KolumneHeute: Wie viel dürfen wir wirklich sagen?

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Eine Polizei, der man Geheimhaltung vorwirft, Medien, die man der Lügen bezichtigt. "Dürfen wir noch alles sagen?", diese Frage stellte Frank Plasberg am Montag seinen "hart aber fair"-Gästen – und diese Frage sollte sich jeder stellen. 

Zugeben, es ist schwer nachvollziehbar, warum bestimmte Informationen erst gar nicht und dann auch nur stark gefiltert an die Öffentlichkeit kommen. Informationen, auf die wir scheinbar ein Recht haben. Man stellt sich die Frage, warum gerade die Nationalität des Beschuldigten nicht genannt wird, warum die vier Flaschenwerfer in der Silvesternacht nicht thematisiert werden. Wieso wird das eine Thema so hoch gekocht und das andere nicht? Ist das der Maulkorb? Gerade Journalisten müssen sich immer wieder anhören, sie würden lügen und verschweigen. Der Ruf nach Objektivität ertönt. Doch der subjektive Einschlag, den so gut wie jeder Artikel hat, bedeutet nicht gleich Lüge. Das wäre zu einfach. Wenn die Polizei nicht rechtzeitig Vorfälle publik macht oder die Staatsbürgerschaft eines Täters bekannt gibt, dann heißt das nicht, dass sie sich nicht traut.

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Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:



Was ist mit den Bürgern, die ständig sagen, sie dürften ja nicht sagen, was sie wollten, denn dann würden sie in die rechte Ecke gedrängt werden? Seit Monaten regen sich Menschen darüber auf. Am Ende des Klageliedes sagen sie natürlich doch, was sie denken. Das Internet ist derart laut, dass wirklich niemand sagen kann, er dürfe nicht, wenn er es dennoch macht. Durchquere ich die Foren finde innerhalb von Minuten die politische Ausrichtung eines jeden Nutzers. Man darf nicht? Menschen, die laut schreien, man sollte "diese Asylanten steinigen". Man darf nicht? Leute, die unverhohlen jeden als dumm betiteln, der nicht zwei Diplome hat. Man darf nicht? Wenn ich sagen will, dass unter den vielen Menschen, die Hilfe suchen auch echte Vollpfosten sind. Man darf nicht?

Man darf. Wir dürfen. Und wir machen es. Jeden Tag. Die einzigen Probleme sind vermutlich unsere Harmoniesucht, unser Bedürfnis nach Schubladen. Rechts und links. Klug und dumm. Die einzige Wahrheit und das Konstrukt aus Lügen. Alles, was dazwischen ist, muss Lüge sein oder verschwiegen werden, denn es wird nicht oft und laut genug in die Welt gerufen. Vielleicht hören wir einfach mal auf zu brüllen, dann hören wir die Zwischentöne auch wieder besser.


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