Schafe und Rinder als Landschaftspfleger - Bitte nicht stören!

Im Naturschutzgebiet Appelhorn geht es um die Artenvielfalt.

Die Schafe haben ihre Arbeit aufgenommen.
Die Schafe haben ihre Arbeit aufgenommen. | Foto: Landkreis Goslar

Langelsheim. Im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Appelhorn zwischen Langelsheim und Ostlutter können derzeit tierische Landschaftspfleger bei der Arbeit beobachtet werden: In dem Naturschutzgebiet weiden sowohl Schafe der Schäferei Kroll als auch Rinder der Rasse Harzer Rotes Höhenvieh der Harz Vorland Hof Bock GbR. Die Tiere sollen dabei helfen, die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Appelhorn – die für Laien oftmals nicht auf den ersten Blick zu sehen ist – nachhaltig zu schützen und zu fördern. Das berichtet der Landkreis Goslar in einer Pressemitteilung.



Da die Pflege des Gebietes in den vergangenen Jahren stark vernachlässigt und durch das Abmulchen von Flächen diese sogar in ihrem Zustand bedroht worden seien, habe die Bundesimmobiliengesellschaft (BIMA) als Eigentümerin die Pacht der Flächen neu vergeben. „Der Unteren Naturschutzbehörde ist es ein besonderes Anliegen, in Zusammenarbeit mit der Bundesimmobiliengesellschaft als Grundeigentümerin, dem Landschaftspflegeverband Goslar e.V. und den neuen Pächtern beziehungsweise Weidetierhaltern eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung des Naturschutzgebietes ,Appelhorn‘ zu gewährleisten“, erklärt Mandy Henning-Hahn von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar.

Fläche aufwerten


Anhand eines gemeinsam abgestimmten Pflegeplanes und mit Hilfe der vierbeinigen Landschaftspfleger soll die Fläche aufgewertet werden. „Zudem freuen wir uns auch, dass wir mit dem Graf von Hardenberg, ebenfalls anteiliger Flächeneigentümer, einen weiteren Unterstützter der Pflege mit Weidetieren auf dem Appelhorn gewinnen konnten“, so Mandy Henning-Hahn.

Die Mitwirkenden stellen das Beweidungsprojekt vor (v.li): .), Daniel Morick (Harz Vorland Hof Bock GbR, Halter des Harzer Roten Höhenviehs), Wilfried Henze (Revierförster der Niedersächsischen Landesforsten / Forstamt Seesen), Mandy Henning-Hahn (Untere Naturschutzbehörde (uNB) des Landkreises Goslar), Andreas Kroll (Schäferei Kroll), Karl Könecke (Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V.) und Carolin Kluger (Landschaftspflegeverband Goslar e.V.).
Die Mitwirkenden stellen das Beweidungsprojekt vor (v.li): .), Daniel Morick (Harz Vorland Hof Bock GbR, Halter des Harzer Roten Höhenviehs), Wilfried Henze (Revierförster der Niedersächsischen Landesforsten / Forstamt Seesen), Mandy Henning-Hahn (Untere Naturschutzbehörde (uNB) des Landkreises Goslar), Andreas Kroll (Schäferei Kroll), Karl Könecke (Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V.) und Carolin Kluger (Landschaftspflegeverband Goslar e.V.). Foto: Landkreis Goslar


Im Vordergrund steht dabei vor allem die Pflege der weitläufigen Offenlandflächen: Diese stehen durch ihre langjährige Nutzung als Dauergrünland zum Teil auch unter zusätzlichem Biotopschutz. „Ausschlaggebend dafür ist eine besondere Artenvielfalt in den Wiesenflächen, die auch geschützten Vogelarten wie Feldlerchen und Neuntöter einen wertvollen Rückzugsraum bieten“, erläutert Mandy Henning-Hahn.

Magerer Futterstandort


Im Gegensatz zu großen Maschinen bietet die Beweidung durch Tiere den Vorteil, dass dominante Gras- und Pflanzenarten so nicht die Oberhand gewinnen. Ökologisch wertvollere, aber weniger dominante Arten sowie in Insekten sind dadurch in der Lage, eine geschützte Lebensgrundlage zu finden. Besonders mithilfe weidender Schafe kann der Artenschutz berücksichtigt werden, da Wiesenflächen beispielsweise nicht in einem Stück oder zu selben Zeit bewirtschaftet werden. Von diesen unterschiedlichen Strukturen, die hierbei entstehen, profitieren Vögel, Insekten und verschiedene Pflanzenarten. Sowohl für die Schafe als auch für die Rinder ist der magere Futterstandort geeignet, sodass sie gut für die Landschaftspflege eingesetzt werden können.

