Goslar. Die Verhandlungen mit der Bahn laufen seit Monaten, der Ratsantrag der Linken aus dem Mai 2020 ist noch immer nicht umgesetzt. Jetzt, wo der Bahnhofsvorplatz eine Großbaustelle ist, will die SPD endlich Nägel mit Köpfen machen und barrierefreie Toiletten am Bahnhof schaffen. Die Entscheidung soll im nächsten Verwaltungsausschuss am 9. November fallen.
Im Mai 2020, wenige Monate nach Beginn der Pandemie stellte die Linke einen Dringlichkeitsantrag mit dem Ziel, schnellstmöglich öffentliche Toiletten am Bahnhof einzurichten. Dieser wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen. Eher unbeachtet blieb jedoch der Folgeantrag im Ausschuss für zentrale Dienste und Finanzen über die Einstellung von 200.000 Euro für die Schaffung einer öffentlichen Nasszelle. "Eine Verschiebung dieser überfälligen Entscheidung würde nur dazu führen, diesen unerträglichen Zustand auch im Sommer 2021 noch nicht beseitigt zu haben", argumentierte die Linke dort - der Antrag wurde jedoch abgelehnt.
Kein Glaube mehr an die Bahn
Stattdessen verhandelt die Stadt Goslar nun seit einem halben Jahr mit der Deutschen Bahn, um eine Toilette in das Gebäude bauen zu dürfen. Ebenso wie die Linke hält Ratsherr Stefan Eble (SPD) dieses Vorgehen für nicht zielführend: "Wir brauchen über das Thema, dass da Toiletten erforderlich sind, nicht diskutieren. Wenn wir das Ziel haben, den ÖPNV zu fördern, muss auch ein gewisses Angebot da sein an Infrastruktur." Dabei würde sich der Goslarer Bahnhof auch nichts anmaßen, was er nicht ist - nach dem eigenen Rankingsystem der Bahn liegt der Goslarer Bahnhof in der Kategorie 3 (von 7) und liegt damit auf einer Stufe mit Celle und Hameln - auch wenn es dort auch immer wieder Probleme mit den Toiletten gibt. Wohl ein weiterer Grund, sich nicht auf die Bahn zu verlassen.
Zwischenlösung muss her
"Der Beschluss ist eineinhalb Jahre alt und es ist nichts passiert", moniert Eble. Es ärgere ihn außerdem, dass die Bahn zwar bei der Sanierung der Feldmauer nahe dem Achtermannparkhaus aggressiv ihren Anspruch auf finanzielle Beteiligung der Stadt Goslar durchsetze, die Stadt aber in der Toilettenfrage am langen Arm verhungern lasse. Auch die Aussage der Bahn, Reisende könnten doch die Toiletten in den Zügen nutzen, sei unrealistisch - diese seien schließlich nicht selten einfach kaputt.
Bis zur Fertigstellung eines barrierefreien Toilettenhäuschens auf dem Bahnhofsvorplatz soll vorerst ein "gut ausgeschilderter" Container aufgestellt werden. Eble rechnet mit einem Zeithorizont von bis zu zwei Jahren. Bis dahin, so der Sozialdemokrat, solle es aber nicht bleiben, wie es ist. Die Stadt müsse jetzt das Zepter in die Hand nehmen. Und so beantragt die SPD erneut, 200.000 Euro für öffentliche Toiletten bereitzustellen: "Ob wir eine Mehrheit kriegen, muss man abwarten."
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