Reimann befürwortet 0-Promille-Grenze - Müller ist skeptisch

von Nick Wenkel


regionalHeute.de fragte die Bundestagsabgeordneten, was sie von der möglichen Null-Promille-Grenze halten. Symbolfoto: Anke Donner
regionalHeute.de fragte die Bundestagsabgeordneten, was sie von der möglichen Null-Promille-Grenze halten. Symbolfoto: Anke Donner

Braunschweig. „Es geht um die klare Regel: Wer fährt, trinkt nicht und wer trinkt, fährt nicht“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) Christian Kellner zum Auftakt der Aktionswoche Alkohol 2017 und fordert damit ein absolutes Alkoholverbot. Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Carola Reimann befürwortet für die Null-Promille-Grenze.


Alkohol am Steuer sei nach wie vor eine Hauptursache für Verkehrsunfälle. 2015 sind 256 Menschen durch Unfälle ums Leben gekommen, bei denen mindestens ein Beteiligter unter Alkoholeinfluss stand. „Auch wenn die Zahl der alkoholbedingten Unfälle insgesamt rückläufig ist, sie sind besonders folgenschwer: 7,4 Prozent aller im Straßenverkehr Getöteten sind 2015 aufgrund eines Alkoholunfalls ums Leben gekommen, das ist fast jeder 14. Unfalltote“, fasst Kellner zusammen.

Verbot von Alkoholverkauf nach 22 Uhr


Alkoholunfälle werden meist am Wochenende und nachts verursacht. Während nur 7,8 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gezählt wurden, passiert fast die Hälfte der Alkoholunfälle (43 Prozent) in diesem Zeitraum. Von den 23.839 Unfällen mit Personenschaden, die sich zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ereigneten, war bei rund jedem vierten Alkohol im Spiel. Dabei fallen Frauen deutlich seltener durch Alkohol am Steuer auf als Männer. Ihr Anteil an den alkoholbedingten Unfällen liegt bei lediglich 14,8 Prozent. Daher fordert Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, ein Verbot des Alkoholverkaufs nach 22 Uhr. „In allen Ländern, in denen Alkohol rund um die Uhr und an jeder Ecke verkauft wird, sind die Alkoholprobleme massiv. Das ganze Umfeld leidet“, betont Gaßmann. Für ihn gebe es keinen plausiblen Grund warum beispielsweise Tankstellen der Verkauf von Rausch- und Suchtmitteln erlaubt sei.

Reimann: Beitrag für mehr Sicherheit


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Die SPD-Bundestagabgerodnete Dr. Carola Reimann. Foto: Privat



Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Carola Reimann wäre die Null-Promille-Grenze ein klares Zeichen dafür, dass Fahren unter Alkoholeinfluss kein Kavaliersdelikt ist. Und es wäre ein echter Beitrag für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Außerdem erinnerte sie daran, dass ein Verbot des Verkaufs von Alkohol in den späten Abendstunden in den letzten zwei Jahren bereits intensiv diskutiert wurde, insbesondere unter dem Aspekt des Jugendschutzes. „Das eigentliche Problem ist die ständige und flächendeckende Verfügbarkeit von Alkohol. Daran ändert ein Verbot des Verkaufs ab 22 Uhr nichts," erklärt Reimann gegenüber regionalHeute.de.

Müller: Wäre zweiter Schritt vor dem ersten


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Der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller. Foto: Laurence Chaperon



Der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller sieht eine Null-Promille-Grenze eher skeptisch, aber betont gleichzeitig, dass Alkohol und Autofahren in keinem Fall zu tolerieren ist. „Jedem Verkehrsteilnehmer sollte zwingend klar sein: Alkohol trinken und Auto fahren – das passt nicht zusammen! Wer Alkohol trinkt, hat sein Fahrzeug stehen zu lassen. Die Forderung nach einer 0,0-Promille-Grenze im Straßenverkehr sehe ich allerdings skeptisch, weil dies der zweite Schritt vor dem ersten wäre", betonte er auf Anfrage von regionalHeute.de. Bevor an Grenzwerten geschraubt werden könne, müsse erst einmal sichergestellt werden, dass diese auch effektiv kontrolliert und durchgesetzt werden können. So habe er angesichts der angespannten Personalsituation bei der Polizei in vielen Bundesländern Zweifel, ob überhaupt die Einhaltung der aktuell geltenden Grenzwerte im ausreichenden Maße kontrolliert werde. Ganz wichtig sei ihm gleichzeitig eine verstärkte Aufklärungsarbeit in Sachen Alkoholkonsum. Das könne sogar in der Schulzeit stattfinden. „Um die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss zu reduzieren, kann es deshalb nur heißen: Mehr Aufklärung, mehr Kontrollen, mehr Abschreckung", erklärte der CDU-Politiker weiter. Ein Verbot von Alkoholverkauf nach 22 Uhr lehne er aber ab. Dies sei unverhältnismäßig und keineswegs praktikabel. Ein solches Verbot würde lediglich den Zeitpunkt des Kaufes beeinflussen, nicht aber den Zeitpunkt des Konsums. Die vermeintliche Wirkung würde nicht eintreten.


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