Berlin. Die Grünen haben den Vorwurf von SPD-Chef Lars Klingbeil, sie wollten Juniorpartner der Union werden, als Ablenkungsmanöver zurückgewiesen. Kritik kam auch aus der CDU. "Alle Jahre wieder warnt die SPD vor Schwarz-Grün, um sich dann bei nächster Gelegenheit in eine erneute Koalition mit der CDU zu flüchten", sagte der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak dem "Tagesspiegel".
Er verstehe Klingbeils Kritik "als Manöver, um von den schlechten Beliebtheitswerten von Olaf Scholz abzulenken", sagte Banaszak. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck mache "das sehr ernsthafte Angebot einer Alternative zum Kampf zwischen gestern und vorgestern, das Olaf Scholz und Friedrich Merz miteinander inszenieren". Dieses Angebot Habecks finde von "Woche zu Woche größeren Anklang".
Klingbeil hatte zuvor den Grünen bescheinigt, ein Regierungsbündnis mit CDU und CSU anzustreben. "Die Grünen wollen Juniorpartner der Union werden. Sie spielen nicht auf Sieg. Sie werfen sich Merz regelrecht um den Hals. Das unterscheidet die Grünen von der SPD", sagte Klingbeil dem "Tagesspiegel".
Der ehemalige Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour warf der SPD mangelnde Aufrichtigkeit vor. "Die SPD hat Merkel dreimal zur Kanzlerin gemacht, nicht die Grünen", sagte er der Zeitung: "Das Gedächtnis der Deutschen sollte man nicht unterschätzen."
Widerspruch erntete Klingbeil auch aus der Union: "Der SPD schwimmen die Felle weg", sagte Dennis Radtke, Vorsitzender des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA, dem "Tagesspiegel". Die Aufholjagd der SPD komme nicht die Gänge, "sodass die SPD mittlerweile Angst hat, nicht mal mehr als Juniorpartner am Tisch sitzen zu dürfen". Die SPD sei seit 1998 mit einer Unterbrechung von nur vier Jahren ununterbrochen in Verantwortung, sagte Radtke: "Die müssen endlich mal länger Pause haben, und zu sich selbst finden." Die außenpolitischen Änderungen, die zwingend nötig seien, "werden mit der Moskau-Connection der SPD nicht zu machen sein".
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