Region. Jahr für Jahr landen Hund, Katze, Meerschwein oder Hamster als lieb gemeintes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Nicht selten stammen die neuen, tierischen Mitbewohner aus Tierheimen. Und dort landen sie oft nach den Feiertagen auch wieder. Deshalb haben viele Tierheime bereits einen Vermittlungsstopp verhängt. regionalHeute.de fragte bei den Tierheimen in der Region nach, wie man es dort hält.
Tierschutzorganisationen warnen bereits seit Langem davor, Tiere zu Weihnachten wie Kuscheltiere zu verschenken. Wer sich für ein Tier entscheidet, übernimmt ein Tierleben lang Verantwortung dafür, dass der tierische Begleiter alles erhält, was er für sein möglichst artgerechtes Dasein benötigt. Tierinteressierte müssten sich darüber im Klaren sein, welche Verantwortung und Verpflichtungen die Aufnahme eines tierischen Begleiters mit sich bringt, macht die Tierschutzorganisation TASSO deutlich.
Anschaffung sollte gut überlegt sein
Um zu vermeiden, dass das pelzige Weihnachtsgeschenk nach wenigen Wochen wieder im Tierheim landet, hat beispielsweise das Tierheim Helmstedt schon vor einigen Jahren beschlossen, vor Weihnachten keine Tiere mehr zu vermitteln. "Dadurch, dass wir seit Jahren keine Tiere vor Weihnachten vermitteln, haben wir auch keine Rückläufer. Im neuen Jahr können sich Interessenten gerne wieder melden", sagt Katharina Roye vom Tierheim Helmstedt, in dem zurzeit drei Angorakaninchen, etwa 30 Fische, 30 Katzen, 31 Hunde und 6 Welpen leben. "Unser Appell, den wir immer mit auf den Weg geben ist, es sich gut zu überlegen, ob man wirklich bereit ist, sich in allen täglichen Situationen - auch in den unvorhergesehenen - auf ein Tier einzulassen."
Auch an das Hinterher denken
Im Braunschweiger Tierheim wird der Vermittlungsstopp vor Weihnachten bereits seit mehr als 20 Jahren praktiziert, berichtet Tierheimleiterin Verena Geißler. In den vielen Jahren ihrer Tätigkeit hat sie schon einiges erlebt, sagt sie. Manche Tiere sind unmittelbar nach der Bescherung entweder ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben worden. In einem Fall, so erzählt sie, war sogar ein Zettel mit dem Hinweis "Ich bin ein Weihnachtsgeschenk. Frohe Weihnachten", an der Box angebracht. In anderen Fällen dauert es Wochen oder Monate, bis die Beschenkten feststellen, dass ein Haustier doch nichts für sie ist. Dabei kommen die Tiere nicht immer zwangsläufig aus dem Tierheim - am Ende landen aber viele von ihnen dort. "Man muss sich auch Gedanken über das Hinterher machen", macht Verena Geißler deutlich, die einen Trend bei den tierischen Weihnachtsgeschenken erkennt. So sei die Nachfrage nach Kleintieren wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Vögeln größer. Und Nachfragen kurz vor Weihnachten gebe es nach wie vor. Konsequent werden die Interessenten auf die Tage nach Weihnachten verwiesen. Wer wirklich Interesse hat, der kommt auch im neuen Jahr wieder, sagt sie.
Derzeit sind im Braunschweiger Tierheim rund 90 Katzen, 35 Hunde und um die 60 Kleintiere. Wer sich ganz sicher ist, dass er ein Tier aufnehmen möchte, sei herzlich willkommen und darf das Tier auch vor Weihnachten besuchen. Abholen darf er es aber erst im neuen Jahr.
Aufnahme- und Vermittlungsstopp in Peine
Auch im Tierheim Peine gibt es, obwohl die Einrichtung komplett belegt ist, einen Vermittlungsstopp. Und das auch bereits seit mehreren Jahren, sagt Tierheimleiterin Heike Brakemeier. "Unser Tierheim ist komplett belegt, wir haben zurzeit auch einen Aufnahmestopp, nur Fundtiere werden natürlich untergebracht. Zurzeit haben wir über 20 Hunde, über 70 Katzen und etwa 50 Kleintiere. Die zukünftigen Haustierbesitzer sollten sich im Klaren sein, dass die GOT der Tierärzte gestiegen ist und dass Sie die Tierarztkosten auch tatsächlich stemmen können", sagt sie. In diesem Jahr wurden bereits über 600 Katzen vermittelt, von denen es kaum Rückläufer gegeben hat. Auch von den 250 vermittelten Hunden habe es höchstens einen Rückläufer gegeben, erklärt Heike Brakemeier.
Kein Tier als Geschenk
Tierheim Wolfsburg, Nadine Becker: Einen konkreten Vermittlungsstopp gibt es im Wolfsburger Tierheim nicht, berichtet Nadine Becker. Allerdings schaue man bei Vermittlungen vor dem Fest noch einmal genauer hin, als ohnehin. "Sofern der Verdacht entsteht, dass es sich um ein Weihnachtsgeschenk handeln wird, vertrösten wir die Interessenten auf den Beginn des neuen Jahres. Grundsätzlich schließen wir eine Vermittlung eines Tieres als Geschenk, egal zu welchem Anlass kategorisch aus. Diese Regelung besteht ganzjährig. Sehr viele Kunden haben Verständnis für unsere Vorgehensweise, einige wenige nicht", so Nadine Becker.
Rückläufer habe man kaum. "Die Sorgfalt zahlt sich aus. Zumindest aus den Gründen, dass das „Geschenk“ langweilig geworden ist oder doch Arbeit macht oder man doch keine Zeit dafür hat. Andere Gründe gibt es sehr wohl, diese sind aber zu 99 Prozent nachvollziehbar oder waren vorher nicht absehbar", erklärt sie weiter und rät allen zukünftigen Tierbesitzern, sich genauestens über Tierart oder Rasse zu erkundigen. Auch sollte geprüft werden, ob alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden können und man für die Lebenszeit des Tieres, die Zeit, das Geld, die Geduld, das Verständnis oder einen sehr guten Plan B hat. "Seien Sie ehrlich zu sich selbst, ob das ausgesuchte Tier auch wirklich mit seinen Eigenschaften und Bedürfnissen zu Ihnen und Ihrem Leben passt. Nicht die Optik ist entscheidend, sondern das, was das jeweilige Tier an Charaktereigenschaften und Temperament mitbringt."
mehr News aus der Region