Wanderung und Audiowalk: Grenzerlebnisse in Offleben lassen Geschichte lebendig werden

An der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Offleben können sich Interessierte in die vergangene Zeit zurückversetzen lassen.

Die Grenzwanderung in Offleben lädt Interessierte ein sich in andere Zeiten versetzen zu lassen.
Die Grenzwanderung in Offleben lädt Interessierte ein sich in andere Zeiten versetzen zu lassen. | Foto: Verein Grenzenlos – Wege zum Nachbarn e. V.

Offleben. Offleben ist ein lohnenswertes Ziel für alle, die sich in diesen Tagen mit der ehemaligen deutsch- deutschen Grenze befassen möchten. Der Verein Grenzenlos – Wege zum Nachbarn e. V. macht auf zwei pandemiekonforme Möglichkeiten für Spaziergänger und Wanderer aufmerksam: die Grenzwanderung Offleben und den Audiowalk Offleben. Die beiden Varianten bieten sich besonders in Zeiten an, in denen Abstand zu anderen Menschen geboten ist. Dies teilt der Verein Grenzenlos - Wege zum Nachbarn in einer Pressemitteilung mit.


Bis 1989 sei die deutsch-deutsche Grenze in Offleben ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. Bei Kaffee und Kuchen hätten die Westdeutschen sonntags vom Restaurant „Grenzblick“ aus die Sperranlagen im Blick gehabt. Besonders in den 1960er-Jahren wären die Grenzanlagen zu einer Attraktion geworden. Angelockt vom Schrecken des unüberwindbaren Zauns hinter den Gärten Offlebens seien alleine im Jahr 1965 rund 50.000 Grenzbesucher in den Ort gekommen. Sicherlich habe auch das Entsetzen über gescheiterte Fluchten, von denen die Offleber aus erster Hand berichten konnten, eine Rolle bei der Entscheidung für einen Ausflug an den Eisernen Vorhang gespielt.

Drei Varianten der Grenzerkundung in Offleben


Heute sei es still geworden in Offleben. Aber auch mehr als 30 Jahre nach dem Fall der Grenze könnten Ausflügler in Offleben auf Spurensuche gehen. Drei unterschiedliche Möglichkeiten würden sich dabei anbieten. So könnten sich Besucher auf eine Grenzwanderung auf eigene Faust begeben oder aber auch eine geführte Grenzwanderung in Offleben mitmachen. Darüber hinaus gebe es noch einen Ausiowalk.

Die Grenzwanderung Offleben und der Audiowalk Offleben würden derzeit zu den wenigen Möglichkeiten zählen, sich in der Region über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze zu informieren. Pandemiebedingt seien die Gedenkstätte deutsche Teilung Marienborn und das Zonengrenz-Museum Helmstedt schon seit Wochen geschlossen. Auch Grenzenlos-Rundfahrten hätten im vergangenen Jahr nicht stattfinden können.

Grenzwanderung Offleben auf eigene Faust


Die Grenzwanderung Offleben sei bereits im Jahr 2009 von Jan-Hendrik Prüße aus Offleben initiiert worden. Besucherinnen und Besucher würden hier erfahren, wie die Menschen direkt an der Grenze gelebt und sich mit ihr arrangiert haben. An verschiedenen Stationen entlang der etwa fünf Kilometer langen Route werde die Situation in Offleben in den Jahren zwischen 1952 und 1989 beleuchtet. Der ausgeschilderte Rundweg starte an der Kirche in Offleben. Eine Infotafel beschäftige sich hier mit der Nachkriegszeit und der Grenzziehung. Der Verlauf der sogenannten Demarkationslinie habe damals für große Aufregung gesorgt, denn mitten durch Offleben sei schon früher eine Grenze verlaufen. Der Ort sei für eine gewisse Zeit in braunschweigisch und preußisch Offleben geteilt gewesen.

Die zweite Station befinde sich auf einer Erhöhung, die Tusculum genannt werde. Hier gehe es um den Grenzausbau in den 1960er-Jahren. An dieser Station werde nicht nur die extreme Sicherung der innerdeutschen Grenze durch die DDR deutlich. Wanderer würden sich hier auf dem sogenannten Kolonnenweg und damit auf dem Boden der ehemaligen DDR befinden. Leicht lasse sich ermessen, wie nahe am Eisernen Vorhang die Menschen in Offleben gelebt haben.

Dem Kolonnenweg in Richtung Süden folgend erreiche man die dritte Station. Hier ganz in der Nähe des Grenzdenkmals Hötensleben gehe es um misslungene und gelungene Fluchten und um die Reaktionen der Bevölkerung auf diese Vorkommnisse an der Grenze. An der vierten Station direkt am Ortsausgang von Offleben in Richtung Barneberg gehe es um die Schließung der Grenze und um den „unvergesslichen Freudenrausch“, der die Menschen im November 1989 erfasst habe. Doch bis die Offleber die Grenze nach Barneberg passieren durften, sei noch einige Zeit ins Land gegangen. Die Infotafel verrät, was geschehen ist und wie lange die Menschen in Offleben warten mussten. Die fünfte und letzte Station thematisiere am Dorfgemeinschaftshaus den Grenztourismus und die Aktivitäten des Ortskuratoriums Unteilbares Deutschland.

Audiowalk Offleben


Während eines Spaziergangs durch Offleben würden die Nutzer des Audiowalks Offleben in die Zeit der deutsch-deutschen Teilung zurückversetzt. Zwischen Kirche und dem Ortsausgang nach Barneberg würden Zeitzeugen von ihren Erlebnissen im Schatten des Eisernen Vorhangs erzählen. So berichte der ehemalige Pfarrer von der Grenze durch seinen Garten, eine Bäuerin erinnere sich an eine Ernte unter erschwerten Bedingungen und ein ehemaliger DDR-Bürger spreche über seinen gescheiterten Fluchtversuch bei Offleben.

Der Audiowalk Offleben sei ebenfalls von Jan-Hendrik Prüße initiiert und gemeinsam mit dem Historischen Seminar der Technischen Universität Braunschweig, Abteilung für Geschichte und Geschichtsdidaktik, umgesetzt worden.

Geführte Grenzwanderung Offleben


Der Grenzdenkmalverein Hötensleben, der sowohl die Grenzwanderung Offleben als auch den Audiowalk Offleben betreut, biete auch geführte Grenzwanderungen an. Interessenten könnten sich im Pfarramt Offleben oder direkt beim Grenzdenkmalverein Hötensleben melden. Die Führungen seien kostenfrei, Spenden werden jedoch gerne entgegengenommen.

Von Station drei der Grenzwanderung sei es übrigens nicht mehr weit bis zum Grenzdenkmal Hötensleben. Die Wanderung auf dem Kolonnenweg könne bis zu den komplett erhaltenen Grenzanlagen in Hötensleben fortgesetzt werden.


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