Immer mehr Opfer melden häusliche Gewalt

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Laut einer Studie der Beratungs- und Interventionsstelle des Landkreises Goslar, kurz BISS, werden Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis immer häufiger gemeldet. Symbolfoto: Anke Donner
Laut einer Studie der Beratungs- und Interventionsstelle des Landkreises Goslar, kurz BISS, werden Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis immer häufiger gemeldet. Symbolfoto: Anke Donner | Foto: Anke Donner



Goslar. Laut einer Studie der Beratungs- und Interventionsstelle des Landkreises Goslar, kurz BISS, werden Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis immer häufiger gemeldet. Allein im Jahr 2014 wurden 170 Fälle bekannt. 

Die Gesamtentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Zahl der bekannt gewordenen Opfer seit dem Jahr 2006 nach oben entwickelt. "Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Fälle von Übergriffen gemeldet werden, weil die Betroffenen Hilfe suchen und es mehr Beratungs- und Anlaufstellen gibt", erklärt Vera Tietz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar. Auch die gut funktionierende Netzwerkarbeit und die gute Schnittstelle zur Polizei würden dazu beitragen, dass immer mehr Opfer Hilfe und Beratung suchen. 2014 wurde der Höchststand aus dem Jahr 2016 um 30 Fälle überstiegen. Die Auswertung zeigt, dass in den meisten Fällen Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden. Von 170 im Jahr 2014 bekannt gewordenen Fällen, waren 166 Frauen die Opfer. Mehr als die Hälfte der gewalttätigen Übergriffe geschehen innerhalb einer festen Partnerschaft und wurden in der Altersgruppe zwischen 22 und 50 Jahren verzeichnet. Laut BISS spielt der Alkohol eine ganz wesentliche Rolle, wenn es um Misshandlungen geht. Allein 87 der gemeldeten Fälle fanden unter Alkoholeinfluss statt. Alarmierend sei laut BISS aber der hohe Anteil an betroffenen Kindern. Allein im Jahr 2014 seien 178 Kinder, davon 85 unter sechs Jahren, von der Situation in ihrer unmittelbaren Umgebung betroffen gewesen. Zwar seien die Kinder nicht direkt betroffen, würden aber unter den gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der Familie leiden.

Gewalt hat viele Gesichter


Laut BISS fängt häusliche Gewalt schon mit verbalen Auseinandersetzungen an. Beleidigungen, Beschimpfungen und Erniedrigungen sind ebenso eine Form von Gewalt, wie das Androhen von Schlägen. Im extremsten Fall gehen die Übergriffe mit Schlägen, Tritten, Isolation, Verfolgungen, Belästigungen und Vergewaltigungen einher. Rund die Hälfte der Opfer meldeten sich selber bei einer Beratungsstelle. In 39 Fällen wurde eine Unterbringung im Frauenhaus empfohlen. Die Polizei meldete im vergangenen Jahr 91 Fälle von häuslicher Gewalt und sprach 39 Mal einen Platzverweis aus. Dies kann die Polizei laut Gewaltschutzgesetz tun, wenn nach Klärung der Hintergründe eine räumliche Trennung notwendig wird. "Der gewalttätige Part kann dann zur Gefahrenabwehr und zur Herstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung für ein bis 14 Tage des Ortes verwiesen werden", erklärt ein Sprecher der Polizei Goslar.

Hilfe bei häuslicher Gewalt


Hilfe bei häuslicher Gewalt bietet das Hilfe-Telefon unter der Rufnummer 0800 0116016. Die Hotline fungiert rund um die Uhr in 16 Sprachen als telefonische Erstberatung für Betroffene, aber auch als Anlaufstelle für Angehörige von Betroffenen, sowie Fachkräfte und vermittelt Hilfs- und Unterstützungseinrichtungen vor Ort. Zudem bietet die AWO Sozialzentrum (Bäringer Straße 24/25) eine Anlaufstelle für Betroffene. Telefon 0 53 21-31 39 31 oder persönlich Montag 11 bis 13 Uhr, Mittwoch 16 bis 17 Uhr und Freitag 11 bis 12 Uhr, oder nach Vereinbarung. Am 5. November findet im Kreishaus ein Fachtag zum Thema „Opfer häuslicher Gewalt finden Hilfe im Goslarer Netzwerk“ statt (regionalGoslar.de berichtete).


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