Jerstedt. Heißes Wasser zerstört die pflanzlichen Eiweiße, das Unkraut kann keine Nährstoffe mehr transportieren und stirbt ab. Das ist für die Umwelt absolut unbedenklich und dennoch effektiv. Die Stadt nutzt umweltfreundliches Verfahren erfolgreich zur Unkrautbekämpfung. Wie das funktioniert, erklärt die Stadt Goslar in einer Pressemitteilung.
Am Dienstag war Thomas Schubert, Geschäftsführer der Firma Schubert Dienstleistungen & Service, im Auftrag der Stadtverwaltung wieder zur Unkrautbekämpfung auf dem Friedhof Jerstedt unterwegs. Ohne Chemie, sondern nur mit kochend heißem Wasser rückt er alle zwei Wochen Löwenzahn und wuchernden Gräsern zu Leibe.
Auf der Ladefläche seines Fahrzeugs stehen ein Tank mit 1500 Litern Wasser und ein Block mit Motor, Heizung und Pumpe. Das Wasser wird auf 112° Celsius erhitzt und durch den 40 Meter langen Schlaf gepumpt. Wenn es aus der Düse kommt, hat es immer noch 98° C. Eine Tankfüllung reicht für den Friedhof Jerstedt. Im April, als Schubert hier begann, brauchte er hingegen noch zwei Füllungen. Zu viel Unkraut überwucherte die Kieswege und das Pflaster. Mittlerweile hat das heiße Wasser das unerwünschte Grün zurückgedrängt.
Feldversuch am Friedhof Feldstraße
Die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser ist die einzige Chemie-freie Methode, die auch den Wurzeln nachhaltig zusetzt. Beim Veröden mit Feuer beispielsweise gelangt die Hitze nicht in die Wurzel, die Pflanze wächst schneller nach. Wichtig ist laut Schubert aber auch beim heißen Wasser die nötige Beharrlichkeit. Bei Gräsern dauere die Bekämpfung länger, weil sie eine schlanke Oberflächenstruktur haben. Nach drei bis fünf Tagen wird das Gras gelb und hat man es erstmal bei der Wurzel gepackt, kommt es auch nicht so schnell wieder. Anders beim Löwenzahn. Da greift die Hitze wegen seiner großen Blattstruktur sehr schnell. Als die Düse über eine Pflanze fährt, fällt sie augenblicklich platt in sich zusammen. „Sieht aus wie gekochter Spinat“, sagt der Experte. Da Löwenzahn ein Tiefwurzler sei, halte er sich allerdings hartnäckig und sei schneller wieder da. „Ich muss da kontinuierlich dranbleiben, dann kriege ich das Unkraut kaputt“, sagt Thomas Schubert.
Mit seiner Technik ist er auch in Oker am Hundemarkt unterwegs sowie auf dem Friedhof Feldstraße. Dort war der Feldversuch vor der Kapelle im vergangenen Jahr so erfolgreich, dass der Auftrag dieses Jahr sofort an seine Firma ging. Häufig wird der Unkrautbekämpfer im Einsatz von Passanten angesprochen – aus Neugier, aber auch aus Sorge vor einer Chemiekeule. „Das ist reines Wasser“, erklärt er dann und stößt zunächst oft auf Unglauben. „Also erkläre ich, wie es funktioniert.“ Jeder könne es zu Hause selbst ausprobieren. Der Fachmann rät dafür zu einem Verlängerungskabel. Der Wasserkocher sollte nämlich direkt am Einsatzort das Wasser erhitzen. Laufe man erst durchs halbe Haus und den Garten, sei das Nass bereits zu stark abgekühlt, so Schubert. Bei neu gepflanzten Bäumen sollte man zunächst etwas Vorsicht walten lassen, ansonsten schade das heiße Wasser Bäumen aber nicht.
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