Nach dem Hochwasser von 2017: Wie wird Goslar zukünftig geschützt?

In Goslar wurden bereits etliche Maßnahmen ergriffen. Wie genau man zukünftig einem Hochwasser besser begegnet, darüber gab es nun eine Infoveranstaltung.

Hochwasser 2017 - Goslar war überflutet. (Archiv)
Hochwasser 2017 - Goslar war überflutet. (Archiv) | Foto: Frederick Becker

Goslar. Die Stadt Goslar informierte darüber, wie die Altstadt zukünftig besser vor Hochwasser geschützt werden soll. Dazu fand kürzlich eine mit 50 Teilnehmenden gut besuchte Bürgerinformationsveranstaltung mit einem Bürgerdialog im Rammelsberghaus an der Rammelsberger Straße statt. In einer Pressemitteilung gibt die Stadt einen Überblick über die Inhalte. Neue Maßnahmen sollen helfen, eine Flutkatastrophe wie 2017 besser in den Griff zu bekommen.



In seinem Impulsvortrag berichtete zuerst Referent Michael Wittemann vom Wasserverband Peine/Harz-Heide über die Zusammenarbeit beim Hochwasserschutz mit der Stadt Goslar. Dirk Sielaff und Maximilian Delius gaben danach einen Rückblick und Ausblick auf den Hochwasserschutz für Goslar. Stadtbrandmeister Christian Hellmeier und Volker Junge vom städtischen Fachdienst Sicherheit und Ordnung informierten zum Abschluss zum Thema „Bevölkerungsschutz“.

Eine knappe Stunde hatten die Anwesenden dann die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Informationsveranstaltung wurde von Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner moderiert. Gleich in ihrer Begrüßungsrede wies Schwerdtner auf die Auswirkungen des Klimawandels hin, die einen „breit und sehr gut aufgestellten Hochwasserschutz erforderlich machen“. „Ein erneutes Hochwasser können wir nicht verhindern, aber wir können es künftig früher erkennen und schneller reagieren. Auch sind wir besser ausgerüstet und erste Maßnahmen aus dem 'Fünf-Säulen-Modell' zum Hochwasserschutz sind bereits abgeschlossen“, bestätigten alle Referenten.

Die Bürgerinformationsveranstaltung zum Hochwasserschutz in der Goslarer Altstadt ist gut besucht. Drei Vorträge beschreiben den Status quo.
Die Bürgerinformationsveranstaltung zum Hochwasserschutz in der Goslarer Altstadt ist gut besucht. Drei Vorträge beschreiben den Status quo. Foto: Stadt Goslar


So funktioniert das Fünf-Säulen-Modell


Der Hochwasserschutz basiert auf einem „Fünf-Säulen-Modell“. Die Ertüchtigung der Abzucht und ein mit Künstlicher Intelligenz gesteuertes Frühwarnsystem sowie die Sicherung natürlicher Abflussbahnen in der Altstadt konnten schon eingerichtet beziehungsweise umgesetzt werden. Für den Herzberger Teich könnte eine Vergrößerung des Rückhaltebeckens in Betracht kommen – hier läuft aktuell die zweite Untersuchungsphase.

Die Vorhaben für einen Entlastungsstollen – ursprünglich verankert in der fünften Säule – wurden währenddessen in die Schublade gelegt. In enger Verbindung zu den Harzwasserwerken steht hier ersatzweise die Erweiterung des Oker-Grane-Stollens zur Diskussion. Ein Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Goslar und den Harzwasserwerken wurde hierzu gerade geschlossen, teilte Dirk Sielaff, Fachdienstleiter Gewässer und Umwelt der Stadt Goslar, auf der Informationsveranstaltung zum Hochwasserschutz in der Goslarer Altstadt mit.

Was hat man gelernt?


Anhand der Fragestellungen „Was ist passiert nach dem Hochwasser von 2017? Wo stehen wir aktuell? Und wo wollen wir hin?“ stellten die Referenten die Arbeitsergebnisse dar. Denn das Hochwasser in Goslar im Jahr 2017 hat Spuren hinterlassen. Auch seinerzeit betroffene Anwohner hörten interessiert zu und vernahmen die Investitionen im gesamten Stadtgebiet. Zu nennen sind hier auch das neue Hochwasserrückhaltebecken für Immenrode, die Ertüchtigung der Abzucht, neue Regenrückhaltebecken, die Verbesserung der Ausstattung der Ortsfeuerwehren sowie neue Treibgutrechen. Das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Hochwasserfrühwarnsystem für die Altstadt ist breit aufgestellt und ein Leuchtturmprojekt. An unterschiedlichen Stationen im Harz sind dafür Mess- und Radarstellen stationiert. Beim letzten Starkregen erfolgte die Meldung nahezu punktgenau.

Stadtbrandmeister Hellmeier zeigte sich zufrieden: „Damit hätten wir das Hochwasser 2017 besser vorhersehen können.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass mancher vollgelaufene Keller oft eine ganz andere Problematik hat. „Hier liegen die Ursachen dann in der Kanalisation.“ Aber auch mit der Firma Eurawasser steht die Stadt Goslar in einem engen Austausch. Trotz aller städtischer Maßnahmen gibt es mit einem Aufruf zum Selbstschutz auch einen deutlichen Appell an die Bevölkerung. Volker Junge gibt erste Hinweise: „Für zehn Tage sollten pro Person zwei Liter Trinkwasser vorgehalten werden. Decken Sie sich mit Lebensmitteln ein, aber denken Sie bei Nudeln auch daran, dass diese gekocht werden müssen. Sollte der Strom nicht gehen, hilft nur ein Gaskocher.“ Fragen zu Notfallsituationen beantworten hier Ratgeber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Eine Zusammenstellung von Broschüren und Tipps gibt es unter www.goslar.de/stadt-buerger/notfallsituation. Für eine aktive Hilfe in Notfallsituationen ist bereits vieles umgesetzt.

Das passiert in der Krise


So ist beispielsweise auch ein Krisenstab bei der Stadt Goslar gegründet worden. Bei Unwetterlagen laufen die Vorbereitung der Verwaltung dann wie folgend ab: Nach der Alarmierung und Aktivierung des Krisenstabes wird zudem das Krisenmanagement aktiviert. Zusätzlich findet ein enger Austausch zwischen der Verwaltung und der Einsatzleitung der Feuerwehr statt, die dann auch über den Einsatz von Hilfspersonen und gegebenenfalls fachlichem Beratungskräften entscheiden. Je nach Schadenslage erfolgt dann die Verteilung von Einsatzmitteln und Ressourcen. Kontinuierlich wird bei Hochwasserereignissen das KI-Hochwasserfrühwarnsystem im Auge behalten.


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