Region. Vom Schweinekotelett bis zum Hähnchenschnitzel: In der Region werden pro Jahr mehrere Zehntausend Tonnen Fleisch gegessen – rein statistisch jedenfalls, berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und beruft sich dabei auf Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL).
Insgesamt wurden laut dieser Zahlen in der Region rund 58.400 Tonnen Fleisch verspeist. Allein 13.000 Tonnen landen davon in der Stadt Braunschweig pro Jahr auf dem Teller. Platz zwei belegt mit 9.000 Tonnen der Landkreis Gifhorn. Dahinter kommen der Landkreis Peine (7.000 Tonnen), die Stadt Wolfsburg und der Landkreis Goslar mit jeweils 6.600 Tonnen, der Landkreis Wolfenbüttel mit 6.100 Tonnen, die Stadt Salzgitter mit 5.400 Tonne und der Landkreis Helmstedt mit 4.700 Tonnen.
Pro-Kopf-Verzehr geht zurück
„Die Menge an Fleisch, die auf den Teller kommt, wird weniger: Der Pro-Kopf-Verzehr geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Trotzdem bleibt Fleisch ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Und dahinter steckt immer auch die Arbeit von Menschen“, sagt Katja Derer. Die Geschäftsführerin der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz lenkt damit den Blick auf die Fleischproduktion: Neben der Haltung der Tiere sei auch deren Schlachtung und die Fleischverarbeitung ein „entscheidender Aspekt, den viele gerne ausblenden“, so Derer.
Hungerlohn für Beschäftigte der Fleischindustrie
Ein wichtiger Punkt sei dabei der Lohn: „Es geht darum, was die Menschen verdienen, die dafür sorgen, dass Filets, Salami, Kochschinken oder Leberwurst auf den Tisch kommen“, sagt Katja Derer. Die Geschäftsführerin der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz kritisiert, dass die Fleischindustrie immer noch eine Niedriglohnbranche ist.
„Wer Tiere schlachtet oder Grillwürste verpackt, verdient selbst nur einen Hungerlohn. Oft sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn – aktuell also 12,82 Euro pro Stunde. Nur wer Glück hat, liegt ein paar Cent drüber“, so Katja Derer. Doch mit der „Arbeit zum absoluten Billiglohn“ müsse jetzt Schluss sein. Deshalb fordert die NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz mindestens 14,50 Euro pro Stunde als Untergrenze bei der Bezahlung für die Branche.
Insgesamt sind seien in der Region nach Angaben der NGG aktuell mehr als 700 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. Hinter der Fleischproduktion stecke eine harte Arbeit: „Das ist ein Knochenjob. Allein beim Zerlegen von Schweinehälften wuchten die Beschäftigten eine tonnenschwere Last am Tag: Eine Schweinekeule wiegt zwischen 5 und 10 Kilogramm. Und in einer Schicht trägt ein Zerleger mehr als 200 Mal Keulen aufs Produktionsband“, erklärt Derer.
Außerdem würden Hitze und Nässe den Beschäftigten im Schlachtbetrieb und bei der Fleischverarbeitung zu schaffen machen. „Ebenso die Kälte im Kühlhaus. Das ist eine Arbeit bei ständig kalten 2 bis 3 Grad“, so Katja Derer. Auf Dauer sei das für die Beschäftigten eine enorme gesundheitliche Belastung.
Mehr Lohn gefordert
Auch deshalb sei es höchste Zeit, die Arbeit in der Fleischindustrie „endlich besser zu bezahlen“. Die Gewerkschaft NGG werde jetzt alles tun, um ein Lohn-Plus am Tariftisch durchzusetzen: 14,50 Euro pro Stunde soll der neue Mindestlohn der Branche sein. Die Tarifverhandlungen für die Fleischindustrie starten Anfang Februar.