Testessen: Altdeutsche Stuben - gehobenes Mittelfeld

von Marc Angerstein


Die Altdeutsche Stuben im Hotel Der Achtermann hatte unangekündigten Besuch von den regionalkulinarisch.de-Testessern. Fotos: Marc Angerstein
Die Altdeutsche Stuben im Hotel Der Achtermann hatte unangekündigten Besuch von den regionalkulinarisch.de-Testessern. Fotos: Marc Angerstein | Foto: Marc Angerstein



Goslar. Das Hotel Der Achtermann in der Kaiserstadt bezeichnet sein Restaurant Altdeutsche Stuben, als DAS Restaurant in Goslar. Das historisch bedeutsame Restaurant hinter 500 Jahre alten Steinmauern hat den Anspruch, seine Tradition mit einer modernen und frischen Küche zu verbinden. Unterschiedliche Meinungen kursieren und haben unsere Redaktion erreicht: von „Touristenabzocke“ bis hin zu „Gourmetrestaurant“. Grund genug für einen - wie immer - unangekündigten Besuch unserer regionalKulinarisch.de-Testesser.


Foto: Marc Angerstein



Beeindruckende Räume mit kleinen Nischen, historisches Ambiente, kombiniert mit moderner Gastronomie. Ein Ritter in Rüstung am Eingang. Weißes Tischtuch, gestärkte Stoffservietten. Freundlicher Empfang und aufmerksamer Service, dies war der erste Eindruck.


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Das nicht benötigte vierte Gedeck wurde sofort abgedeckt, die Besteckfolge gemäß der bestellten Menüfolge ergänzt. Vorweg wurden Baguettebrotscheiben mit Kräuterquark und Aioli gereicht. Die Weinberatung wirkte nicht kompetent, selbst die genannten Jahrgänge waren nicht stimmig. Aber die Bedienung konnte dies gekonnt überspielen und den Fauxpas einfach weglächeln. Der bestellte Wein ein 2016 Grauer Burgunder von dem badischen Weingut Bercher vom Kaiserstuhl (28,50 Euro/ 0,75l) wird in der Karte angepriesen mit „schön zu trinken, frisch, gehaltvoll, kräftig“. Das stimmte auch. Viel Säure und gut temperiert. Ein Weinkühler sorgte dafür, dass dies so blieb. Das begleitende Bad Harzburger Mineralwasser wurde nicht gekühlt.



Foto: Marc Angerstein



Gratinierte Apfelscheiben mit Ziegenkäse, Pancetta und Rucola stand am Anfang des Testessens. Pancetta ist eine italienische Variante des Bauchspecks vom Schwein. Er war mild, sehr aromatisch und zart. Geschmacklich ein sehr guter Kontrast zum süßlichen Apfel und dem ebenfalls milden Ziegenkäse. Sehr schön angerichtet und sehr lecker. Ein gelungener Appetitanreger für 7,90 Euro.


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Die Suppe: Eine Ochsenbouillon mit aufgeschnittener Waldpilzroulade, wunderbar bronzefarben mit aromatischen Einflüssen von Gemüse. Sehr gelungen. Auch die Waldpilzroulade intensiv im Geschmack. Der Preis: 5,90 Euro


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Der Hauptgang war geschmacklich fantastisch und ausgewogen, der Lammrücken auf den Punkt gegart. Eine preislich angemessene Portion für 20,90 Euro, mit mediterranem Kartoffelschaum und gegrillten Gemüse.


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Als Dessert wurde eine Creme Brûlée mit hausgemachtem Erdbeereis, frischen Erdbeeren und Sahne serviert. Die Art der Präsentation ungewöhnlich, das Eis vielleicht hausgemacht, aber nicht wie erwartet, selbst gemacht. Eine industriell gefertigte Grundmasse wurde in die Eismaschiene gegeben, so schmeckte es. Die Creme sehr weich in der Konsistenz, geschmachlich aber sehr gut, die geflammte und karamelisierte Kruste intensiv im Geschmack. Dieser süße Abschluss kostete 8,10 Euro.

In den Altdeutsche Stuben wird Beef Tatar (21,50 Euro) am Tisch (übrigens sehr gut) zubereitet oder auch Crêpe Suzette auf dem Flambierwagen am Tisch flambiert (16,00 Euro), dies sind noch Anzeichen der gehobenen Gastronomie. Die Qualität der Küche wurde von unseren Testessern als durchweg empfehlenswert und gut bewertet (4,6 von 5). Aber die Qualität des Service ließ ab dem Hauptgang merklich nach. Schon die Wartezeit zwischen Suppe und Hauptgang betrug ungewöhnliche 50 Minuten, die Wartezeit zwischen Hauptgang und Dessert nocheinmal eine knappe Stunde – und das obwohl unsere Testesser schon nach der halben Zeit an die Dessertbestellung erinnerten. Nach zwei weiteren Erinerungen wurde das Dessert serviert und als Entschädigung für die lange Wartezeit ein „Kaffee aufs Haus“ angeboten, was unsere Testesser aber wegen der fortgeschrittenen Zeit dankend abgelehnten. Ob wegen des entstandenen Stresses oder wegen Unwissenheit des Personals sind die Salz-und Pfeffermenagen beim Dessert auf dem Tisch geblieben, auch der Beistelltisch zur Zubereitung des Beef Tartar stand mit allen Gewürzutensilien bis zum Zahlvorgang am Tisch. Viele der unprofessionell wirkenden Serviceabläufe sind wohl darauf zurück zu führen, dass zu viel Personal am Tisch wechselte und es (auch ab dem Hauptgang) kein beständiger Serviceansprechpartner existierte. Deshalb rutschte die Servicebewertung auch im Verlauf des Abends ab.

Mit einer 3,1 Gesamtbewertung bekommt das Restaurant Altdeutsche Stuben im Hotel Der Achtermann drei von insgesamt fünf möglichen Lecker-r. Ob der Service nur einen schlechten Tag hatte oder ob der Service ein Problem des Hauses ist, das die gute Leistung des Küchenteams in der Gesamtwahrnehmung schmälert, können unsere Leser selbst einmal testen. Unsere Redaktion wird dies auch noch einmal tun. Aber eines ist festzustellen: „Tourismusabzocke“ ist dieses gastronomische Angebot nicht, aber auch nicht Gourmet. Eher gehobenes Mittelfeld.


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