Mücken: Die Saison der lästigen Plagegeister hat begonnen

Wie sich die anhaltende Trockenheit auf die Populationen auswirkt und wie es um die Ausbreitung gefährlicher Exoten steht, verrät das Landesgesundheitsamt.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Region. Ob auf dem Balkon, auf der eigenen Terrasse oder im Biergarten - Viele sitzen an warmen Frühlings- oder Sommerabenden gerne im Freien. Doch da gibt es gewisse Plagegeister, die einem nicht nur die Nerven rauben können, sondern sogar etwas vom eigenen Blut: Gemeint sind natürlich die Stechmücken, die vermutlich auch in dieser Saison wieder Hochkonjunktur haben dürften. Das meint zumindest das Niedersächsische Landesgesundheitsamt.



"Maßgeblich wirken sich klimatische Bedingungen auf die Mückenpopulation aus und insgesamt werden durch den Klimawandel die Lebensbedingungen für Mücken verbessert", erklärt Mike Wonsikiewicz vom Landesgesundheitsamt auf Anfrage von regionalHeute.de. Milde Winter machten es den Mücken leichter, zu überleben und Sommer mit teils heftigen Niederschlägen böten den Mücken zahlreiche Gelegenheiten, sich in Gewässern und Pfützen zu vermehren. "Der milde Winter wird vermutlich auch in diesem Jahr zu einer starken Mückenpopulation führen", so die wenig erfreulichen Aussichten. Aussagen zu einer besonderen Betroffenheit bestimmter Regionen in Niedersachsen könnten zurzeit allerdings nicht getroffen werden.

Trockenheit hilft nicht viel


Wie berichtet, herrscht in der Region und eigentlich in ganz Niedersachsen seit Monaten eher Trockenheit. Bei all den Problemen, die das mit sich bringt (regionalHeute.de berichtete), müsste das in Sachen Mücken nicht eigentlich von Vorteil sein? "Grundsätzlich trägt langanhaltende Trockenheit dazu bei, dass Bruthabitate trocken gelegt werden und sich dadurch weniger Nachkommen entwickeln können. Die aktuellen klimatischen Bedingungen reichen hierfür bislang allerdings noch nicht aus", erläutert Mike Wonsikiewicz.

Viele Spezies könnten selbst in kleinsten Wasseransammlungen, zum Beispiel in Baumhöhlen brüten. "Im menschlichen Umfeld finden die Stechmücken in Gärten ausreichend Bruthabitate, zum Beispiel in Regentonnen, Vogeltränken und anderen Wasseransammlungen in Gefäßen. Erwachsene Stechmücken sind gut darin, sich der Hitze zu entziehen. Sie ziehen sich in kühlere, feuchte Mikrohabitate, zum Beispiele dauerhaft beschattete Mauerritzen zurück", heißt es aus dem Landesgesundheitsamt weiter.

Gefährliche Exoten?


Und wie sieht es mit der Ausbreitung exotischer Mücken in Niedersachsen aus? Und wie gefährlich sind diese? "In Niedersachsen wurden inzwischen auch einzelne Exemplare der Tigermücke nachgewiesen, die vermutlich über den Personen- oder Warenverkehr eingetragen wurden. Etablierte Populationen konnten an den Fundorten bislang nicht nachgewiesen werden", berichtet Wonsikiewicz. Langfristig sei jedoch davon auszugehen, dass diese Art auch in den nördlichen Bundesländern heimisch werde.

Die Tigermücke sei theoretisch in der Lage, auch exotische Erreger, wie etwa das Dengue-, Zika- oder das Chikungunya-Virus zu übertragen. Bislang seien in Deutschland aber alle nachgewiesenen Infektionen mit diesen Erregern reiseassoziiert, die betroffenen Personen hätten sich also im Ausland infiziert. Hinzu komme, dass die Erreger hier keine optimalen Bedingungen vorfinden würden, was sich allerdings durch den Klimawandel ebenfalls langfristig ändern könnte. "Bisher konnten diese Erreger in den deutschen Tigermückenpopulationen nicht nachgewiesen werden. Die Tigermücke ist deshalb in erster Linie lästig, insbesondere weil sie äußerst aggressiv sticht und tagaktiv ist, im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Mückenarten, die nur in den Morgen- und Abendstunden aktiv sind", weiß der Sprecher des Landesgesundheitsamtes.

Hausmücke verbreitet West-Nil-Virus


Etwas anders stelle sich die Situation beim West-Nil-Virus dar, das seit 2018 regelmäßig in Deutschland nachgewiesen werde. "Bislang traten Infektionen bei Vögeln, Pferden und Menschen überwiegend in den östlichen Bundesländern auf. 2024 wurden erstmals in Niedersachsen drei Humaninfektionen nachgewiesen und es erkrankte eine größere Anzahl von Pferden", berichtet Mike Wonsikiewicz. Dieses Virus lasse sich nicht durch eine Mückenbekämpfung eindämmen, da die gemeine Hausmücke als wichtigste Überträgerart praktisch flächendeckend bei uns vorkomme.

In der Mehrzahl der Fälle verlauf die Infektion symptomlos oder nur mit milden grippeartigen Symptomen. Pferde scheinen dagegen häufiger unter neurologischen Symptomen zu leiden. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin rät daher Haltern in den betroffenen Gebieten oder wenn sie ihre Tiere kurzzeitig in diese verbringen wollen, zum Beispiel für Turniere, ihre Pferde impfen zu lassen. Für die Humanmedizin stehe bislang kein Impfstoff zur Verfügung.

Mückenstichprophylaxe ernster nehmen


"Insgesamt ist für die Zukunft davon auszugehen, dass wir auch in Deutschland die Mückenstichprophylaxe werden ernster nehmen müssen, als dies bislang der Fall war", so das Fazit des Landesgesundheitsamt.