Herdenschutz: Mit Zäunen und Hunden den Wolf fern halten


Herdenschutzhunde, wie Kangals oder Pyrenäen Berghunde sollen die Herden vor Wölfen beschützen. Symbolbild: Pixabay
Herdenschutzhunde, wie Kangals oder Pyrenäen Berghunde sollen die Herden vor Wölfen beschützen. Symbolbild: Pixabay

Seesen. Kürzlich fand eine Praxisschulung für Weidetierhalter in Seesen statt. Veranstalter waren das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ und der „Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V.“ Dies berichtet der NABU in einer Pressemitteilung.


Das Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ des NABU Niedersachsen trage dazu bei, Akzeptanz für die Anwesenheit von Wölfen bei Weidetierhaltern zu schaffen. Konkret bedeute die Anwesenheit von Wölfen für Weidetierhalter höhere Kosten, zum Beispiel für wolfsabweisende Zäunungen oder erforderlich gewordene Betriebsumstellungen sowie einen Mehraufwand an Arbeitsleistung. Neben den finanziellen Fördermöglichkeiten durch das Land Niedersachsen unterstütze das NABU-Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ Weidetierhalter mit einem professionellen Beratungsangebot, helfenden Händen Ehrenamtlicher im Gelände, zum Beispiel beim Zaunbau und wertvoller Netzwerkarbeit. Dadurch werde die Beweidung von Grünland sowie die Natur- und Landschaftspflege bei Wolfsanwesenheit gesichert.

Halter verpflichtet Maßnahmen zu treffen


Projektleiter Peter Schütte erklärte das Ziel des NABU-Projektes ‚Herdenschutz Niedersachsen‘: „Durch die Anwesenheit von Wölfen sind Weidetierhalter zum Wohl ihrer Tiere auf der Weide verpflichtet, Herdenschutzmaßnahmen durchzuführen. Dies ist mit einem hohen Maß an Investitionen und Mehrarbeit verbunden. Da können wir mit unserem Netzwerk, aber auch mit praktischer Unterstützung Ehrenamtlicher helfen und die anfallenden Kosten für betroffene Tierhalter minimieren“.

Das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ und der „Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V. (VAH)“ stellten mit dieser Veranstaltung verschiedene Herdenschutzmaßnahmen wie wolfsabweisende Zäunungen und deren Bau sowie den Einsatz von Herdenschutzhunden vor, um über die Möglichkeiten im Herdenschutz aufzuklären. Auf einer Weide des Pferdehofs Kassebaum in Seesen wären eigens für diese Veranstaltung beispielhaft wolfabweisende Zäune aufgebaut und vom Projektteam vorgeführt und erklärt worden. Gleichzeitig hätten die Teilnehmer des Praxisworkshops, unter anderem Weidetierhalter aus der Region, Arbeitsschritte und die Handhabung von Werkzeugen zum Bau wolfabweisender Zäune selbst ausprobieren können. Ebenso wäre der Aufbau mobiler Elektronetze geübt worden.

Verschiedene Zäune sollen helfen


Der Fachberater für technischen Herdenschutz Olaf Buschmann habe die grundlegende Funktionsweise von Elektrozäunen erläutert. Mehrere Zaunarten wie den für Rinderweiden geeigneten „Glattdrahtzaun“, Lösungen für Pferdehaltungen und den eher für Schafweiden gedachten „Litzenzaun" sowie Elektronetze wären präsentiert worden. „Der Schlüssel für eine wolfsabweisende Wirkung ist die korrekte Elektrifizierung“, erklärt Buschmann, „professionelle Zaunbauer stellen immer wieder fest, dass es in diesem Bereich große Defizite gibt.“ Ferner sei die Einhaltung der entsprechenden Abstände der bis zu sechs elektrischen Leiter bei Festzäunen zueinander und vor allem zum Boden wichtig. Da Wölfe in der Regel Hindernisse untergraben, dürfe der Abstand der untersten Litze zum Boden 20 cm nicht überschreiten.

Pferdehalterin Lena Kassebaum und Nicole Benning, vom Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V., hätten Details zu Zucht, Ausbildung und Arbeitsweise von arbeitenden Herdenschutzhunden erläutert. „Wir setzen die Hunde seit Jahren in allen unseren Schafsherden mitten in Wolfsgebieten ein. Nachgewiesenermaßen meiden Wölfe unsere Herden. Probleme mit Anwohnern oder Spaziergängern, wie von vielen oft befürchtet, haben wir weder nahe Siedlungen noch in touristisch genutzten Gebieten der Lüneburger Heide und des Hamburger Moorgürtels“, berichtete Benning.

Beratung für den Einzelfall


Grundsätzlich müsse „jede Weidefläche individuell nach verschiedenen Gesichtspunkten wie zum Beispiel Tiergattung, Betriebsabläufen, Gelände oder sonstiger, etwa rechtlicher Einschränkungen betrachtet werden“, so Olaf Buschmann. NABU-Projektleiter Peter Schütte ergänzt: „Das NABU-Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ berät Weidetierhalter dahingehend, welche Verbesserungen bei schon bestehenden Zaunanlagen in Bezug auf einen wolfsabweisenden Grundschutz notwendig und machbar sind. Dabei liegt der Fokus darauf, die gegebenen Voraussetzungen wie vorhandene Zäunung oder Weidemanagement und so weiter nur so weit wie notwendig aufzustocken.“


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