Ein Jahr nach dem Hochwasser: Eine Zwischenbilanz


Nach dem Hochwasser 2017 glich der Bereich am Trollmönch einem Schlachtfeld. Künftig soll ein Maßnahmenbündel die Schäden in der Altstadt so gering wie möglich halten. Archivfoto: Stadt Goslar
Nach dem Hochwasser 2017 glich der Bereich am Trollmönch einem Schlachtfeld. Künftig soll ein Maßnahmenbündel die Schäden in der Altstadt so gering wie möglich halten. Archivfoto: Stadt Goslar

Goslar. Die Sonne brennt, die Abzucht ist an mancher Stelle kaum mehr als ein Rinnsal. Vor einem Jahr erlebte Goslar das extreme Gegenteil. Am Morgen des 26. Juli 2017 trat die Abzucht über das Ufer, überschwemmte die Altstadt, zerstörte Brücken, beschädigte Häuser und Straßen. Die Stadt Goslar berichtet.


Seitdem laufen die Reparaturen. Parallel dazu haben sich Stadtverwaltung und Freiwillige Feuerwehr Goslar mit der Frage beschäftigt, wie sich die Stadt besser vor Hochwasser schützen kann. Zwar könne niemand einen hundertprozentigen Schutz garantieren, wie Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk erklärt, „aber wir müssen alles tun, um beim nächsten Hochwasser dieses Ausmaßes die Schäden in unserer Stadt so gering wie nur möglich zu halten.“

Die Stadt hat im vergangenen Jahr alle wasserbaulichen Anlagen an der Abzucht vom Theresienhof bis zur Mühlenstraße an der Mündung in die Oker repariert, die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen; Sohlschwellen gebaut, zerstörte Böschungen repariert und gesichert, Ufermauern wieder aufgebaut. Darüber hinaus wurden allein an 22 Brücken Reparaturen ausgeführt, von gelösten Steinen bis zu Brückengeländern. Das große Loch in der Radaustraße in Vienenburg wurde verfüllt. Darin hätten rund drei Autos Platz gefunden. Diverse Straßen mussten repariert werden. In der Bergstraße zum Beispiel hatte das Wasser etliche Steine mitgerissen, das Fugenmaterial ausgespült und dadurch tiefe Löcher im Pflaster hinterlassen.

Die Reparaturen laufen weiterhin


Derzeit wird der sogenannte Kragarm, der Gehweg, der am Goslarer Museum entlangführt, komplett erneuert. Noch in diesem Jahr soll außerdem die Reparatur der Domstraßenbrücke ausgeschrieben werden. Dabei soll die alte Holzbrücke komplett entfernt werden, so dass die historische Gewölbebrücke wieder mehr zur Geltung kommt. Die mit Abstand größte Baumaßnahme wird die Reparatur der Trollmönchbrücke. Ziel ist, die hydraulische Leistungsfähigkeit zu verbessern, also eine Art Bypass für die Abzucht zu legen. Das erfordert genaue Berechnungen. Der Moritz-von-Sachsen-Platz wurde zunächst provisorisch repariert und soll später neu gestaltet werden; mit Pflaster, das einem Hochwasser besser standhält.


Die Untere Wasserbehörde hat, parallel zu den Reparaturen und der Beratung der Anwohner in allen Ortsteilen, Ideen für ein Hochwasserschutzkonzept entwickelt. Diese wurden bereits in einem Bürgerinformationsgespräch im April vorgestellt. Mittlerweile gab es erste Fachgespräche zum möglichen Hochwasserentlastungstunnel und anderen Ideen des Konzepts. Es müssen eine Vielzahl an Gesprächen mit Grundeigentümern, Pächtern, Behörden, Nachbarkommunen, Verbänden und letztendlich auch Zuwendungsgebern geführt werden.

Weitere Planungen sollen umgesetzt werden


Auch in den anderen Ortsteilen, die vom Hochwasser betroffen waren, laufen die Planungen. Ziel ist es die erkannten Schwachstellen im hydraulischen System eines Gewässerverlaufs im Nahbereich von Siedlungsflächen so zu ertüchtigen, dass diese künftig zumindest bei sogenannten Bemessungswasserabflüssen – also in der Regel einem 100-jährigen Hochwasser – nicht mehr überflutet werden. An der Wedde in Immenrode ist beispielsweise geplant, zwei Rückhaltebecken und einen sogenannten Linienschutz innerhalb des Ortes zu bauen. In Wiedelah und Lochtum gibt es die Überlegung, landwirtschaftliche Flächen als Überflutungsflächen zu nutzen.

Der Fachdienst Sicherheit und Ordnung erstellt derweil ein Konzept für die Logistik bei Starkregen und Hochwasser, um diese Lagen schnell und professionell abarbeiten zu können. Schon jetzt wurde die Zahl der vorzuhaltenden Sandsäcke von 7.000 auf 10.000 Stück erhöht. Außerdem soll eine Hochleistungs-Sandsackabfüllanlage angeschafft werden.

Mit zunehmenden außergewöhnlichen Wetterereignisse haben sich in den vergangenen Jahren die Anforderungen an das Krisenmanagement verändert. Um im Bevölkerungsschutz gut aufgestellt zu sein, wird ein Krisenstab eingerichtet. Ein Raumkonzept steht bereits, investive Mittel für das Haushaltsjahr 2019 für die Ausstattung sind angemeldet. Ebenfalls sind Mittel für zwei mobile Lautsprecher- und Sirenenanlagen zur Bevölkerungswarnung eingeplant. Die Stadt Goslar ist zwar keine formale Katastrophenschutzbehörde, aber aus Sicht der Verwaltung stellt sich eine Großschadenslage unterhalb des Katastrophenalarms als Krise dar und soll intern durch die Krisenorganisation mit dem Krisenstab abgearbeitet werden. Darüber hinaus hat der Stadtverband der Freiwilligen Feuerwehren ein Hochwasserkonzept vorgelegt. Die Inhalte hatte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier bei der Bürgerinformation im April vorgestellt.


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