Keine Tiere unterm Weihnachtsbaum: Tierheime verhängen Vermittlungsstopp

Tierschutzorganisationen warnen bereits seit Langem davor, Tiere zu Weihnachten wie Kuscheltiere zu verschenken. Tierheime haben daher ein Vermittlungsstopp verhängt.

von


Symbolfoto
Symbolfoto | Foto: Pixabay

Region. Jahr für Jahr landen Hund, Katze, Meerschweinchen oder Hamster als lieb gemeintes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Nicht selten stammen die neuen, tierischen Mitbewohner aus Tierheimen. Und dort landen sie oft nach den Feiertagen auch wieder. Deshalb haben viele Tierheime bereits einen Vermittlungsstopp verhängt. regionalHeute.de fragte bei den Tierheimen in der Region nach, wie man es dort hält.



Tierschutzorganisationen warnen bereits seit Langem davor, Tiere zu Weihnachten wie Kuscheltiere zu verschenken. Wer sich für ein Tier entscheidet, übernimmt ein Tierleben lang Verantwortung dafür, dass der tierische Begleiter alles erhält, was er für sein möglichst artgerechtes Dasein benötigt. Tierinteressierte müssten sich darüber im Klaren sein, welche Verantwortung und Verpflichtungen die Aufnahme eines tierischen Begleiters mit sich bringt, macht die Tierschutzorganisation TASSO deutlich.

Anschaffung sollte gut überlegt sein


Um zu vermeiden, dass das pelzige Weihnachtsgeschenk nach wenigen Wochen wieder im Tierheim landet, wird beispielsweise der Tierschutzverein Salzgitter und Umgebung auch in diesem Jahr in der Weihnachtszeit und rund um den Jahreswechsel einen Vermittlungsstopp einlegen. Vom 18. Dezember bis zum 3. Januar sollen keine Tiere vermittelt werden. "Dass wir zudem über den Jahreswechsel hinaus nicht vermitteln, liegt an Silvester und der damit verbundenen Knallerei. Tiere, die jetzt in ein völlig neues Zuhause ziehen, benötigen eine Weile, um sich zu orientieren und Vertrauen zu fassen. Durch laute Böller können sich die Tiere erschrecken und im schlimmsten Fall den Weg nicht mehr nach Hause finden", sagt Benjamin Kozlowski, zweiter Vorsitzender des Tierschutzverein Salzgitter. Dort leben derzeit 18 Hunde, 75 Katzen und 14 Kleintiere wie beispielsweise Kaninchen, Ratten und Vögel.

Ein ganzes Tierleben lang


"Wir empfehlen grundsätzlich, sich vor der Anschaffung intensiv mit den Bedürfnissen der Tierart zu befassen. Aufgrund der oft turbulenten Weihnachtszeit sollte man ein neues Haustier aber in jedem Fall besser erst nach den Weihnachtstagen aufnehmen. Ein Tier ist kein Pullover und kein Spielzeug, keine Sache, die man einfach umtauschen kann, wenn sie nicht passend ist oder nicht gefällt", betont Benjamin Kozlowski. Mit einem Tier übernehme man die Verantwortung für ein Lebewesen und müsse auch bereit sein, diese zu tragen, solange das Tier lebt. Wer ernsthaft mit dem Gedanken spiele, ein Tier bei sich aufzunehmen, solle im Vorfeld mit allen Beteiligten gemeinsam überlegen, welche Tierart am besten geeignet ist beziehungsweise in die Familie passt. Dazu gehöre auch die Frage, ob alle Rahmenbedingungen stimmen und ob die arteigenen Bedürfnisse des Tieres erfüllt werden können. "Als erste Anlaufstelle lohnt sich immer der Gang ins Tierheim, wo viele Tiere auf ein neues, liebevolles Zuhause warten. Auch bei der Auswahl des Tieres sollten sich die Interessenten ausreichend Zeit nehmen - die Erfahrung der Tierpfleger, die ihre Schützlinge genau kennen, kann helfen, das passende Tier zu finden", macht Kozlowski deutlich.

Im Braunschweiger Tierheim wird der Vermittlungsstopp vor Weihnachten bereits seit mehr als 20 Jahren praktiziert. "Wir verhängen jedes Jahr, eine Woche vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp, damit keine Tiere als Weihnachtsgeschenk angeschafft werden", berichtet Verena Geißler und mahnt, dass Tiere niemals verschenkt werden sollten. Die Anschaffung eines Tieres sei eine große Verantwortung für mehrere Jahre und sollte reichlich überlegt sein. Besonders der finanzielle Aspekt, insbesondere die Tierarztkosten, müsse beachtet werden. Im Braunschweiger Tierheim werden derzeit 36 Hunde, 64 Katzen und 41 Kleintiere beherbergt.

