Goslar. Zum Tag des Flüchtlings, Freitag, den 2. Oktober, stellte die Adolf-Grimme-Gesamtschule als UNESCO-Projektschule einen Projekttag mit beeindruckenden methodisch-didaktischen Lernarrangements auf die Beine. Neben der Menschenrechtsbildung lag ein besonderer Schwerpunkt des Projekttages darin, die Schülerinnen und Schüler anzuregen, Perspektivwechsel einzunehmen und Empathie zu entwickeln.
Den Abschluss des Thementages bildete eine 60-minütige Pressekonferenz, in der die jugendlichen Pressesprecher überzeugend und nachdrücklich von ihren Projekten berichteten. Die Fünftklässler erzählten von ihren gepackten Fluchtkoffern, mit denen sie einen Hindernisparcours überwinden mussten. "Flüchtling sein - was bedeutet das?" Mit dieser Frage beschäftigten sich auch die Schülerinnen und Schüler des 6. Jahrgangs. In einem Gedankenexperiment spürten sie den Gefühlen und den Beweggründen von Flüchtlingen nach, um anschließend zu überlegen, wie sie ganz konkret in ihrer Stadt und an ihrer Schule den Neuankömmlingen helfen können - sei es durch Spenden, sei es durch Hilfe bei der Bewältigung des Alltags oder einfach nur durch eine freundliche Aufnahme in die Klassengemeinschaft. Ihre Hilfsideen stellten sie als Bilder auf Postkarten dar, die anschließend zu einer großen Weltkarte zusammengefügt im Schulgebäude täglich daran erinnern, freundlich und hilfsbereit mit Mitmenschen umzugehen.
Ein beeindruckendes Projekt in Form einer Mahnwache führten die Schülerinnen und Schüler aus dem 7. Jahrgangs durch. In der Pausenhalle errichteten sie die Installation: „Menschen bauen Zäune aus Angst – Menschen können sie auch abbauen!“. An fünf großen Bauzaunelementen wurden 200 Blätter mit Stacheldrahtzeichnungen aufgehängt, welche innerhalb einer Woche „verwandelt“ werden sollen durch positive Wünsche für Flüchtlinge, die auf die Rückseiten geschrieben werden. Ist ein Bauzaunelement „leer“, wird es entfernt!
Die Zeitzeugen vor der Mahnwache mit den Schülern des 7. Jahrganges. Foto: Schule)
Jahrgangsübergreifende Projektarbeit
Die Flüchtlingskinder der AGG führten unter der Leitung von Klaus Wittig ein jahrgangsübergreifendes, musikalisches Projekt durch und zeigten während der Pressekonferenz sehr überzeugend, dass sie viel Spaß beim gemeinsamen Musizieren hatten. Der 8. Jahrgang setzte sich intensiv mit dem Asylrecht und der derzeitigen Flüchtlingssituation in Deutschland auseinander. Die daraus resultierenden handlungsorientierten Lernprodukte reichten von darstellendem Spiel, Wandcollagen sowie einer Ausstellung von Fluchtrucksäcken. Auch die ZDF-Dokumentation „Die Kinder von Aleppo“, deren Hauptprotagonisten zur Schülerschaft der AGG zählen, wurde im 8. Jahrgang gezeigt und reflektiert. Die Jahrgänge 9 und 10 hatten Zeitzeugen eingeladen, die mit den Schülerinnen und Schülern über ihre persönlichen Fluchterfahrungen sprachen. Dabei entwickelten sich sehr tiefgreifende und bewegende Gespräche. So berichteten Heidetraud Zierl, Ulrich Weißgerber, Jörg Gliemann und Stefan Kutsche von ihrer Flucht aus der ehemaligen DDR. Maria Schralek ließ die jugendlichen Zuhörer an ihren Fluchterlebnissen aus Oberschlesien (1945) teilhaben. Uwe Conrad (Flucht aus Stettin, 1945) berichtete von seinen Erfahrungen als Flüchtlingskind, stellte dabei Bezüge zur aktuellen Flüchtlingssituation her und forderte die Jugendlichen zu sozialem Engagement auf. Die Schwestern Nedjla und Wissal Kado, 2000 aus Syrien geflüchtet, fesselten die Schülerinnen und Schüler durch bewegende Bilder und Berichte aus ihrer Heimat. Zusammen mit weiteren sieben jesidischen Mitgliedern des Vereins Jugend humanitärer Hilfe e.V. engagieren sich die beiden Studentinnen ehrenamtlich für die im Nordirak lebenden Flüchtlinge. Während der gesamten Pressekonferenz sprachen beinahe ausschließlich Schülerinnen und Schüler, wodurch der positive Eindruck einer schülerzentrierten Projektarbeit unterstrichen wurde.
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