Horrorsommer und Dürrechaos - Wetterdienst warnt vorm Blick in die Glaskugel

Die Horrormeldungen zu einem möglichen Katastrophensommer überschlagen sich - der Deutsche Wetterdienst DWD mahnt zur Vorsicht bei der Auslegung dieser Modelle: "Ich würde damit meinen Sommerurlaub nicht planen."

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(Symbolbild) | Foto: Marvin König

Region. Schon Ende 2019 prognostizierte der britische Wetterdienst "Met Office" einen Extremsommer für 2020 mit extremer Hitze und großer Dürregefahr. Die kürzlich vorgestellten Langzeitprognosen des staatlichen US-Wetterdienstes NOAA, sowie des europäischen Wetterdienste ECMWF glauben ebenfalls, dass der kommende Sommer zu trocken werden könnte. Der amerikanische Wetterdienst Accuweather prognostiziert gar eine Unwettersaison für Deutschland, die sich gewaschen hat. Der Deutsche Wetterdienst DWD mahnt jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation dieser Wettermodelle.


Laut der neuesten Prognose des privaten Wetterdienstes Accuweather bedeutet der Sommer vor allem eines: Schwere Unwetter in West- und Mitteleuropa und das bei Hitze, die sich tief bis nach Osteuropa zieht. Bei der NOAA sieht das Bild weniger dramatisch aus - normale Temperaturwerte, aber zu trocken. Der europäische Wetterdienst glaubt wieder, es wird zu warm. Was stimmt denn jetzt? Eins stellt DWD-Sprecher Uwe Kirsche klar: "Horrormeldungen sind für Deutschland nicht angesagt."

"Niederschlagswerte deuten auf feuchten Sommer hin"


Zu berücksichtigen sei bei den Angaben, die sich auf die gesamte nördliche Hemisphäre beziehen, vor allem die regionalen Unterschiede. "Das sehen Sie zum Beispiel bei der Jahreszeitenvorhersage des DWD für den Zeitraum Juni bis August: Im Südosten Europas ist es möglich, dass es in diesem Zeitraum regional um bis zu 2 Grad und mehr wärmer sein könnte als im vieljährigen Durchschnitt. Für das Gebiet von Deutschland liegen wir deutlich darunter, etwa ein Plus von 0,5 Grad, im Südwesten vielleicht auch bis zu einem Grad im Mittel der drei Monate", erklärt Kirsche. Beim Niederschlag hingegen deuteten die Zeichen sogar auf einen durchschnittlich feuchten Sommer hin. Auf die Frage, was das für die Berichterstattungsregion von regionalHeute.de bedeuten würde, antwortet Kirsche: "Solche Jahreszeitenvorhersagen sind aber nicht seriös auf Regionen wie Südniedersachsen runterzubrechen, da eben zeitlich und großräumig gemittelt wird. Ich würde damit meinen Sommerurlaub nicht planen."

Grundsätzlich ausschließen ließe sich weder eine Hitzewelle oder eine Trockenperiode, noch eine sehr kühle und nasse Phase. Das lasse sich einfach noch nicht abschätzen. Kirsche: "Deshalb wäre ich angesichts dieser Datenlage grundsätzlich vorsichtig mit der Ankündigung eines Hitze/Katastrophensommers oder Dürresommers in Deutschland - das wäre der Blick in die Glaskugel."

Im vergangenen Jahr hat Accuweather mit seiner Prognose einen guten Riecher bewiesen - der Sommer trat nahezu so ein, wie er vorhergesagt war. Grundsätzlich gelte laut dem DWD, dass man sich auf mehr und intensivere Extreme wie Hitzewellen und Dürren, aber auch sommerlichen Starkregen einstellen müsse. "Darauf sollten sich alle Betroffenen im eigenen Interesse vorbereiten - ganz unabhängig von Corona."

Hitzewelle in der Pandemie?


Die Weltmeteorologieorganisation WMO mit Sitz in Genf glaubt, dass die Städte und Gemeinden sich jetzt schon auf den kommenden Sommer vorbereiten sollten, zumal die Pandemiesituation den Schutz vor Hitzewellen komplizierter mache. Die gewöhnlichen Empfehlungen in Zeiten von Hitzewellen würden in der aktuellen Situation die Bemühungen zur Eindämmung des Virus erschweren: Die heiße Wohnung verlassen und ein gekühltes Einkaufszentrum aufsuchen, alleinlebende Personen regelmäßig besuchen, dagegen sprechen nun die Empfehlungen und Anweisungen zur Eindämmung der Pandemie. Zumal die Personen, die unter der Hitze am meisten leiden auch die Risikogruppe bei einer Corona-Infektion darstellen. Die WMO bereitet zurzeit ein Informationspaket für Städte und Gemeinden vor, um sich bestmöglich auf die Situation vorbereiten zu können. Hervorgehoben wird dabei auch diese Infobroschüre des Umweltbundesamtes.


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