Gifhorn. Es ist genau ein Jahr her, da berichtete regionalHeute.de über den schockierenden Fund in den Wäldern von Knesebeck. Bei einer Müllsammelaktion fanden die freiwilligen Helfer zwischen Ästen und Laub ein totes Baby. Trotz anhaltender Suche ist bis heute keine Spur von den Eltern. Ohne Namen liegt der Junge nun auf dem örtlichen Friedhof.
Das ruhige Knesebeck ist ein kleiner Ort rund 30 Kilometer nördlich von Gifhorn. Keine 3.000 Einwohner zählt dieser Stadtteil von Wittingen. Die Einwohnerführen hier eigentlich ein beschauliches Leben. Doch vor genau 12 Monaten geschah an einem Samstagvormittag etwas, dass den friedlichen Ort nachhaltig erschütterte.
Das tote Baby
Bei der Aktion "Sauberer Landkreis" durchstreiften Helfer die örtlichen Grünflächen. Nahe der Kreisstraße 29 entdeckten sie einen auffälligen Plastikbeutel. Beim Öffnen entblößte sich ein grausiger Anblick: Der verweste Körper eines toten Säuglings.
"Wer bringt so etwas nur über's Herz?"
Die Betroffenheit in Knesebeck wargroß. Die Ereignisse sprachen sichschnell herum, denn in dem kleinen Ort kennt man sich untereinander. Undenkbar, dass es hier zu so einer Tragödie kommen konnte. Die Einwohner zeigten sich bestürzt darüber, fragten sich, wie man sein eigenes Kind nur in den Müll werfen und einfach liegen lassen könne. Doch vermutlich steckt auch hier ein ebenso trauriges Schicksal hinter der Tat. Viele Anwohner kamen zum Fundort, um ihre Anteilnahme zu zeigen.
Die Polizeistartete umgehend eine weiträumige Suche nach Hinweisen, durchkämmte die gesamte Umgebung - doch ohne Erfolg. Sogar ein Hubschrauber und Spürhunde waren im Einsatz.
Die Obduktion
Nach den ersten erfolglosen Ermittlungen erhoffte sich die Polizei, bei der Obduktion weitere Hinweise darüber zu erlangen, wer die Eltern sind und was sie dazu trieb ihr Baby dort abzulegen. Die Untersuchung übernahmen Spezialisten der Medizinische Hochschule in Hannover. Doch aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung des kleinen Körpers konnte weder der Todeszeitpunkt genau bestimmt werden noch die Todesursache.
Mit Flugblättern und Befragungen versuchte die Polizei parallel dazu, weitere Erkenntnisse zu erlangen. Leider erhielten die Beamten auch hier keine konkreten Hinweise auf die Identität des Babys, beziehungsweise seine möglichen Eltern. Da allerdings nicht genau ausgeschlossen werden konnte, dass es sich bei dem Kind um eine Totgeburt handelte, ermittelte die Justiz auchwegen eines möglichen Tötungsdeliktes.
Der letzte Ort
Nach einer langen traurigen Reise fand der kleine Junge am 15. März endlich seine letzte Ruhe auf dem Friedhof in Knesebeck. Hier, neben den Pastorengräbern am Eingang, wurde eine eigene Grabstelle errichtet.
Die Beisetzung auf dem Friedhof in Knesebeck. Foto:
Knesebecks Pastorin Christina vom Brocke leitete durch eine kurze, aber würdevolle Andacht: „Es war ein anstrengender Weg für uns alle. Das Ereignis war tragisch, belastend und traurig“. Vom Brocke weiter: „Wie verzweifelt muss die Mutter nur gewesen sein? Ich hoffe, dass nun Ruhe und Frieden in unsere Herzen und unseren Ort kommen“.
Wichtig war der Pastorin, dass das Kind vor zahlreichen betroffenen Besuchern seine Würde zurückbekam. „Du hast einen Platz in unserem Herzen und deine Würde zurück, kleiner Engel“, schloß vom Brocke die Andacht.
Auf der Grabstelle liegt seitdem eine Steinplatte mit der Inschrift:"Du bist nicht vergessen".
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Heute, noch immer keine Spur
Mit einer eigens dafür eingerichteten Sonderkommission (SoKo) suchte die Polizei nachdem schrecklichen Fund noch Monate nach Anhaltspunkten. Mitte vergangenen Jahres musstendie Beamten die aktive Suche jedoch erfolglos abbrechen.
Im Gespräch mit regionalHeute.de berichtete Polizeisprecher Thomas Reuter vor einigen Tagen, dass die Polizei natürlich weiterhinbemüht sei den Fall zu klären. Ebensosind die Beamten nach wie vor um jeden Hinweis dankbar. Ob die Eltern jedoch je gefunden werden bleibt ungewiss. Und so bleibt auch der kleine Junge: Ein Kind ohne Name.
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