Lehrermangel: Die Zeit läuft weg - Regierung handelt zu langsam

Schüler seien beim Lesen, Schreiben und Rechnen zu schlecht. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte fordert schnelles Handeln.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) erwartet von Kultusministerin Julia Willie Hamburg im neuen Jahr 2023, dass sie die Probleme an unseren Schulen endlich angehen und konkrete Lösungen auch umsetzen wird, so heißt es in einer Pressemitteilung. „Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat seit ihrer Amtsübernahme gezeigt, dass sie die Probleme unserer Schulen erkannt hat. Sie kennt diese schon aus der Zeit ihrer Oppositionsarbeit. Es reicht aber nicht, die Realität zu beschreiben und dann zwar Vorschläge zu unterbreiten, diese aber nicht zügig umzusetzen“, so VNL-Vorsitzender Torsten Neumann.



Größtes und spürbarstes Problem an den Schulen sei der durch den eklatanten Lehrkräftemangel bedingte Unterrichtsausfall mit all seinen Folgen. Der VNL sei ebenso wie die Ministerin der Meinung, dass dieser Zustand noch Jahre andauern werde. Gerade deshalb müsse der Lehrkräfteberuf umgehend und nicht erst in ein paar Jahren attraktiver gestaltet werden. Dazu gehöre auch die Besoldung mindestens nach A13 für alle Lehrkräfte. Im Wahlkampf von allen Parteien gefordert, hapere es jetzt aber mit der Umsetzung. Die Ministerin wolle 2023 lediglich die Modalitäten zur Umsetzung prüfen beziehungsweise erarbeiten. Dabei sei Niedersachsen eines der letzten Bundesländer, die ihre Lehrkräfte an den Ober-, Real-, Haupt- und Grundschulen schlechter als die übrigen besoldet, so der VNL. Auch 2023 würden Bewerber nicht in Niedersachsen eine Stelle annehmen, sondern diese in einem Bundesland suchen und finden, das bessere Konditionen bietet. Zudem sei die gerechtere Besoldung für alle im Dienst stehenden Lehrkräfte ein Zeichen der Wertschätzung, ein Vertrösten auf später bewirkt das Gegenteil.

"Quereinsteiger" nur für die Statistik


Durch den an den Schulen existierenden eklatanten Lehrkräftemangel werde es schwierig werden, auf die schlechten Ergebnisse der IQB-Studie der Grundschüler beim Lesen, Schreiben und Rechnen zu reagieren. Ohne sichere Grundlagen in Deutsch und Mathematik sei jedoch ein erfolgreiches Vorankommen in den weiterführenden Schulen nicht möglich. Es müsse umgehend gehandelt werden, Vorschläge und Ideen seien genügend vorhanden, fordert der VNL.

Der VNL befürchtet, dass nicht genügend Lehrkräfte durch Beschäftigte anderer Berufsgruppen gefunden werden können. Diese sogenannten „Quereinsteiger“ seien den Schulen aber nur dann eine Hilfe, wenn sie zügig pädagogisch aus- und fortgebildet werden, ansonsten werde zwar die Unterrichtsversorgung statistisch angehoben, aber nicht wirklich verbessert. Die Erhöhung der Studienplätze sei umgehend erforderlich. Es brauche Jahre, bis von den Universitäten neue Lehrkräfte an die Schulen kommen. Die geplante Einführung eines Stufenlehramtes werde den Lehrkräftemangel jedoch nicht beheben können. Der VNL steht dieser Maßnahme weiterhin kritisch gegenüber.

Keine Entlastung spürbar


Konkrete, spürbare Entlastungen für die arg belasteten Lehrkräfte seien im Schulalltag noch immer kaum zu spüren. Es bedürfe dringend mehr Unterstützungs- und Assistenzpersonal an den Schulen, die Lehrkräfte müssten von bürokratischen Aufgaben entlastet werden. Das könne und müsse schneller umgesetzt werden.

Neumann abschließend: „Niedersachsens Schulen dürfen nicht weiterhin Sorgenkinder bleiben. Konkrete Maßnahmen müssen mit Bedacht und ohne Blick durch die ideologische Brille zügig in Angriff genommen und umgesetzt werden. Die Zeit rinnt dahin und die Probleme werden nicht weniger. Wir vom VNL werden den Prozess gerne dabei konstruktiv, aber auch kritisch begleiten und bieten unsere Mitarbeit an.“


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