KaiserPfalzQuartier: Eine "Attacke auf das Welterbe"

Eine Organisation zum Schutz des Welterbes spricht sich nun ganz klar gegen die Pläne der Stadt Goslar aus.

Kaiserpfalz in Goslar.
Kaiserpfalz in Goslar. | Foto: Anke Donner

Goslar. Der Bürgerentscheid zum KaiserPfalzQuartier steht kurz bevor. Am 7. April sind die Bürger gefragt, ob sie die Pläne unterstützen. Die Altstadt von Goslar gehört zusammen mit dem Rammelsberg zum UNESCO Welterbe - dies ruft nun auch überregionale Organisationen auf den Plan.



World Heritage Watch (WHW) ist eine unabhängige Nichtregierungsorganisation, die sich für den Schutz des Welterbes der UNESCO einsetzt. Die Organisation beobachtet und bewertet den Zustand von Welterbestätten weltweit und setzt sich für ihren Erhalt ein.

World Heritage Watch ruft die Bürger der Stadt Goslar auf, beim Bürgerentscheid zum Kaiserpfalzquartier am 7. April bei der Frage: „Sind Sie beim Neubau der Veranstaltungshalle im Kaiserpfalzquartier gegen eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den Baukosten?“ mit Ja zu stimmen und damit die finanzielle Beteiligung der Stadt Goslar an dem Projekt abzulehnen. Nur so könne die Diskussion über das Vorhaben, neu geführt und zu einem einvernehmlichen Ende gebracht werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.

"Attacke auf das Welterbe"


„Der zur Diskussion stehende Entwurf des Büros Nieto Sobejano ist in stadtplanerischer, architektonischer und konzeptioneller Hinsicht verfehlt und eine Attacke auf das Welterbe“, erklärt Stephan Dömpke (69), Vorsitzender von World Heritage Watch. „Wir fragen uns, wie er von einem Gremium befürwortet werden konnte, das mit Fachleuten für das Welterbe besetzt war. Hier sind die Maßstäbe völlig verloren gegangen.“ Das Grundstück dürfe wegen seiner enormen Bedeutung in der Umgebung der Kaiserpfalz auch nicht an private Investoren verkauft werden, sondern müsse im Eigentum der Stadt bleiben.

Streitpunkt: Hotel


Angesichts des Leerstands von zwei Hotels in den ikonischsten Häusern des historischen Stadtkerns – dem Hotel Kaiserworth und dem Hotel Brusttuch - verbiete sich der Bau eines weiteren Hotels, das die Aussichten auf einen wirtschaftlichen Betrieb dieser Häuser zusätzlich in Frage stellen würde. Falls über diese Häuser hinaus Bedarf an zusätzlichen Betten entstehe, sollte die Stadt Konzepte für die mögliche touristische Nutzung anderer leerstehender Häuser in der Altstadt erarbeiten, so World Heritage Watch.

World Heritage Watch spricht sich für eine kulturelle Nutzung des Standortes aus, die nicht nur überwiegend auswärtigen (Konferenz-)Besuchern, sondern in erster Linie der Bevölkerung der Stadt Angebote macht. Dazu sollten ein Museum, Räumlichkeiten für größere und kleinere Ausstellungen sowie Veranstaltungssäle gehören, die sowohl für Konferenzen als auch für Konzerte geeignet sind und daher Platz für deutlich mehr als 500 Personen bieten müssen.

Pläne abgelehnt


Die vorgeschlagene "Allerweltsarchitektur mit Schießschartenfenstern und Flachdächern" lehne World Heritage Watch kategorisch ab. Im direkten Umfeld der Kaiserpfalz, der Domvorhalle und des Amtsgerichts dürfe eine Architektur, die sich gegen das historische Erbe verselbständigt, nicht geduldet werden. Vielmehr sei eine Architektur gefragt, die sich in dieses historische Erbe einfügt und dessen visuelle und ästhetische Integrität achtet und nicht beschädigt. Dafür sollte die Stadt zusammen mit Fachleuten und der Goslarer Bürgerschaft entsprechende Vorgaben erarbeiten.

World Heritage Watch stimmt dem Ziel einer Bodenentsiegelung und einer Freiluftnutzung („Stiftsgarten“) mit hoher Aufenthaltsqualität anstelle des heutigen Parkplatzes zu, durchaus auch mit einem gastronomischen Angebot wie beispielsweise einem Café mit Blick auf die Kaiserpfalz, das an diesem Ort bisher fehle. Eine kreisförmige eingesenkte Fläche würde jedoch nicht wie vom Büro „nsp Landschaftsarchitekten Stadtplaner“ behauptet, auf die Fundamente des abgerissenen Doms an dieser Stelle hinweisen, sondern durch ihre Form jede Erinnerung daran überdecken. Deshalb müsse eine steinerne, als Sitzgelegenheit nutzbare Anordnung unbedingt den Grundriss des Doms nachzeichnen.

Das sagt die Stadt:




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