Wolfenbüttel. In einer Geheimoperation, die der Öffentlichkeit bis zum Abschluss der Arbeiten verborgen bleiben sollte, gruben Archäologen ein frühmittelalterliches Gräberfeld aus dem 8. Jahrhundert nach Christus Am Exer in Wolfenbüttel aus. Zu groß war die Angst vor Plünderern, die den sensationellen Fund hätten zerstören können. Jetzt zeigt regionalHeute.de die Bilder des Gräberfeldes und der dortigen Funde.
Während die Stadtgeschichte Wolfenbüttels offiziell erst im Jahre 1118 mit der urkundlichen Erwähnung Widekindus de Wlferesbutle beginnt, haben Siedler bereits viel früher hier auf Grund und Boden gelebt. Archäologen konnten die Grabstätte einer Siedlergruppe auf dem Gelände Am Exer nachweisen. Insgesamt 82 Reihengräber legten sie hier frei. Bereits 1936 beim Bau der Kaserne konnten acht Bestattungen nachgewiesen und dokumentiert werden.
Geschichte muss neu gedacht werden
Der jetzige Fund ist für die Forscher einmalig. Neben materiellen Werten erlangen sie auch wichtige geschichtliche Erkenntnisse, so wie über die Verbreitung des Christentums. "Wir müssen uns die Christianisierung im Braunschweiger Land anders vorstellen, als bislang", sagt der zuständige Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde. Aus welchem Grund und alle weiteren Details zu den Ausgrabungen lesen Sie in unserem bereits veröffentlichten Artikel "Spektakulärer Fund in Wolfenbüttel - Gräberfeld früher Siedler entdeckt".
Gräberfeld "Auf dem Exer" - So sah die Grabung aus
Hier zeigen wir Ihnen jetzt die Fotos der Ausgrabung und Funde, mit freundlicher Genehmigung der Bezirksarchäologie Braunschweig im Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege.
Das Gräberfeld "Auf dem Exer" in Wolfenbüttel. Hier konnten Archäologen ab Juli 2023 insgesamt 82 Bestattungen dokumentieren. Vor allem die unterschiedliche Anordnung dieses Friedhofes einer Siedlergemeinschaft bringt den Forschern wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung des Christentums im Braunschweiger Land. Erstmals habe man sehen können, dass die Christianisierung ein fließender Übergang gewesen sein muss. Ein Viertel der Gräber stehen aufgrund der Ausrichtung nach Süden noch für eine heidnische Bestattung. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Das Grabungsteam legte im Suchgebiet zunächst zwanzig Meter lange und zwei Meter breite Gräben an. Bereits am ersten Tag fand man nach nur drei Stunden die erste Grabgrube. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Zahlreiche Stellen untersuchten die Archäologen im Suchgebiet und konnten so spannende Funde erzielen. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Stück für Stück wurden Gräber freigelegt. Am Ende waren es insgesamt 82. Im Jahre 1936 entdeckten Archäologen hier bereits acht andere Grabstellen. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Zahlreiche Skelette konnten freigelegt werden. Es muss sich um Siedler aus dem 8. oder 9. Jahrhundert handeln. Der Zustand der Funde ist recht unterschiedlich. Einige Skelette sind vom Grabraub der damaligen Zeit gekennzeichnet, andere weisen Zerstörung durch die Landwirtschaft auf. Darüber hinaus gibt es gut erhaltene. Von allen wurden eine DNA-Probe zur weiteren Forschung genommen. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Ein ungewöhnlicher Anblick für Archäologen. Hier wurde, vermutlich durch Grabräuber im frühen Mittelalter, der linke Oberschenkelknochen als Ersatz für die Wirbelsäule platziert. Ob aus Ehre oder gar Verhöhnung des Toten kann nur spekuliert werden. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Zwar waren, wie üblich, viele Gräber bereits von Grabräubern geplündert, doch trotzdem konnten die Archäologen noch zahlreiche Grabbeigaben auffinden. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Dieser Armreif wurde neben weiterem Schmuck im Grab einer Frau gefunden. Ein Zeichen für Wohlstand. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Bei diesen menschlichen Überresten handelt es sich um das Skelett eines Kindes. Die Forscher fanden ein bronzenes Kreuz in dessen Rachenraum, das dem Leichnam scheinbar auf die Zunge gelegt wurde. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Auch diese mit Glasperlen besetzte Fibel, eine Gewandnadel, fand man im Grab der wohlhabenden Frau. Die Restauration wird wohl alles andere als einfach werden. Zunächst soll sie mit einem Computertomografen untersucht werden. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Äußerst ungewöhnlich sei auch dieser Fund, der ein eindeutiges Indiz für Wohlstand und Reichtum sein soll. Die Überreste einer Halskette aus Perlmutt-Pailletten. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Eine von zahlreichen Grabbeigaben, die die Forscher sichern konnten. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
Die Grabbeigaben sollen nun durch Restauratoren aufbereitet werden. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig
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