmaschig, können dann aber nach und nach die Zeiten reduzieren“, erklärt sie. „Tom ist jetzt recht selbstständig“.

FBE-Teamleiterin Nicole Arendt bestätigt: „Die intensivste Phase ist der Anfang.“ Man müsse den Teilnehmern zeigen, was ihre Aufgaben sind: Pünktlich zu sein, sich jeden Morgen beim Vorgesetzten zu melden und im Krankheitsfall auch Bescheid zu geben. „Beim zweiten Praktikum geht es schon deutlich besser.“

Aktuell betreut der DRK-Fachdienst zwölf Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, die sich auf dem regulären Arbeitsmarkt einbringen wollen; in Form von Unterstützter Beschäftigung, Arbeitsassistenz zur Sicherung des bestehenden Arbeitsvertrages oder auch dem Berufsbildungsbereich, welcher, außer beim FBE, derzeit nur in Werkstätten für Menschen mit Behinderung angeboten wird. „Es ist eine gute Alternative zur den Werkstätten für behinderte Menschen“, sagt Arendt. Im Idealfall gelinge es, einen Arbeitsvertrag im Helferbereich abzuschließen oder die Teilnehmer in eine Ausbildung als Fachwerker zu
bringen – zum Beispiel als Beikoch oder Helfer im Einzelhandel.

27 Monate Qualifikation für den Arbeitsmarkt


Den FBE gibt es beim Wolfenbütteler Kreisverband im Deutschen Roten Kreuz seit drei Jahren. Die nächstgelegene Einrichtung dieser Art
befindet sich in Osnabrück. Darum ist es nicht verwunderlich, dass sich Sommer an das Team in der Lessingstadt gewandt hat. Seit Anfang des Jahres ist der Goslarer dabei. Er hat bereits in der Montage der DRK-Zukunftsfabrik und in der Lounge der Kantine Solferino in Wolfenbüttel gearbeitet.

Insgesamt 27 Monate werden die FBE-Teilnehmer für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Was Sommer dann genau machen will, weiß er noch nicht. Aber eine Hilfsarbeit im Einzelhandel wie im dm-Markt könne er sich gut vorstellen. Privat möchte er sich in Vereinen engagieren, die sich der Integration von gehandicapten Menschen widmen.


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