UNESCO-Projekt: „Schau hin! Misch dich ein!“


Am Nachmittag des 12. Mai wurde die Adolf-Grimme-Gesamtschule von einer Schüler-Lehrer-Delegation vom Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode besucht, um die Friedenstaube zu übergeben und die ausgewählten Orte vorzustellen. Fotos: Adolf-Grimme-Gesamtschule
Am Nachmittag des 12. Mai wurde die Adolf-Grimme-Gesamtschule von einer Schüler-Lehrer-Delegation vom Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode besucht, um die Friedenstaube zu übergeben und die ausgewählten Orte vorzustellen. Fotos: Adolf-Grimme-Gesamtschule



Oker. „Schau hin! Misch dich ein! - Globale Herausforderungen, Menschenrechte, Demokratie, Toleranz“ lautet das diesjährige Thema des internationalen Projekttages, zu dem alle UNESCO-Projektschulen ein Projekt auf die Beine stellen. Innerhalb des UNESCO-Projektschulnetzwerkes in Südniedersachsen wurde gemeinsam ein besonderes Projekt entwickelt: Jede Schule wählt drei Orte in ihrer Stadt, die Situationen zeigen oder symbolisieren, bei denen man sich entweder in der Vergangenheit zum Wohle der Menschheit eingemischt hat oder hätte einmischen müssen, gegenwärtig einmischt oder in Zukunft einmischen sollten.

Diese Orte werden fotografisch festgehalten. Auf jedem Foto sind immer ein Warndreieck und eine bronzene UNESCO-Friedenstaube zu sehen. Diese Taube wird jeweils von einer UNESCO-Projektschule zur anderen übergeben und befindet sich schon seit Herbst 2015 auf der Reiseroute: Hainberg-Gymnasium Göttingen – Internat Solling – Robert-Bosch-Gesamtschule Hildesheim – Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule Wolfsburg – BBS V Braunschweig – Adolf-Grimme-Gesamtschule Goslar – Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode – Hainberg-Gymnasium Göttingen. Beim Abholen der Friedenstaube durch eine Delegation der jeweiligen Schule werden den Gästen jeweils die drei ausgewählten Orte bzw. Projekte präsentiert. Am letzten Schultag vor den Osterferien, den 17. März, haben die UNESCO-Schulkoordinatorinnen Inga Passow und Sabine Rehse mit 14 Schülerinnen und Schülern der AGG die Friedenstaube von der BBS V in Braunschweig abgeholt und sich die drei ausgewählten Orte von den BBS-Schülern zeigen und erläutern lassen: Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg im Schulkeller, Gedenkstätte Friedhof Hochstraße, Kinderkrebsstation der Klinik Holwederstraße.

Am Nachmittag des 12. Mai wurde die Adolf-Grimme-Gesamtschule von einer Schüler-Lehrer-Delegation vom Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode besucht, um die Friedenstaube zu übergeben und die ausgewählten Orte vorzustellen:

[image=344177 alignleft]Ort 1: Adolf-Grimme-Gesamtschule - Die Welt nach Tschernobyl und Fukushima
Nachdem die Gäste bei ihrer Ankunft in der Schule zunächst von der Schulleitung begrüßt wurden und sich an einem kleinen Imbiss stärken konnten, stellten dann Hauke Richards und Max Breust ein Projekt vor, das die Schule selbst zu einem Ort der Erinnerung und der Aufforderung zur Einmischung machte. Obwohl das ganze Schuljahr über zum Jahresthema gearbeitet wird, ist der 26. April traditionell der internationale Projekttag der UNESCO-Projektschulen, denn ursprünglich sollte er an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erinnern. Jedes Jahr lädt die Adolf-Grimme-Gesamtschule Zeitzeugen der atomaren Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima ein. In diesem Jahr besuchte am 22. April die Weißrussin Anna Fitseva die Schule und erzählte Schülerinnen und Schülern aus dem 9. und 10. Jahrgang von ihren Erinnerungen an die Nuklear-Katastrophe in Tschernobyl vor inzwischen 30 Jahren. Die Schülerinnen und Schüler waren von dem Gehörten sehr betroffen und beschlossen deswegen, am Jahrestag der Katastrophe am 26. April mit einer Kerzenandacht im Forum der Schule an Tschernobyl zu erinnern und zum verantwortungsvollen Umgang mit Atomenergie aufzufordern.

[image=344178 alignleft]Ort 2: Gedenktafel zum Todesmarsch von Osterode nach Oker - Die Erinnerungen von André Mouton

Im Anschluss an diese erste Präsentation in der Schule selbst machten sich die Gastgeber von der AGG zusammen mit ihren Gästen auf zum nahegelegenen André-Mouton-Platz auf. Dort stellten die Schüler Maximilian Dörr und Ralf Hake die Biographie von André Mouton vor, der als junger Mann im Jahr 1943 als Angehöriger der französischen Résistance von den Nationalsozialisten verhaftet und in die Konzentrationslager in Deutschland verschleppt wurde. Er überlebte im Gegensatz zu vielen seiner Mitgefangenen die Zwangsarbeit im KZ Mittelbau Dora bei Nordhausen. Im April 1945, als die SS das Lager räumen ließ, gehörte André Mouton zu einer Gruppe von mehreren Tausend Häftlingen, die von ihren Bewachern in einem Todesmarsch von Osterode über Clausthal nach Oker getrieben wurden. An diesen Marsch erinnern heute Stelen, die auf der Marschroute aufgestellt wurden, und von denen eine auch am André-Mouton-Platz in Oker steht. Die Schüler berichteten ihren Gästen von diesem schrecklichen Ereignis, das die beiden Schulorte, Osterode und Oker, gleichermaßen betraf. Sie erinnerten daran, welches Leid während der Herrschaft der Nationalsozialisten geschehen war, gerade weil viele Menschen sich nicht oder zumindest nicht oft genug eingemischt hatten und richteten einen Appell an alle Anwesenden, sich heute bei jeder Art von Unrecht mutig einzumischen.

[image=344179 alignleft]Ort 3: Netzwerk Mensch Oker - Integration von Flüchtlingsfamilien

Wie wichtig es aktuell für die Integration von Flüchtlingsfamilien ist, hinzuschauen, sich einzumischen und ehrenamtlich zu engagieren, stellten die Schülerinnen Lea Ella Wittig und Svenja Richards in der dem Netzwerk Mensch zur Verfügung gestellten Wohnung in Unteroker dar. Sie beschrieben die dort stattfindenden Angebote und erzählten, ergänzt durch die Schüler Nina Kaulfuß, Jelena Hoffmeister und Max Breust, an welchen dieser Aktivitäten sie sich während ihrer Freizeit beteiligen z.B. bei der Kleiderbörse, dem gemeinsamen Kochen mit geflüchteten Jugendlichen oder beim kürzlich stattgefundenen Frühlingsfest. „Gemeinsame Aktivitäten sind ein wichtiger Weg zur Integration und sie machen mir einfach Freude“, so Lea Ella Wittig. Herzlich empfangen wurden die Gäste in der Wohnung durch Anja Voges, Frontfrau des Netzwerkes.


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