Interkommunale Gewerbegebiet: Grüne sehen einen "Rabbau an der Natur"

In einer gemeinsamen Presserklärung zeigen sich die Grünen weiterhin verärgert über die beschlossene Machbarkeitsstudie für ein interkommunales Gewerbegebiet.

Hier bei Scheppau könnte ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen.
Hier bei Scheppau könnte ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen. | Foto: Bündnis90 / Die Grünen

Die von den Oberbürgermeistern von Braunschweig und Wolfsburg sowie der Landrätin beziehungsweise dem Landrat der Kreise Wolfenbüttel und Helmstedt favorisierte Machbarkeitsstudie für ein neues Gewerbegebiet an der A2/A39 nahe dem Autobahnkreuz Wolfsburg-Königslutter wird von den Kreisverbänden und Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen der betroffenen Gebietskörperschaften abgelehnt. Das teilt man in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.


Im November 2020 kündigten die zuständigen Stadt- und Kreisverwaltungen an, das geplante interkommunale Gewerbegebiet solle ein "modellhaftes grünes Gewerbegebiet" werden und hierfür solle eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Für die Grünen widerspreche dieses Vorhaben jedoch jeder ökologischen Vernunft. "Ein zusätzlicher Raubbau an der Natur und eine weitere Flächenversiegelung widerspricht allem, was umwelt- und klimapolitisch geboten ist", erklärt der Fraktionsvorsitzende Holger Barkhau der Grünen Kreistagsfraktion in Wolfenbüttel. Die dortigen Grünen sind daher genauso wie ihre Helmstedter Kollegen gegen die Einholung
einer Machbarkeitsstudie.

"Der Bedarf an einer derart großen Gewerbegebietsfläche existiert für den Landkreis Helmstedt schlicht nicht", sagt die Grüne Sprecherin Rebekka Spanuth. Zudem werde in einen bestehenden Biotopverbund eingegriffen und ausschließlich auf das Auto zur Erreichbarkeit gesetzt. Künftige Gewerbegebiete sollten mindestens über einen Schienenanschluss verfügen, ist Spanuth überzeugt.

Olaf Braun aus der Wolfsburger Stadtratsfraktion ist enttäuscht. "Eigentlich dachte ich, wir wären schon weiter, alle reden vom Klima und dem Naturschutz, aber bei der erstbesten Gelegenheit greifen die alten Denkmuster wieder", erklärt er zu der Ablehnung der
Machbarkeitsstudie.

Die Braunschweiger Stadtratsfraktion hatte eigens einen Änderungsantrag in den Rat eingebracht mit dem Ziel, die Machbarkeitsstudie auf eine möglichst umwelt- und klimaverträgliche sowie innovative Entwicklung auszurichten. Der Antrag wurde abgelehnt, so dass sich die Braunschweiger Grünen nicht dem Wunsch nach einer Machbarkeitsstudie anschließen konnten. "Wer es mit dem Klimaschutz wirklich ernst
meint, kann das so nicht machen", ergänzt Ratsherr Helge Böttcher.

Von dem möglichen neuen Gewerbegebiet mit einer Gesamtgröße von 186 Hektar sei die Ortschaft Abbenrode in der Gemeinde Cremlingen unmittelbar betroffen. Der Ortsrat habe das Vorhaben bereits abgelehnt. Das Areal solle weiterhin der Natur, Landwirtschaft und Naherholung dienen, sagt der Grüne Ortsbürgermeister Bernhard Brockmann.

Die Grünen seien jedoch nicht gegen eine maßvolle und nachhaltige Wirtschaftsförderung, wie es in der gemeinsamen Presseerklärung heißt. Die vier Kreisverbände seien sich einig, dass hierbei bestehende Strukturen genutzt werden sollen. Beispielsweise seien die bestehenden Standorte Buschhaus und Ochsendorf im Landkreis Helmstedt noch nicht annäherungsweise ausgenutzt, so dass hier Raum für nachhaltige und zukunftsweisende Technologie sei.

Die Grünen Kreisverbände planen am 26. Juni eine Informationsveranstaltung in der Gemarkung Scheppau. Einzelheiten hierzu wolle man noch bekannt geben.


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