Dr. Hoffmann: Mit Klinik-Darlehen an die Privathochschule

von Alec Pein


Dr. Eric Alexander Hoffmann erklärt gegenüber regionalHeute.de, wie das private Hochschulmodell auch zu finanziellen Gunsten der Studierenden funktioniert. Symbolfoto: Max Förster
Dr. Eric Alexander Hoffmann erklärt gegenüber regionalHeute.de, wie das private Hochschulmodell auch zu finanziellen Gunsten der Studierenden funktioniert. Symbolfoto: Max Förster | Foto: Max Förster



Goslar. Eine private medizinische Hochschule ist nur etwas für "Kinder reicher Eltern"? Aus der medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), welche sich die Goslarer CDU-Stadtratsfraktion jüngst zum Vorbild nahm, meldete sich Hochschulsprecher Dr. Eric Alexander Hoffmann, um mit diesem Vorurteil aufzuräumen: Er hatte im regionalHeute.de-Artikel zum Thema "medizinische Hochschule Harz", in dem einige Stadtratsfraktionen zum CDU-Vorstoß Stellung nehmen, eine ähnliche Behauptung entdeckt, die, wie er sagt, oft reflexartig folgt, wenn von einer "privaten Hochschule" die Rede ist.

Interessiert verfolgt er die Medienberichte rund um die CDU-Idee einer medizinischen Hochschule Harz. So sei man auch auf den regionalHeute.de-Artikel gestoßen. Die Fraktionen Bürgerliste für Goslar, Bürger für Vienenburg, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen begrüßten die Idee, hatten aber eben doch den ein oder anderen Vorbehalt zu äußern. Dazu gehörte auch die Sorge von Detlef Vollheyde (Bürger für Vienenburg), ein privates Hochschulmodell biete nur "Kindern gut begüterter Eltern" eine Chance auf Teilnahme. Genau das Gegenteil sei der Fall, versichert dagegen MHB-Sprecher Dr. Hoffmann: Die Partnerkliniken fördern einen Großteil der Kosten und für die Restkosten gibt es weitere "interessante Finanzierungsmodelle".

Ein Medizinstudium an der Brandenburger Privathochschule kostet 115.000 Euro, ein Studium im Fach Psychologie 24.600 Euro. Die kooperierenden Kliniken vergeben Darlehen - und zwar in Höhe von 80.000 Euro. Natürlich nicht ohne Gegenleistung: Um ein solches Darlehen zu bekommen, muss im Anschluss an das Studium die fünfjährige Facharztausbildung in jenem Krankenhaus absolviert werden, welche für die finanzielle Stütze sorgt. Das Darlehen gelte danach als abgegolten. Es bleiben 35.000 Euro nachgelagerte Studienbeiträge übrig, die der Studierende selbst aufbringen müsse, erklärt Hoffmann. Bei der Chancen eG gäbe es aber die Möglichkeit ein weiteres Darlehen mit Rückzahlung nach einem Solidarprinzip zu erhalten: Über einen Zeitraum von zehn Jahren zahle man dort Beiträge, je nach Höhe des erwirtschafteten Einkommens.

"Klebeeffekt" mittels zeitweiser Verpflichtung


Nach der Gründung der MHB im Jahr 2014 und der Aufnahme von Studenten ein Jahr später, stammen aktuell 27 Darlehen von den drei Gründungskliniken. Insgesamt wurden 60 Darlehen in den vergangenen zwei Jahren ermöglicht, fünf davon stammen im Jahr 2016 erstmals aus kooperierenden Kliniken in Sachsen-Anhalt. Dabei würden sich die Studenten zwar für ihre Facharztausbildung im entsprechenden Krankenhaus verpflichten, man habe sich seinerzeit aber bewusst für dieses Modell entschieden. Ein tragfähiges privates Hochschulangebot im medizinischen Bereich wäre wegen der großen Nachfrage auch ohne diese Finanzspritzen möglich gewesen, so Hoffmann. Der "Klebeeffekt" stand, ähnlich der Intention des CDU-Antrags, auch in Brandenburg im Vordergrund. Je länger sich ein Student oder Facharzt in einer Region aufhalte, desto größer werde die Chance, dass er sich dort auch niederlassen würde, meint Hoffmann.  Außerdem kooperieren nicht nur Kliniken mit der Hochschule, sondern auch 35 Allgemeinmediziner mit Lehrpraxen, in denen die Studenten bereits im zweiten Semester einen Teil ihres Studiums absolvieren. So könne auch die Landärzteschaft belebt werden.

"Grundsätzlich glauben wir auch, dass privat zu finanzierende Studiengebühren eine abschreckende Wirkung haben können. Gleichzeitig wollen wir mit den von uns ergriffenen Maßnahmen und den von uns vermittelten und angebotenen Finanzierungsvarianten aber auch ermöglichen, dass jede und jeder bei uns studieren kann, ganz unabhängig vom sozialen oder finanziellen Hintergrund. Und das damit ein Studium an der MHB keine Frage des Geldes wird, sondern eine Frage der Persönlichkeit und der Eignung bleiben kann.", so Dr. Hoffmann.

Schlichte Lösung für die Akkreditierung


Auch bei der MHB hatte man das Problem mit der Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat, die von den Goslarer Ratsfraktionen schon als mögliche Bremse erkannt wurde. Das lässt sich etwa mit "Ohne Forschung keine Hochschule" zusammenfassen. In Brandenburg hat man dafür eine einfache Lösung gefunden: Mit recht geringen finanziellen Mitteln werde dort Versorgungsforschung betrieben. Dazu Dr. Hoffmann: "Unser Forschungsschwerpunkt liegt in der Versorgungsforschung, und hierbei insbesondere auf der Medizin und Psychologie des Alterns, die im Vergleich zur aufwändigen und kostenintensiven Grundlagenforschung vergleichsweise geringe Mittel benötigt."

Kein Selbstläufer


Keine falsche Hoffnung macht Hoffmann was den Aufwand bis zur erfolgreichen Inbetriebnahme einer privaten Hochschule angeht: Mindestens fünf Jahre Vorbereitungszeit, viel Überzeugungsarbeit und Anstrengungen auf allen politischen Ebenen sind der Theodor Fontane vorangegangen. "Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon", warnt Hoffman und signalisierte abschließend volle Unterstützung bei allen Fragen, die auf dem Weg zur Hochschule Harz in Goslar entstehen. Auch eine Kooperation zwischen den medizinischen Hochschulen sei denkbar, wenn es soweit käme.

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