Keine vorschnellen Adoptionen


Auch beim Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung wird es kurz vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp geben, wahrscheinlich ab 22. Dezember. "Aus personellen Gründen mussten wir die Öffnungszeiten jetzt schon schließen, aber die Vermittlung geht mit Terminen weiter", sagt Tierheimleiterin Sabine Hölter und betont ebenfalls, dass Tiere kein Weihnachtsgeschenk sind. "Aber in den Vermittlungsgesprächen achten wir ohnehin ganzjährig darauf, ob alles "Hand und Fuß" hat, und die Familie für das jeweilige Tier geeignet ist. Künftige Tierhalter sollten sich vor der Anschaffung genau über die Bedürfnisse und Eigenschaften und auch Kosten der Tierart erkundigen. Es sollten keine blauäugigen und vorschnellen Adoptionen gemacht werden. Im Tierheim warten viele tolle Vierbeiner auf ein neues Zuhause, aber auch Beratung und Hilfe für die richtige Entscheidung kann man hier finden", sagt Sabine Hölter.

Momentan befinden sich 19 Hunde, 13 Kaninchen und zirka 32 Katzen in der Obhut des Gifhorner Tierheims. Noch einmal so viele Katzen seien in Pflegestellen untergebracht und suchen noch ein Zuhause.

Auch im Tierheim Peine gibt es einen Vermittlungsstopp. "Wie in jedem Jahr, haben wir auch diesmal eine Woche vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp, da Tiere nicht als Geschenke vermittelt werden. Auch der ganze Trubel zu Weihnachten ist nicht gut für die Katzen. Zukünftige Haustierbesitzer sollten sich gut überlegen, ob genug Zeit für ein Tier vorhanden ist und nach der Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte auch die finanzielle Absicherung gewährleistet ist", so Tierheimleiterin Heike Brakemeier. Im Peiner Tierheim leben derzeit 74 Katzen, 18 Hunde, 15 Kaninchen, 4 Meerschweinchen und Wüstenrennmäuse.

Kein Vermittlungsstopp in Goslar und Wolfenbüttel


In den Tierheimen in Wolfenbüttel und Goslar gibt es zur Weihnachtszeit keinen Vermittlungsstopp. Hier achte man generell immer genau auf die Bewerber. "Bei uns wird immer nur mit vorheriger Terminabsprache gearbeitet. So können wir vorab schon vieles am Telefon klären. Wenn wir Anrufe bekommen, bei denen schon gesagt wird, dass das Tier für das Kinder oder Enkelkind zu Weihnachten sein soll, dann lehnen wir von vornherein ab", sagt Frank Dörge, Leiter des Tierheims Goslar. Die Vermittlung eines Hundes würde vor Weihnachten ohnehin nicht mehr klappen, da dafür mehrere Treffen mit dem Tier notwenig seien. Das würde mehrere Wochen dauern. Dass nach den Weihnachtstagen mehr Tiere im Goslarer Tierheim abgegeben werden, sei nicht der Fall. "Das hat sich durch Corona inzwischen auf das ganze Jahr verteilt, dass Menschen ihre Tiere abgeben, weil sie nun keine Zeit mehr haben", sagt Dörge. Im Goslarer Tierheim sind derzeit 45 Katzen, 11 Hunde und fünf Meerschweinchen untergebracht.

Viele Katzen in Wolfenbüttel


Viele Katzen gibt es auch im Wolfenbütteler Tierheim. Doch auch dort wird zu Weihnachten nicht zwangsläufig auf Vermittlungen verzichtet. "Wir machen vor Weihnachten nicht automatisch einen Vermittlungsstopp. Viele Tiere sind jetzt ja auch schon in der Vermittlung und das wird dann auch beibehalten. Einen Hund jetzt zu vermitteln, würde vor Weihnachten ohnehin nicht mehr klappen, weil das ja ein längerer Prozess ist. Aber wir lehnen auf alle Fälle Tiere als Geschenke ab. Kein Tier würde das Tierheim verlassen, wenn wir den Eindruck hätten, dass es ein Weihnachtsgeschenk ist. Wir führen sehr sorgfältige Vermittlungsgespräche und achten immer genau darauf, an wem die Tiere vermittelt werden. Aber wenn wir uns sicher sind, dass es ein guter Haushalt ist, in dem zu Weihnachten auch kein Trubel ist, könnten wir uns eine Vermittlung vorstellen", sagt Tierheimleiterin Ute Rump. Ansonsten würde man den Bewerber auch raten, nach den Feiertagen wiederzukommen und dann ganz in Ruhe zu schauen.

Dass nach den Feiertagen vermehrt Tiere ins Tierheim Wolfenbüttel gebracht werden, sei nicht der Fall. "Wir haben das das ganze Jahr über", so Ute Rump. Im Wolfenbütteler Tierheim sind derzeit 140 Katzen untergebracht. Davon sind ungefähr 40 bis 50 junge Katzen. Dazu kommen etwa 20 Hunde und 20 Kaninchen. "Das ist aber für uns kein Grund, jetzt unbedingt noch Tiere zu vermitteln".


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


Tiere Hund Katze