Königliche Hochzeit - ignorieren nahezu unmöglich

von Sandra Zecchino


Aber wer hat jetzt eigentlich die Braut zum Altar geführt? Symbolbild: Anke Donner
Aber wer hat jetzt eigentlich die Braut zum Altar geführt? Symbolbild: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Es ist geschafft, mit Prinz Harry ist endlich der zweite - und damit letzte - Königssprössling unter der Haube. Für alle, denen wie mir, jegliche Begeisterung für das familiäre Geschehen der Topadligen fehlt, schon fast ein Grund zu feiern. Schließlich wird es jetzt ein paar Jahre dauern, bis die Kinder von Prinz William und Kate im heiratsfähigen Alter sind.


Und vielleicht ist es dann mal möglich, eine königliche Hochzeit zu ignorieren. Dieses Mal ging es nicht, oder kaum. Denn ich kann freudig mitteilen, dass ich es bis eine Woche vor der Hochzeit geschafft hatte. Und dann sonntagmorgens im Radio: "Alles steht im Zeichen der königlichen Trauung am nächsten Wochenende." Verwirrung machte sich bei mir breit, welche Trauung? Prinz William ist doch schon verheiratet und der andere - wie hieß er nochmal - machte der nicht nur Party? Also schnell das Handy gezückt und die wichtigsten Fakten erlesen. Oh, es ist wirklich Prinz Harry der heiratet und er scheint vernünftig geworden zu sein.

So schön so gut, damit war mein gesamter Wissensbedarf bezüglich der Hochzeit erfüllt und ich freute mich innerlich über meine Medienfilter und meiner Filterbubble, die mich bis dahin vor Einzelheiten über die Hochzeit bewahrt hatte. Aber das war eindeutig zu früh gefreut, denn ab diesem Augenblick schien es kein anderes Thema mehr zu geben. Selbst im Deutschlandfunk wurde darüber diskutiert, inwieweit es nachvollziehbar sei, dass eine "moderne" Frau in die patriarchalischen Strukturen der Königsfamilie einheiratet. Und dann sagte auch noch der Brautvater seinen Besuch bei der Hochzeit aus persönlichen Gründen ab und löste blankes Entsetzen damit aus.

Doch glücklicherweise hat jeder noch selbst in der Hand, wie er sein Wochenende verbringt und wie weit man sich dabei von der Außenwelt abschottet. Also die Taschen gepackt, ab ins Nirvana eines einsamen Campingplatzes und das Handy bis Sonntag aus. Doch dann gibt es ihn immer, diesen Augenblick, an dem das Handy wieder angestellt und doch ein Blick auf die Twitter-Timeline geworfen wird. Und nein, es hat nicht gereicht, bis Sonntagabend damit zu warten. Ich weiß jetzt, wieso der Platz neben dem Bräutigam frei war, dass die Berichterstatter beim ZDF scheinbar die Hautfarbe einer Person als besonders erwähnenswert erachten und auch das Meme "When you're plotting a car crash, but remember you already used that idea once before" sagt mir was. Aber wer hat jetzt eigentlich die Braut zum Altar geführt? ;)


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