Was können Flüchtlinge für die Gesellschaft tun?

von Alec Pein


Der 31-jährige Syrer Najeeb Ahmad erklärt anlässlich der SPD-Diskussion im Lindenhof: "Wir dürfen nicht nur als Opfer gesehen werden." Fotos: Alec Pein
Der 31-jährige Syrer Najeeb Ahmad erklärt anlässlich der SPD-Diskussion im Lindenhof: "Wir dürfen nicht nur als Opfer gesehen werden." Fotos: Alec Pein



Goslar. Für vergangenen Freitag lud Dr. Wilhelm Priesmeier zum "Dialogforum #Neues Miteinander" der SPD in den Lindenhof, um mit Bürgerinnen und Bürger über "Herausforderungen der Flüchtlingspolitik" zu Diskutieren. Auf dem Podium sprachen neben dem Bundestagsabgeordneten Dr. Lars Castellucci auch Landrat Thomas Brych, Landtagsabgeordneter Dr. Alexander Saipa sowie Jens Kloppenburg für das Netzwerk Mensch Oker. Außerdem luden die Veranstalter den 31-jährigen Syrer Najeeb Ahmad ein, der 2013 in die Türkei flüchtete und nun in Goslar lebt.

"Das Leben ist zu kurz um Deutsch zu lernen", zitiert Najeeb Ahmad zur Freude der Gäste im Lindenhof Oscar Wilde und beschreibt damit gleichzeitig eine der größten Herausforderungen beim Thema Integration. Zukunft, Familie und Heimat haben viele aufgeben müssen, um vor allem Sicherheit zu finden, erklärt er. Natürlich wollen die Geflüchteten auch arbeiten und eine Wohnung haben, jedoch stehe die Sicherheit an erster Stelle. Bereits 2013 sei er - so wie viele andere - in die Türkei geflohen, habe dort gewartet und gedacht er könne wieder zurück.

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Der gelernte Apotheker Najeeb Ahmad flüchtete 2013 auf der Suche nach Sicherheit in die Türkei. Foto:



"Heute habe ich die Chance zu sagen was wir für die Gesellschaft tun können", erklärt Najeeb Ahmad. Nicht nur als Opfer dürfe man sie sehen, vielmehr müsste auch in der Öffentlichkeit dargestellt werden, welchen Gewinn sie der Gesellschaft bringen könnten. Vorurteilen müsse man ebenso entgegenwirken: "Unsere Aufgabe ist es zu erzählen und das geht nur wenn wir die Sprache können!", sagte Ahmad. Er selbst sei Leiter einer Apotheke in Aleppo gewesen und arbeitet heute als Praktikant in einer. Als schlechte Entwicklung betrachtet er das allerdings nicht, vielmehr zeigt er sich froh überhaupt arbeiten zu können und sich gleichzeitig in einer Sicherheit zu wissen, die er erst nach seiner Flucht wirklich kennengelernt habe. Für andere sei es jedoch schwieriger: Ein Bekannter sei zum Beispiel 15 Jahre als Zahnarzt tätig gewesen und stünde nun wieder ganz am Anfang.

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Dr. Lars Castellucci, Mitglied des Innen- und Europaausschusses. Foto: Alec Pein



Für Dr. Lars Castellucci, Mitglied des Innen- und des Europaausschusses, ist es ein gutes Zeichen, dass Deutschland zum "Sehnsuchtsort" geworden ist. "Wer will eigentlich nach China?", fragte er. Im Vergleich zu der Summe der Menschen die überall auf der Welt geflohen sind, sei der Anteil, den Deutschland aufnehme relativ gering, erklärt er. Die meisten Geflohenen befänden sich noch in der Nähe ihres Heimatlandes. Für weniger Flucht insgesamt sei zudem bisher zu wenig getan worden. Nun müsse man endlich der Verantwortung nachkommen, Fluchtursachen zu bekämpfen und das Leben in Flüchtlingslagern erträglicher zu machen. Wenn man schließlich schon den fünften Winter in einem Lager verbringt und dan auch noch die Essensrationen gekürzt werden,  bräuchte man sich schließlich nicht wundern, wenn sich die Menschen "auf den Weg machen".

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Landrat Thomas Brych berichtete über die Flüchtlingssituation im Landkreis Goslar. Foto: Alec Pein



Landrat Thomas Brych sprach rückblickend auf die Unterbringung von Flüchtlingen in rund 1.000 Wohnungen im von einer "Herkules-Aufgabe" für den Landkreis Goslar. Das wichtigste für eine gelungene Integration sei, neben Arbeit beziehungsweise Schule sowie Wohnraum, auch für ihn die Sprache. 400 Menschen hätten schon das Integrationszetrum durchlaufen - besonderen Betreuungsaufwand bräuchten jedoch die vielen Analphabeten: Eine 50 Prozent-Quote verzeichne man bisher, wohingegen der Anteil von Akademikern "relativ gering" sei.






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