Hannover / Helmstedt. Die JuLis Niedersachsen begrüßen die Ankündigung von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), am 10. August einen Fangipfel in Hannover durchzuführen. Gleichzeitig kritisieren sie, dass Pistorius die Gespräche mit der Ankündigung neuer Restriktionen belaste. Stehplatzverbote und personalisierte Tickets seien völlig unverhältnismäßig und träfen alle Fans.
Pistorius greife mit dem angekündigten Fandialog eine Anregung der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag auf, hebt die Jugendorganisation hervor. Deren innenpolitischer Sprecher Jan-Christoph Oetjen habe im Rahmen von Anfragen und einer Landtagsdebatte mehrfach die Nutzung von Dialogformaten mit den Fans angeregt. Wenige Tage nach der letzten FDP-Nachfrage zum Thema habe Pistorius dann gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) den Fangipfel für den 10. August angekündigt. "Wir freuen uns, dass der Innenminister die Anregung der FDP endlich aufgenommen hat. Jetzt kommt es darauf an, nicht nur über die Fans, sondern mit ihnen zu sprechen. Dafür ist es wichtig, die Veranstaltung für Fanorganisationen wie Pro Fans und Unsere Kurve ebenso zu öffnen, wie für Fanclubs, Ultragruppen und nicht-organisierte Fans", so Lars Alt, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen.
Redebedarf ist vorhanden
Unstreitig gebe es viel Redebedarf beim Fangipfel: Von Gewalt in und um die Stadien sowie auf den Anreisewegen - auch im Rahmen der Relegationsspiele, über Präventionsinstrumente und zum Teil überbordenden Speicherung und Überwachung von Fans - nicht nur von Straftätern - in sogenannten Arbeitsdateien szenekundiger Beamter bis zur anonymisierten Kennzeichnungspflicht von Polizisten, die Rot-Grün eigentlich im Koalitionsvertrag vorgesehen, aber bisher nicht umgesetzt hat. Weiteren Redebedarf sehen die Jungen Liberalen bei der Unterfinanzierung der Fanprojekte in Niedersachsen, zu der ein zustimmungsfähiger Antrag der FDP im Landtag vorliege, dem SPD und Grüne sofort zustimmen könnten. "Der Innenminister spricht viel von Prävention und Dialog, terminiert allerdings viel zu spät einen Fangipfel mitten in den Bundestagswahlkampf und sitzt seit Monaten eine ausreichende Ausstattung der Fanprojekte aus, die den Mindestanforderungen des Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit entsprechen würde. Die Koordinationsstelle der Fanprojekte hat dies in der Vergangenheit mehrfach moniert", so der Vorsitzende der Jugendorganisation weiter. Er erwarte von der Landesregierung die Ausschöpfung des Höchstfördersatzes bei den Fanprojekten, die Etablierung eines dauerhaften Fandialogs und die Beachtung des Datenschutzes bei der geplanten Fandatei des Landeskriminalamtes.
Die jüngsten Aussagen von Pistorius würden den sachlichen Dialog allerdings belasten, bedauern die Jungen Liberalen. "Stehplatzverbote und personalisierte Tickets sind völlig unverhältnismäßig und treffen alle Fans, nicht nur Straftäter. Mit seinen Aussagen möchte der Innenexperte von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz offenkundig auf dem Rücken von Millionen Stadionbesuchern der CSU Paroli bieten", so Alt, der auch Mitglied im FDP-Landesvorstand ist. Auch die Forderung nach lebenslangen Stadionverboten sei populistisch. Hierbei handele es sich schließlich um ein pädagogisches Präventions- und nicht um ein Sanktionsinstrument.
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