Rinder der Rasse Harzer Rotes Höhenvieh sind auch vor Ort.
Rinder der Rasse Harzer Rotes Höhenvieh sind auch vor Ort. Foto: Landkreis Goslar


„Eine zunehmend auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Landnutzung führte und führt dazu, dass wertvolle Offenlandbereiche vielerorts verschwinden oder zumindest bedroht sind. Die Offenhaltung und Pflege durch extensiv eingesetzte Weidetiere kann nicht durch maschinelle Pflege ersetzt werden“, erklärt Karl Könecke, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Goslar. Kulturökologische Bereiche in Deutschland seien in ihrem Erhalt und ihrer Entwicklung abhängig durch die Landschaftspflege durch Tiere. „Es ist ein gutes und wichtiges Signal, dass für die Pflege auf dem Appelhorn ansässige Weidetierhalter als Pächter gewonnen werden konnten. Dies stützt zudem die weidetierhaltende Landschaftspflege im Landkreis Goslar in ihrer für uns alle so wichtigen Existenz.“

Schutz vor Raubtieren


Das Naturschutzgebiet Appelhorn ist ein beliebtes Ausflugsziel, viele Menschen nutzen die Wege entlang der weiträumigen Flächen für Spaziergänge. Damit Schafe und Rinder aber bei der Landschaftspflege nicht gestört werden, bitten die Projektverantwortlichen um Rücksicht.
Die Schafe der Schäferei Kroll werden zudem von Herdenschutzhunden bewacht, die die Tiere vor Raubtieren wie Füchsen, Luchse und Wölfen schützen sollen. Die Hunde ähneln den Schafen in Größe und Fellfarbe, dadurch verschmelzen sie besser mit der Herde, ohne Unruhe zu erzeugen.

Die Hunde sind von weitem kaum von den Schafen zu unterscheiden.
Die Hunde sind von weitem kaum von den Schafen zu unterscheiden. Foto: Landkreis Goslar.


Ohne diese Wächter wäre eine Landschaftspflege in dieser Form nicht realisierbar. Andreas Kroll appelliert daher an Spaziergängerinnen und Spaziergänger sowie Hundehalterinnen und Hundehalter: „Bitte bleiben Sie nicht an der Koppel stehen und verlassen sie die Wege nicht. Unsere Tiere - weder Schafe noch Hunde - sind keine Trainingsobjekte für Ihre Vierbeiner und brauchen tagsüber Ruhe, damit sie fit für ihren Einsatz in der Nacht sind.“

Zaun mit Stromlitzen


Auch Daniel Morick von der Harz Vorland Hof Bock GbR bittet um Verständnis, die Tiere nicht zu stören: „Wir freuen uns natürlich über jeden Besucher, der sich die schöne Landschaft und das Harzer Rote Höhenvieh ansehen möchte, bitten aber auch um Rücksichtnahme auf die Tiere“, erklärt er. „Die Tiere sind mit einem mobilen Elektro Zaun mit zwei Stromlitzen eingezäunt, was den Vorteil hat, dass das Wild den unteren Draht noch passieren kann, aber das Höhenvieh nicht hinauskommt. Somit stellt unsere Zaunanlage für die Zeit der Beweidung keine Gefahr oder ein Hindernis für Wildtiere da.“

Die Regeln des Naturschutzgebietes sollten beachtet werden.
Die Regeln des Naturschutzgebietes sollten beachtet werden. Foto: Landkreis Goslar


Im sensiblen Naturschutzgebiet Appelhorn gilt eine ganzjährige Leinenpflicht, sodass Hunde auch außerhalb der Brut- und Setzzeit nicht frei herumlaufen dürfen, informiert der Landschaftspflegeverband Goslar. Zudem weist die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar darauf hin, dass das Be- und Durchfahren des Gebietes nur Eigentümern beziehungsweise Pächtern der Flächen gestattet. So sollen unnötige Störungen im Schutzgebiet vermieden werden.


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