Helmstedt. Seit 2011 ist Wittich Schobert (CDU) bereits Bürgermeister der Stadt Helmstedt. Als Oberverwaltungsbeamter trägt Schobert auch in der Coronakrise Verantwortung für knapp 200 Mitarbeiter der Stadtverwaltung und dient als Verbindungsstück zwischen Rat und Ämtern. regionalHeute.de hat mit dem gebürtigen Barmker über die aktuelle Situation gesprochen.
Wir erreichten Bürgermeister Schobert per Handy im Home Office. Ein Zustand, der für den 49-jährigen Bürgermeister der Kreisstadt noch etwas ungewohnt sei. "Ich sitze ehrlich gesagt lieber im Rathaus, als im kleinen Büro zu Hause", erklärt Schobert. Aber am Ende sei genau das in der aktuellen Lage nötig. Immerhin arbeiten auch rund ein Viertel der 200 Verwaltungsmitarbeiter von zu Hause aus. Für viele sei die Umstellung nicht allzu groß gewesen, immerhin hätten die Mitarbeiter der Stadt schon länger die Möglichkeit ihre Arbeit in den eigenen vier Wänden zu erledigen, soweit möglich. Auch eine Coronainfektion im Bürgerbüro habe die Verwaltung nicht nachhaltig stören können.
Diese Infektion habe zum Glück keine schlimmeren Auswirkungen gehabt. Durch ein Rotationssystem habe man die anderen Teammitglieder in Quarantäne schicken können, ohne die Arbeit einstellen zu müssen, berichtet Schobert. Es habe einfach ein anderes Team übernommen. So könnte jederzeit zumindest ein Notbetrieb aufrechterhalten werden. Dieses System gelte übrigens auch für die drei Verwaltungsvorstände: "Ich bin zurzeit im Home Office, dafür sind meine Kollegen im Rathaus." Da würde keine Ausnahme gemacht, erklärt der Christdemokrat.
Für diejenigen, die noch im Rathaus aktiv seien, habe man außerdem weitere Maßnahmen ergriffen, wie etwa das Aufstellen weiterer Handdesinfektionsmittel und das oben genannte Rotationssystem. Dennoch könne die Verwaltung nicht arbeiten wie vorher. Vor allem Projekte würden zwar weiter bearbeitet, zögen sich jedoch in die Länge. "Für Projektarbeiten können zwar jetzt auch Akten mit ins Home Office genommen werden, aber das einfach mal ins Büro kommen, das schnelle Zusammensetzen, das ist so nicht mehr möglich." Das, und weiteres, bremsen die Arbeit aus, glaubt Schobert.
"Politik muss Vorbild sein"
Kontakte zu meiden gelte auch, wenn zumindest ein Teil des wirtschaftlichen Lebens wieder aufgenommen würde. Die Krise ist nicht ausgestanden, erklärt Schobert, viel mehr sei das Anfahren der Wirtschaft eine Notwendigkeit. "Es geht hier um die Grundlage unseres Zusammenlebens. Da müssen wir sehr abwägen und vorsichtig sein. Nur weil jetzt die Wirtschaft wieder in Gang kommen soll, heißt das nicht, dass alles wieder 'tutti' ist", stellt Schobert klar. Das müsse verdeutlicht werden. "Die Politik muss hier Vorbild sein!" Deshalb sei der lokale Politikbetrieb momentan auch auf das Mindeste beschränkt.
Bilder, wie das von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der sich mit einer Traube anderer Menschen in einem Lift zusammendränge, seien da kontraproduktiv, glaubt Schobert und kritisiert seinen Parteikollegen: "Solche Bilder sind ein absolutes No-Go!" Ganz anders, als so manchen Fehler der großen Politik, sieht der Bürgermeister die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Rat in Helmstedt. Es sei "wohltuend", dass die so reibungslos funktioniere. Das Beispiel Schöningen hätte gezeigt, wie es zurzeit nicht aussehen solle. Hier hatten sich Rat und Verwaltung zwischenzeitlich überworfen. Mittlerweile haben die Verantwortlichen jedoch laut eigener Aussage einen Konsens gefunden.
Keine Gefahr von Behördenausfall durch Corona
Froh ist Schobert außerdem über die enge Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Demnach bestehe enger Kontakt mit Landrat Gerhard Radek (CDU). Überhaupt, so Schobert weiter, leiste der Landkreis "sehr gute Arbeit". Auch in Hinblick auf die 14 Infektionen im Gesundheitsamt. Eine Gefahr, dass eine ähnliche Häufung von Infizierten in der Stadtverwaltung entstehe, sehe der Hauptverwaltungsbeamte derweil nicht. "Das Gesundheitsamt steht natürlich an vorderster Front, da ist das Risiko entsprechend höher. In der Stadtverwaltung ist das zum Glück nicht der Fall." Die oben erwähnte Coronainfektion sei die bislang einzige in der Verwaltung. Und das, so hofft Schobert, könne auch ruhig so bleiben.
mehr News aus Helmstedt