Region. 45 Zentimeter Schnee im Harz, 20 Zentimeter in Braunschweig und Helmstedt. Die Schneefälle haben in der ganzen Region nach beinahe zwei Tagen endlich aufgehört. Doch was da ist, muss bei Tauwetter auch wieder gehen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) schließt ein Hochwassergeschehen nicht aus. Abhängig sei das vor allem davon, wie schnell die Schneeschmelze einsetzt. Bei den Talsperren im Harz zeigt man sich glücklich über die Wetterlage. Die Talsperren hätten noch viel freies Volumen. Die aktuelle Lage sieht man dort also entspannt.
"Ein mögliches Hochwassergeschehen ist grundsätzlich vor allem vom Verlauf der Schneeschmelze abhängig, das heißt, wie schnell der Schnee schmilzt und ob dazu noch Niederschlag fallen wird", erklärt Carsten Lippe, Pressesprecher des NLWKN. Der Temperaturanstieg lässt sich aktuell noch nicht zuverlässig vorhersagen. Der Temperaturanstieg könnte auch regional stark unterschiedlich verlaufen. Nach aktuellem Stand kann nach dem 15. Februar das erste Mal wieder mit Plusgraden gerechnet werden. "Wasserstandanstiege mit Überschreitungen von Meldestufen an den Pegeln sind grundsätzlich möglich. In der vergangenen Woche gab es bereits eine kleine Hochwasserlage mit Meldestufenüberschreitungen im Bereich der Schunter, Oker, Aller und Nebenflüssen", erinnert Lippe. Beim NLWKN beobachte man die Lage laufend und berechne Vorhersagen. Berichte und Warnungen zur Hochwassergefahr können dann auch Online eingesehen werden.
Schmelzwasser in den Stauseen willkommen
Die Talsperren im Harz - hier die Okertalsperre - haben noch viel Platz für Schmelzwasser. (Archivbild) Foto: Anke Donner
Eine wichtige Instanz im Hochwasserschutz sind die Talsperren im Harz. Sie nehmen aus den Bergen ablaufendes Schmelzwasser auf und können es kontrolliert an die Flüsse der Region abgeben. Sind die Talsperren jedoch voll, werden sie selbst zum Hochwasserrisikofaktor. Drohen die Stauseen überzulaufen, muss Wasser abgelassen werden. Und zwar schneller, als Neues hinzukommt. Das Wasser ergießt sich dann durch die Flussbetten in die Täler und vermengt sich mit dem Schmelzwasser im Flachland. In Thüringen wird deshalb jetzt schon Platz für Schmelzwasser in den Talsperren geschaffen. Im Harz sei das jedoch nicht nötig. "Momentan sind die Talsperren zu 51 Prozent gefüllt und können daher noch ein größere Wassermengen aufnehmen. Für den Hochwasserschutz wird in den Talsperren ohnehin immer ein Puffer freigehalten, um größere Wassermengen aus besonders starken Niederschlagsereignissen sicher aufnehmen zu können", erklärt Norman Droste von den Harzwasserwerken und fährt fort: "Aufgrund der Trockenheit der vergangenen Jahre, sind die aktuellen Zuflüsse durch Schmelzwasser sehr hilfreich. Normalerweise sind die Talsperren zu dieser Jahreszeit eigentlich zu knapp 75 Prozent gefüllt und deutlich voller als jetzt. Von daher wären auch weitere Schneemengen oder Regen aktuell kein Problem." Insgesamt sei die Schneelage für die Harzwasserwerke nichts Außergewöhnliches, es gehöre zum Winter dazu. Die letzten Jahre habe es eher zu wenig Schneefall gegeben.
Seesen und Lutter nicht unter dem Schutz der Talsperren
Beim Hochwasserschutz in der gesamten Region fällt der unteren Wasserbehörde des Landkreises Goslar ebenfalls eine besondere Rolle zu. Hier werden Hochwasserschutzprojekte zusammen mit der Hochwasserschutzkooperation Innerste geplant und umgesetzt. Diese Maßnahmen können im Affekt auch Hochwasser in Braunschweig verhindern, die sonst durch ein zu starkes Anschwellen der Oker ausgelöst würden. Angesichts der noch leeren Talsperren zeigt man sich hier ebenfalls weitestgehend entspannt. "Anders stellt sich die Situation im Raum Seesen und Lutter dar", merkt Landkreissprecher Maximilian Strache jedoch an. Grund dafür ist, dass dort Gewässer abfließen, die nicht durch Talsperren reguliert werden können.
Abwehr eines "Worst Case" nicht möglich
Ob es ein Hochwasser durch Schneeschmelze geben wird, darüber könne man derzeit nur spekulieren, "denn zu viele Faktoren - und leider unbekannte - spielen eine Rolle", so Strache weiter. Die bislang umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen würden jedoch dem Landkreis Goslar zufolge auf jeden Fall bereits dazu beitragen, ein eventuelles Hochwassergeschehen abzumildern: "Dass dies nicht zur Abwehr eines 'worst case', plötzlich eintretendes Tauwetter mit zusätzlichem heftigen Niederschlag, reicht, liegt auf der Hand. Schließlich hat die Hochwasserschutzkooperation Innerste, deren Mitglied der Landkreis ist, noch etliche Vorhaben vor sich." Völlig harmlos ist die aktuelle Schneesituation insgesamt wohl nicht. NLWKN und Landkreis Goslar empfehlen, die Situation weiter zu beobachten. Der Landkreis Goslar stellt dazu auch Informationen auf seiner Website bereit.
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