Niedersachsen. In einigen Bundesländern, vor allem im Süden, aber auch im Osten Deutschlands, gibt es aktuell Warnungen bezüglich der sogenannten Hunde-Malaria (Hunde-Babesiose). Die durch Zecken übertragbare Krankheit führt zur Zerstörung der roten Blutkörperchen und kann unbehandelt tödlich enden. regionalHeute.de wollte daher wissen, wie hoch das Risiko in Niedersachsen ist, dass sich die Krankheit ausbreitet.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz teilt auf Anfrage zunächst mit, dass für den Menschen keine Gefahr durch die Hunde-Malaria ausgehe. Zwar seien Babesiosen allgemein Krankheiten, die durch einzellige Parasiten ausgelöst würden, die sich in den roten Blutkörperchen von Wirbeltieren festsetzten. Und es gebe auch die humane Form der Babesiose. Doch beim Menschen würde diese durch die Parasiten Babesia divergens und microti verursacht. Für die Hunde-Malaria sei Babesia canis verantwortlich.
Fälle werden nicht erfasst
Nach konkreten Fallzahlen oder möglichen Maßnahmen gefragt, vermeldet die Landesregierung dagegen "Fehlanzeige". "Bei der Babebiose handelt es sich weder um eine anzeigepflichtige Tierseuche noch um eine meldepflichtige Tierkrankheit, so dass keine Erfassung der aufgetretenen Fälle und auch keine staatliche Bekämpfung erfolgt", so eine Sprecherin des oben genannten Ministeriums.
Auch die Tierärztliche Hochschule Hannover führt diesbezügliche keine Statistik oder Register. Ein Sprecher teilt im Gespräch mit unserer Online-Zeitung aber mit, dass man die Fälle, bei denen sich das Tier tatsächlich hier in Niedersachsen infiziert habe, über das Jahr gesehen an einer Hand abzählen könne. Zwar gebe es monatlich ein bis zwei Fälle, dies seien dann aber Tiere von Menschen, die zum Beispiel aus Osteuropa eingewandert oder zu Gast seien. Eine direkte Übertragung von Hund zu Hund gebe es nicht. Die Parasiten gelangten ausschließlich über die Zecken oder möglicherweise eine Transfusion ins Blut.
Wärmeres Klima, andere Zecken
Das Hunde-Malaria-Risiko für Niedersachsen sei daher aus Sicht der Hochschule aktuell äußerst gering. Es sei aber zu befürchten, dass sich das in Zukunft ändere. Aufgrund der wärmeren Temperaturen, bestehe die Gefahr, dass die verantwortlichen Zecken auch in unserer Region heimisch würden.
Eine Auffassung, die man auch bei der Landesregierung teilt. "Es ist bekannt, dass sich Zeckenarten aus wärmeren klimatischen Zonen aufgrund des Klimawandels immer weiter Richtung Norden ausbreiten, so auch die für die Übertragung der Hunde-Babesiose verantwortliche Auwaldzecke und Braune Hundezecke", erklärt die Sprecherin des Verbraucherschutzministeriums. Die süd- und mitteldeutschen Bundesländer würden aufgrund der Ausbreitung der Zecken eher betroffen sein. Zudem sei aktuell aufgrund der milder werdenden Temperaturen davon auszugehen, dass die Zecken momentan aktiver werden beziehungsweise aufgrund des milden Winters auch schon früher aktiv würden, sich Wirte suchten und Krankheitserreger übertragen könnten.
Wie erkennt man die Krankheit?
Doch wie erkennt man, ob ein Hund erkrankt ist und was kann man zum Schutz der Tiere tun? Erste Symptome seien Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mattigkeit, so die Information auf diversen Internetseiten von Tierarztpraxen. Zudem könnten die Schleimhäute blasser werden und sich eine Gelbsucht entwickeln. Außerdem könne es sein, dass sich der Urin dunkelrot bist kaffeebraun verfärbt.
In Sachen Schutz empfiehlt das Land vor allem Prophylaxe. Eine Übertragung der Babesien und auch anderer Krankheitserreger könne durch Abwehr der Zecken - spezielle Präparate oder frühes Entfernen der Zecke - verhindert werden. Eine ausführliche Beratung und Empfehlungen zur Zeckenabwehr könne der Haustierarzt geben.
Babesien deutlich schneller
Hier bekam regionalHeute.de die Aussage, dass das reine Entfernen der Zecke zu wenig sein könne. Anders als bei der Borreliose, bei der die Übertragung nach etwa zwölf Stunden stattfinde, seien die Babesien deutlich schneller, berichtet Stefanie Franke, Inhaberin der Tierarztpraxis im Gesundheitszentrum Isenbüttel im Landkreis Gifhorn. Hier erfolge die Infizierung bereits nach etwa drei Stunden.
Es gebe verschiedene Medikamente, die sehr gut gegen Zecken helfen würden. So gebe es Tabletten, die ein bis drei Monate lang die Zecke im Körper des Hundes abtöten. "Die Zecken haben tatsächlich nicht die Zeit, eine Infektion zu übertragen", betont die Tierärztin. Eine andere Möglichkeit sei, die Zecken abzuschrecken, so dass diese gar nicht erst den Hund befallen. Dies seien zum einen Mittel, die man auf die Haut oder das Fell aufträgt, zum anderen Halsbänder. Hier müsse man aber aufpassen, da der verwendete Wirkstoff Permethrin giftig für andere Tiere wie Katzen sein könne. Den Schutz von Margosa Präparaten oder ätherischen Ölen hält Stefanie Franke dagegen für unzureichend.
Bluttransfusion kann nötig werden
Wird ein Hund infiziert, kann die Krankheit mit einem Medikament behandelt werden. In schlimmeren Fällen kann eine Bluttransfusion nötig werden. Unbehandelt endet die Hunde-Malaria meist tödlich. Daher sollte man die Babesiose ernst nehmen. "Es ist eben nicht mehr nur eine Erkrankung, die nur im Süden vorkommt", so die Tierärztin abschließend.
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